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2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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weniger ekelhaft machte. Ekelhaft, lebensrettend, köstlich.
    „Wie lange bin ich nun hier?" Irgendwann, als er sich von einer dieser Begegnungen mit Laruvela ein wenig erholt hatte, gelang es ihm, sich für die Welt und das Verstreichen der Zeit ausreichend zu erwärmen, so dass er diese Frage stellen konnte. Schwach, mit schmerzendem Mund.
    „Ihr seit jetzt den letzten Tag hier, Herr", sagte ein Bettler.
    „Wieso den letzten?"
    Sie tuschelten miteinander; einer, der in der entferntesten Ecke saß oder lag - Geon-Durn konnte ihn nicht sehen - ,hustete furchtbar und sagte dann mit rauer Stimme: „Morgen, Herr, ist Ein-Mond. Der Tag des Feuers."
    „Des Feierns?"
    Einige lachten. „Eine Feuer-Feier Euch zu Ehren", sagte ein Bettler. „Sie haben auf dem Platz den Brandhaufen errichtet. Für den edlen Ketzer Geon-Durn."
    Er benötigte einige Zeit, um sich durch die Nebel in seinem Gehirn zu einer anderen Frage vorzutasten. „Woher wisst ihr das? Ihr seid doch genauso gefangen wie ich."
    „Manchmal sagt einer der Büttel etwas."
    Ein anderer knurrte leise und flüsterte: „Seht ihr den Luftschacht dort, Herr?"
    Mühsam blickte Geon-Durn zu der engen Öffnung an der Wand, knapp unter der Decke. „Ich sehe ihn. Was ist damit?"
    „Da draußen ist ein Innenhof. Manchmal, wenn es ganz still ist, hört man Diener und Sklaven der Priester miteinander reden."
    „Und was sagen sie?"
    „Man hat Eure Bücher und Schriften zusammengetragen. Zerfetzt. Die trockenen Schreibblätter brennen sehr gut. Darauf werden sie Euch legen. Morgen, wenn Dyon sinkt."
    Der Bettler, der neben Geon-Durn lag, bewegte sich; ein Schwall von Gestank erreichte die Nase des Edlen.
    „Man müsste sein wie die Sirips", sagte der Bettler.
    „Ist es nicht schlimm genug, so zu sein wie wir?"
    Der Mann kicherte. „Ah, aber die Sirips können Gedanken lesen. Lautlos miteinander Sprechen. Dann brauchten wir nicht auf das Getuschel von Tempeldienern zu achten."
    Geon-Durn sah sich selbst dabei zu, wie seine trägen Gedanken in eine neue Richtung zu fließen versuchten. Nach einiger Zeit sagte er: „Können die Sirips das wirklich? Gedanken lesen?"
    „Wisst ihr das denn nicht?"
    „Ich erinnere mich, davon gehört zu haben. Aber Sirips gehören nicht zu meinem Anliegen."
    Er dachte darüber nach, schwerfällig und umständlich. Aufrecht gehende Schuppentiere.
    Widerwärtige Echsen mit kalten Augen und langen Zähnen. Packtiere. Sänftenträger. Wenn man sie ausreichend peitschte. Er erinnerte sich an Geschichten von Menschen, die unbewaffnet, allein, ohne Peitsche Sirips zu nahe gekommen und von ihnen zerfleischt worden waren.
    Wenn sie, dachte er, Gedanken lesen können, müssen sie selbst auch Gedanken haben. Denken. Dann sind sie keine Tiere. Keine Packtiere. Dann stehen sie neben den Bettlern.
    Oder neben Laruvela.
    Er kam nicht weiter in seinen Gedanken. Die anderen im Verlies begannen, über die unheimlichen Geräusche zu reden, die in Abständen aus dem Eisernen Finger Gottes drangen. Einer sagte, in der Stadt seien durch den Schall bereits etliche Hütten zerstört worden, sogar Häuser begannen zu bröckeln.
    „Es heißt", sagte einer, der neben der Tür lag, „das ist die Antwort des Gottes darauf, dass jemand ihn gelästert hat. Man muss das aber nicht glauben."
    „Und was glaubt ihr?"
    „Edler Geon-Durn", sagte der Mann mit deutlichem Spott, „wir glauben, dass der Gott dazu da ist, den Priestern Macht zu geben. Wir, die machtlos sind und am Rande des Rudels streunen, haben andere Sorgen. Wasser und Nahrung, nicht Götter und Erhabene. Oder Edle."
     
    *
     
    Offenbar hatten sie aufgegeben. Oder - wahrscheinlicher - sie wollten einen einigermaßen kräftig wirkenden Geon-Durn verbrennen. Es wäre kein Ruhm für das Priesterrudel, einen geschwächten Feind zu töten.
    Was auch immer der Grund war: Laruvela ließ ihn nicht mehr zum Verhör abholen. Geon-Durn war so erschöpft, dass er lange und tief schlief. Als er erwachte, hatte der Tag Ein-Mond bereits begonnen.
    Und Geon-Durn war wach und lebendig genug, um zu begreifen, dass dies der Tag seines Feuertodes sein würde. Er versuchte, das Bild einer strahlenden Hy'valanna heraufzubeschwören, aber entweder weinte sie in seinen Gedanken, oder er sah sie als Ewige Sklavin, Gebärmagd der Heiligen. Sarrukhat und Hy'valanna ... Lieber dachte er an die Flammen. Er hatte Qualen erlitten und würde auch die letzte, kürzere Qual des Brennens erleiden.
    Dann sagte er sich, dass „kürzere

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