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2289 - Der eiserne Finger Gottes

Titel: 2289 - Der eiserne Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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alte Segensformeln, die einen neuen Sinn bekamen.
    Und er hatte alle gehen sehen. Alle, bis auf Hy'valanna. Er mochte nicht nach ihr fragen, um die Krieger nicht darauf aufmerksam zu machen, dass jemand fehlte. Aber sie fehlte.
    Sie wird sich verkrochen haben, dachte er. Wo auch immer. Wahrscheinlich dort wo sie und der Herr sich immer verkrochen haben.
    Er hoffte, dass es ihr irgendwie gelang in den nächsten Tagen zu fliehen. Wenn nicht, konnte sie sicher sein, dass die Priester sie vor der Zeit holen würden.
    Bequem, sagte er sich. Sie wählen eine Ewige Sklavin aus, die ab einem bestimmten Alter von den Priestern, den Erhabenen, besprungen wird und ihre Brut austragen muss. Aber bis es so weit ist, sollen andere sich um sie kümmern, sie kleiden und nähren. Sehr bequem. Und so erhaben wie der Kot eines Dzabal-Käfers.
    Im Abendzwielicht ging er noch einmal zum Brunnenhaus und öffnete den Zufluss zur Zisterne. Der Wind würde das hoch angebrachte Schaufelrad weiter drehen, und bis die Glieder der Bronzekette zerfielen, würden Ledereimer das Wasser in der Tiefe schöpfen und in den Tank schütten. Für die Bettler; vielleicht auch für mich, dachte er.
    Mit seinem Bündel, einem Messer und den erlaubten Münzen verließ er das Haus. Im undurchdringlichen Gewirr der Sträucher unter den Zezo-Bäumen wartete er, um zu sehen, was weiter geschehen würde.
    Karren kamen, gezogen von Sklaven. Sie wurden mit alldem beladen, was die Krieger aus dem Haus geschleppt hatten, vor allem mit Büchern, Schriften, Instrumenten. Als die Karren sich quietschend zum Mittelpunkt der Stadt entfernt hatten, verließen die letzten Krieger das große Haus, in dem die Edlen von Taraon seit Jahrhunderten gelebt hatten, wenn sie in der Stadt waren.
    Die Fensteröffnungen waren mit Bronzestangen versperrt, die Läden vernagelt, die Türen mit Balken unbeweglich gemacht worden. Der Scharführer brachte überall dort, wo man etwas hätte öffnen können, Siegel aus Wachs an.
    Dann zogen die Krieger ab; sie ließen ein lebloses Haus zurück. Eine Höhle, die niemandem Zuflucht gab. Außer vielleicht Ungeziefer und einer Ewigen Sklavin.
     
    *
     
    Tum brachte sein Bündel zur Schmiede. Zur Begrüßung rieb Ayiska ihre Nase an seiner.
    „Frei?" Ayussuk knurrte tief im Bauch, als Tum seinen knappen Bericht beendet hatte.
    „Frei bist du nun? So frei wie ein an den Himmel geketteter Vogel. Willst du arbeiten?"
    „Was heißt wollen? Ich muss - wenn ich nicht hungern will. Oder betteln."
    „Du bist kräftig. Ich könnte Hilfe brauchen." Der Alte reckte die Arme und betrachtete sie.
    „Meine Kraft schwindet schnell. Und der Tempel will noch mehr Waffen, noch schneller als sonst."
    Tum fauchte leise. „Waffen für die Erhabenen? Ich würde sie ihnen gern liefern - mit der Klinge voran!"
    Ayussuk stellte die Ohren auf. „Ich habe das nicht gehört", sagte er. „Auch nachts höre ich sehr wenig. Tochter, er kriegt die Kammer hinter der Werkstatt, die am Hof liegt. Mach ihm ein ... das Bett."
     
    *
     
    Es war köstlich, sich fern vom Tempel - ohne Dreck, ohne Bettler, ohne Latrinen - an Ayiska zu reiben, ihren Pelz zum Glühen zu bringen, sie schnurren zu hören.
    Köstlich, aber die Köstlichkeit überdeckte nur kurz die Unruhe.
    Als Ayiska ihn verließ, um sich in die eigene Kammer zu begeben, brach er noch einmal auf. Er ging durch den Hof hinter der Schmiede, stieg über die Mauer auf einen angrenzenden Schuppen und sprang von dessen flachem Dach hinunter in eine der Gassen, die zum Tempel führten.
    Bettler, die er traf, konnten nichts Neues berichten; die meisten schlummerten ohnehin in irgendwelchen Winkeln. Auf dem Platz vor dem Tempel, an der Stele der Verkündung, standen ein paar Nachtwanderer und lasen, was die Mond-Deuter dort angebracht hatten. Die üblichen Dinge: heitere Gelassenheit, da der dritte Mond schräg über dem fünften stand, und das Wohlwollen des Gottes hinsichtlich der Gemüseernte, bekundet durch die Verschmelzung des roten Leuchtens von Mond Ajesh mit dem von Xirth kurz vor Sonnenaufgang.
    „Hatas vor dem Sternbild der Spange", las einer halblaut vor, „kündigt milden Regen in etwa zwanzig Tagen an. Bah! Und wenn nicht, haben sie nie die Deuter geirrt, sondern der Gott hat seine Meinung geändert. Wieso sagen sie eigentlich nichts über dieses Dröhnen?"
    „Vielleicht hat es sie rückwärts taub gemacht." Ein anderer Mann lachte.
    Tum schielte hinüber zum Finger Gottes. Irgendwie, fand er, sah die

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