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2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Quälers, eines schlanken, kraftvollen Mannes mittleren Alters.
    Geon-Durn schätzte ihn auf knapp hundert Jahre. Abgesehen von den allzu langen Krallen war er überaus gepflegt, drückte sich gewählt aus, schien sogar einige von Geon-Durns Schriften gelesen zu haben. Er bewegte sich mit einer gewissen Anmut - wuchtige Anmut, dachte Geon-Durn - und duftete nach teuren Essenzen.
    Anfangs hatte der Edle von Taraon den Übergang aus dem Dreck des Verlieses, aus dem unsäglichen Gestank zwischen all den Gefangenen in die Sauberkeit des Befragungsraums genossen. Ein kurzer Genuss, sofort aufgehoben durch die Gewissheit bevorstehender Quälerei.
    Später - er wusste längst nicht mehr, wie viele Tage seit der Festnahme vergangen waren - fühlte er sich durch die Sauberkeit der Folterzelle und den Duft des Quälers zusätzlich gedemütigt. Sauberkeit und anständige Kleidung standen ihm zu, dem edlen Geon-Durn von Taraon, nicht diesem Laruvela.
    Irgendwann sagte er sich, dass die Erhabenen einen Fehler machten. Vielleicht war er für sie unvermeidlich. Geon-Durn war beinahe sicher, dass er unter den Krallen und Werkzeugen von Sarrukhat geredet hätte. Aber natürlich folterte der Hohe Priester nicht eigenhändig.
    Und wahrscheinlich wusste Sarrukhat nicht, dass auch ein gebildeter und edler Mann wie Geon-Durn den uralten Zwängen unterlag. Sie waren im Blut, im Fleisch, in vergessenen Erinnerungen. Zwänge, Dränge, von denen er nichts geahnt, die er erstmals gespürt hatte, als an jenem Abend, in seinem Haus, Sarrukhat die Stimme erhob und die Krallen zeigte.
    Der Heilige war zweifellos nicht heilig, der Erhabene sicherlich nicht erhaben. Aber er war der Herr des Rudels. Ihm zu gehorchen wäre bei aller Qual beinahe eine Lust gewesen. Und Geon-Durn wusste, dass er Sarrukhat längst das Versteck des Eisenbuchs genannt haben würde.
    Laruvela gegenüber empfand er Hochmut und Demütigung. Es war ihm widerwärtig, ertragen zu müssen, dass dieser Unedle, Unwürdige sich pflegte, duftete, gewählte Worte verwendete, während er, der Edle von Taraon, von Dreck und Verkommenheit besudelt unter der Folter nur schreien konnte. Er schrie, bis die Stimme brach.
    Laruvela kannte alle Zonen des Körpers. Er war fähig, grässliche Schmerzen an Stellen zu bewirken, die Geon-Durn für gefühllos gehalten hatte, und empfindliche Teile so zu behandeln, dass sie zu einem Feuerball der Qual wurden, hinter dem das gesamte Weltall verschwand.
    Er schwieg nicht. Natürlich schwieg Geon-Durn nicht. Er schrie, brüllte, winselte, wimmerte, keuchte, fauchte. Aber er sagte nichts. Die Fragen, die Laruvela stellte, waren immer die gleichen, und nichts an ihnen war überraschend.
    „Edler Geon-Durn, ich werde jetzt an Euch ... dieses vornehmen, noch ein wenig mehr?
    Ah, gut, und gleich sagt Ihr mir sicher, wer Eure engsten Vertrauten sind. Ich rede von den Eisensuchern."
    „Edler ist Er? Aber wie unedel ist Sein Gekreische. Was weiß Er von den Vorbereitungen und Unternehmungen, die sich - ah, eine gute Stelle, nicht wahr? - ,die sich gegen die Erhabenen richten? Will Er nicht lieber sprechen, statt weiterhin würdelos zu röhren?"
    „Und wo hast du, elendes Stück Abschaum, das Buch versteckt? Du hast es doch, nicht wahr? Deine Mutter hat sich mit einem Sirip gepaart, ehe sie dich warf. Wo ist das Buch, Missgeburt?"
    „Edler, ich war gestern nicht von der Euch gegenüber angebrachten Höflichkeit erfüllt. Ihr werdet mir aber sicherlich sagen, was Ihr mit dem Gottesreich zu tun beabsichtigt, sobald ich mich dafür ausreichend eindringlich entschuldigt habe. Etwa so ..."
    Außerdem wollten sie natürlich, dass er widerrief, die Edlen und Wissenden versammelte und ihnen sagte, er habe sich geirrt, verrechnet, leichtfertige Schlüsse gezogen. Mit gewählten Worten, sanfter Stimme und tadellosen Umgangsformen verhöhnte Laruvela ihn als Nichtskönner, Streuner am Rudelrand, Schwachsinnigen.
    Die anderen Gefangenen ließen ihn meistens in Ruhe. Wenn die Büttel ihn nach einem der Verhöre ins Verließ schleiften - gehen konnte er dann nicht - und ins kotige Stroh warfen, gaben ihm die Leidensgenossen Wasser oder versuchten, ihm ein paar Brotkrümel in den Mund zu schieben.
    Sie waren Abschaum, mit dem er nichts zu tun haben wollte. Diebe, Mörder, Rudelflüchter, Aufrührer. Unedler Dreck. Bettler waren dabei, die das gute Wasser aus seiner Zisterne getrunken hatten und ihm dafür dankten. Was das Wasser, das sie ihm nun im Verlies gaben, nicht

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