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2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Eisenmasse bedrohlich aus. Aber das lag vielleicht nur an dem unheimlichen Dröhnen der vorigen Nacht.
    Bedrohlicher Nachhall, dachte er.
    Auf Umwegen, verstohlen, unbeobachtet näherte er sich dem Anwesen des Edlen von Taraon. Im Schatten der Zezos wartete einer der Männer, die gelegentlich Nachrichten überbrachten.
    „Sie sind unterwegs", flüsterte er. „Die Vorbereitungen sollen weitergehen. Es gibt keine Hemmnisse. Aber wo finde ich dich, jetzt, da das Haus versperrt ist?"
    „Abends, an der Stele der Verkündung", sagte Tum. „Ich will versuchen, dort jeden Abend hinzukommen. Das Haus war natürlich besser, aber ..."
    Unwillkürlich schaute er hinüber zum Anwesen. Und sah Schatten von den Außenmauern zum Haus huschen.
    „Was ist das denn?" Der Übermittler der Nachrichten deutete auf den umwallten Garten.
    „Da bewegt sich doch was."
    „Geh, Freund", sagte Tum leise. Er zog das Messer aus dem Gürtel. „Ich will nachsehen, aber es ist nichts, was dich ... uns betrifft."
    „Bist du sicher?"
    Tum nickte. „Ich glaube, da suchen ein paar Leute etwas. Ich glaube auch, ich weiß, was sie suchen."
    Langsam, vorsichtig näherte er sich der Rückseite des Anwesens. Dort, wo der Hügelhang zur Wüste abfiel, gab es einige Dornensträucher, hinter denen er sich verbergen konnte. Die Mauer war hier etwas niedriger.
    Tum kauerte hinter dem Gesträuch und regte sich nicht. Die Tugend der alten Raubtiere, sagte er sich, ist Geduld, gefolgt von einem kühnen Sprung. Aber ich werde nicht springen.
    Er war nicht sicher, glaubte jedoch, in der Nähe der Mauer einen Schatten zu sehen. Dort stand aber nichts, was einen Schatten werfen könnte. Er schaute in den Himmel, sah vier Monde, versuchte ihren Lichteinfall zu berechnen, die Art, wie sich die verschiedenen Helligkeiten aufheben oder verstärken mochten. Nein, sagte er sich, da ist nichts, was diesen Schatten verursachen kann.
    Warten. Immer noch hielt er das Messer in der Hand. Nicht, um es zu verwenden, aber irgendwie gab es ihm ein Gefühl der Sicherheit.
    Plötzlich bewegte sich der Schatten. Nicht viel, eher ein Zucken, vielleicht ein Rekeln. Dort musste jemand sein, die die anderen Schatten beobachtete. Oder schützte, indem er die Umgebung bewachte.
    Es war fast Morgen; im Osten wurde es heller, und bald würde Dyon aufgehen. Schatten glitten durch den Garten, vom Haus zur Mauer. Oben am Haus knirschte etwas. Offenbar hatten die Eindringlinge eine der versperrten und versiegelten Öffnungen gesprengt und versuchten sie nun wieder zu schließen.
    „Habt ihr es gefunden?"
    Die Stimme war so leise, dass Tum sie fast nicht gehört hätte. Sie kam vermutlich von dem Schatten an der Mauer.
    „Nein. Nächste Nacht suchen wir weiter. Komm, es wird gleich hell, dann müssen wir weg sein."
    Es. Tum nickte unwillkürlich. Die Bruderschaft suchte das Eisenbuch. Das angeblich so kostbare, unersetzliche Gefäß allen Wissens, das Geon-Durn von Taraon seit Jahren hütete.
    In dem es viele Seiten gab, die er nicht verstand, die er abgeschrieben hatte und an denen er seine Fertigkeiten versucht hatte.
    Blätter, die verbrannt werden sollten, hatte Tum oft genug in Händen gehalten. Blätter, auf denen sein Herr - leichtsinniger Narr, dachte er - unverständliche Sätze zu enträtseln, zu übersetzen gesucht hatte.
    Leichtfertiger Narr, wiederholte er in Gedanken. Er hatte ihn mehrmals belauscht, wenn er mit einem der anderen Eisensucher sprach. Zehntausende von Jahren sei das Buch alt, hatten sie gesagt. Ein Überlebender - was hatte er überlebt? - sollte einem oder mehreren Menschen seine Geschichte erzählt haben, und diese Menschen, ferne Vorfahren, hätten all das aufgeschrieben, mit vergessenen Zeichen einer ausgestorbenen Sprache. Dann begannen die Blätter zu welken, zu faulen, und andere schrieben alles ab, so gut sie es eben verstanden.
    Sie übertrugen es in ihre Vorstellungen, in ihre Sprache, die sich verändert hatte und etliche alte Wörter nicht mehr kannte. Vielleicht hatten sich auch die Bedeutungen anderer Begriffe verändert.
    Wieder und immer wieder. Abgeschrieben, Halbvergessen in Neues übersetzt, Unverständliches zu erraten versucht oder einfach unverstanden belassen. Jahrtausend um Jahrtausend, Abschrift um Abschrift, Sprache um Sprache, Schrift um Schrift.
    Das, was Tum auf den Blättern gelesen hatte, ehe er sie wie angewiesen verbrannte, ergab manchmal einen Sinn, meistens nicht. Und insgesamt war es ihm grenzenlos unwichtig erschienen. Alte

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