2289 - Der eiserne Finger Gottes
Geon-Durn in die Mitte und geleiteten ihn durch die Stadt; der Mond-Deuter untersagte es ihm, mit wem auch immer zu sprechen. Tum-Tawalik fühlte sich verpflichtet, hinter der Gruppe herzugehen, bis Geon-Durn ihm vor dem Tempel einen letzten, beinahe verzweifelten Blick zuwarf.
Einige Bettler, die Geon-Durns „Brunnengnade", wie sie es nannten, so oft genossen hatten, fragten ihn auf dem Heimweg, was denn mit seinem Herrn geschehen sei.
„Hört zu!", sagte Tum schnell entschlossen. „Ihr kennt doch sicher Leute, die in den Verliesen stecken, oder?"
„Natürlich." Einer der Bettler lachte; dabei kratzte er seinen räudigen Bauchpelz. „Jeder von uns war schon mal da. Und jeder kennt irgendwen."
„Wenn ihr etwas hört, sagt es mir. An der Zisternenklappe oder, wenn ich dort nicht sein darf, woanders - ich werde einem oder mehreren in diesem Fall sagen, wo man sich treffen könnte. Und sagt denen drinnen, wenn es eine Verbindung gibt ..."
„Die gibt es."
„Sagt, sie sollen ihn gut behandeln."
Ein anderer Bettler nickte. „Er hat uns Wasser gegeben", sagte er. „Wenn ihr Hilfe braucht - es gibt viele Bettler, und nicht alle sind kraftlos."
„Ich werde daran denken."
Aber er dachte an viele andere Dinge zugleich. Zum Beispiel daran, dass die gewöhnlichen Krieger unter der Leitung eines Scharführers am Haus geblieben waren, statt mit zum Tempel zu gehen.
Seine Befürchtungen wurden bestätigt, als er das Anwesen wieder erreichte. Die Krieger hatten alle Ausgänge gesperrt; niemand konnte ohne ihre Erlaubnis das Haus betreten oder verlassen. Und alle, die nicht für diesen Wachdienst benötigt wurden, durchsuchten das Haus und das gesamte ummauerte Gelände.
Die Wächter ließen Tum ins Haus. Sie hatten ihn mit Geon-Durn fortgehen sehen und wussten, dass er der Erste Knecht war. In der Diele fand er den Scharführer, der auf den Treppenstufen saß und seine Leute hierhin und dorthin schickte. Vor ihm türmten sich Geon-Durns kostbare Bücher, die gerollten Karten, Aufzeichnungen - und alles, was an wissenschaftlichen Geräten zu finden war: Fernrohre, Zeitmesser, Lupen, Rechenstäbe, Luftkästen ...
„Du bist der Erste Knecht, ja?"
Tum nickte. Dass der Scharführer ihn nicht mit Er anredete, war ein schlechtes Zeichen."
„Das Haus und der gesamte Besitz sind verfallen", sagte der Offizier. „Wir haben den Befehl erhalten, alles ..."
„Aber das kann doch nur das Ende des Verfahrens sein!"
Der Scharführer grinste. „Ein Verfahren, ein gerechtes Urteil, dann die Beschlagnahme des Besitzes?"
Wieder nickte Tum wortlos.
„Du träumst, Knecht. Die Edlen haben zugestimmt. Sie werden darauf achten, dass während des Verfahrens die Gesetze eingehalten werden, aber das Ergebnis steht schon fest."
„Du ... Ihr meint, Hinrichtung wegen Ketzerei?"
„Sie werden ihn unter Achtung der Gesetze gründlich foltern, bis er gesagt hat, was er weiß. Und danach werden sie ihn auf dem Platz vor dem Tempel verbrennen." Er schnaubte.
„Zu viel kostbares Holz, wenn du mich fragst. Vergeudung. Man könnte ihn auch lebendig im Sand vergraben."
„Und was geschieht mit uns?"
Der Scharführer rieb sich mit dem Handrücken über die Nase. „Die Sklaven sind Besitz, der Besitz ist beschlagnahmt. Knechte und Mägde sind frei, da sie keinen Beschäftiger haben. Eure eigene Habe - wird nicht viel sein, aber immerhin - könnt ihr mitnehmen, dazu jeder höchstens einen Zehntageslohn. Einen Goldsam oder den Gegenwert in kleineren Münzen."
*
Die meisten Sklaven ergaben sich in ihr Los. Einige der Frauen weinten, einige Männer stießen Knurrlaute aus und sträubten ihre Schnurrborsten, aber sie alle waren Besitz, und die meisten waren nie etwas anderes gewesen.
Nachmittags kamen Büttel, um sie abzuholen. Man würde sie zu den Pferchen hinter dem Tempel bringen und in den folgenden Tagen verkaufen. Wie einer der Büttel sagte, sei festgesetzt worden, dass der Erlös aus dem Verkauf zur Hälfte an die Grache, zur anderen an den Rat der Edlen falle.
Die Mägde und Knechte durften nicht mehr als je ein Reisebündel mitnehmen: Kleidung, Decken, ein paar Früchte, Brot und ein paar Münzen.
Tum war der Letzte, der abends ging. Er hatte darauf bestanden, bis zum Schluss dabei zu sein. Darauf zu achten, dass alles rechtmäßig blieb, dass alle unangenehmen Dinge so glatt wie möglich geschahen. Bis zum Schluss hatte er sich von den anderen verabschiedet, ihnen Glück und eine warme, sichere Höhle gewünscht,
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