2291 - Duell in Magellan
zuvorzukommen."
„Genau das befürchte ich."
Kantiran deutete in die Höhe. „Wir müssen weiter!"
Erst acht Minuten waren seit ihrem Eindringen in den Stock vergangen. Ascari da Vivo und der Dron konnten ihr Ziel ebenfalls noch nicht erreicht haben. Trotzdem zögerte Mal Detair. „Wenn du meine Vermutung unbedingt hören willst ..." Kantiran seufzte. „Ich glaube, dass der Energieschwall von Sol Gon-0 überfordert hat. Der Versuch, diese überschüssige Energie wieder abzugeben, hat plötzlich sehr viel mehr Intelligenzen der geistigen Versklavung ausgesetzt. Gon-O ist überfordert. Was nun alles auf ihn zurückstürzt, lässt seine Verwirrung noch anschwellen."
Das Flugaggregat trug Mal Detair langsam in die Höhe. Augenblicke später stand er in dem Korridor, der tatsächlich tiefer in den Stock zu führen schien. Er hatte den Strahler gezogen, musste ihn jedoch nicht einsetzen, denn der Stollen war leer. Zögernd steckte er die Waffe zurück. „Was spürst du inzwischen?", wandte er sich an Kantiran, der neben ihm landete. „Ich kann mich dem Einfluss entziehen. Das willst du doch hören, oder? Wahrscheinlich geht es mir nicht mehr anders als dir und dem Dron."
„Und deiner Mutter", fügte Detair hinzu.
Der Stollen teilte sich nach ungefähr zwanzig Metern. Filigrane Kristallstrukturen hingen wie Tropfsteine von der Decke herab. Vom Boden ragten unförmige Schichtungen auf, wobei das alles keineswegs den Eindruck hinterließ, als würden sich die Korridore über kurz oder lang schließen. Sie schienen im Gegenteil schon sehr lange in dieser Form Bestand zu haben.
In das düstere Schwarz mischten sich nun Grautöne, und die huschenden Leuchterscheinungen warfen unruhige Schatten.
Mal Detair entsann sich ebenso gut wie Kantiran, dass Bre Tsinga von rubinrot funkelnden Quarzwänden gesprochen hatte. Davon war allerdings nichts zu sehen. „Satrugar altert", vermutete der Fuertone. „Oder er verfällt."
„Weder noch", widersprach Kantiran. „Die veränderten Bedingungen der Hyperimpedanz sowie der Energieschock dürften das ausgelöst haben."
Wie bizarr gefaltete Vorhänge ragten die Kristallstrukturen in den Stollen, der mittlerweile sanft abwärts führte. Mal Detair entdeckte die winzigen Fremdkörper zuerst, die zu Dutzenden an dem filigranen Quarz hingen. Sie waren nicht größer als eine Fingerkuppe, aber zum Teil sehr unterschiedlich geformt. Keine zwei dieser Gebilde schienen sich wirklich ähnlich zu sein.
Vergeblich versuchte Kantiran, einen dieser Körper abzulösen. Es hätte brachialer Gewalt bedurft, und schon mit seinen vagen Bemühungen versetzte er die Faltung in Schwingungen.
Deshalb zog er die Hände schnell wieder zurück. „Das sind Satrugars Techniker", vermutete er. „Sogar ein Geschöpf wie der Nocturnenstock bedarf also solcher Helfer."
Je weiter sie kamen, desto größer wurden die Körper. Bald klebten sie auch an den Wänden oder bedeckten wie eine Heerschar vielgliedriger Insekten den Boden. Mittlerweile waren es nicht nur einige hundert,, die sie gesehen hatten, sondern Tausende. Der Gedanke, dass diese Roboter urplötzlich aus ihrer Starre erwachten, bereitete Mal Detair wachsendes Unbehagen. „Das alles hängt zusammen", vermutete Kantiran. „Was immer für das Irrlichtern in den Kristallen verantwortlich ist, dürfte die Dinger lahm gelegt haben. Strahlung, Energie, ich weiß es nicht. Aber es unterbindet jeden Funkverkehr."
Daran hatte Mal Detair nicht gedacht. „Nicht einmal ein Hintergrundrauschen ist zu empfangen", sagte Kantiran. „Seit wir den Stock betreten haben. Ich frage mich', ob es grundsätzlich so ist."
„Wen willst du über Funk erreichen?", fragte Mal irritiert. Da Kantiran schwieg, dachte er prompt an Ascari. Aber so verrückt konnte er gewiss nicht sein, dass er seine Mutter auf diese Weise herausgefordert hätte. Oder doch?
Kantiran wirkte verbissen, als er den Weg fortsetzte. Er blickte starr geradeaus. „Wir müssen schneller vorankommen!", drängte er. „Was hast du wirklich vor?"
Kantiran wich einem metergroßen Roboter aus, der eine Vielzahl undefinierbarer Werkzeuge und Messgeräte ausgefahren hatte, aber ebenso reglos war wie alle anderen. „Du weißt, dass ich einen Verrat verhindern muss. Wollen wir das nicht beide?"
„Du willst dir beweisen, dass du deiner Mutter überlegen bist." Mal Detair entging das Aufblitzen in den Augen des Freundes keineswegs, das ihm verriet, dass er richtig vermutete.
Für Kantiran ging es
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