2291 - Duell in Magellan
befreite die Mascantin sich aus Qertans Griff. Wortlos tastete sie über den Kristall, dann wirbelte sie herum. Die Augen hatte sie suchend zusammengekniffen, als sie sich ruckartig umsah, ihre Wangenknochen traten kantig hervor, aber ihre Lippen bebten. „Satrugar!", keuchte sie. „Warum tust du das?"
Sie machte zwei Schritte vorwärts, blieb stehen, drehte sich langsam um die eigene Achse. „Rede mit mir! Gon-Orbhon, ich bin enttäuscht. Warum provoziert ihr mich?"
Keine Antwort. Nichts. Nur bedrückende Stille.
Die Miene der Erhabenen spiegelte das Wechselbad ihrer Gefühle in einer Weise, wie Qertan es nie zuvor erlebt hatte. Obwohl er die Mascantin seit mehr als einem Vierteljahrhundert kannte, war sie ihm mittlerweile fremder, als jemals zuvor.
Sie leidet unter der wirren Ausstrahlung des Stocks, erkannte der Dron.
Im Laufschritt hetzten sie durch die Korridore und über Rampen, die eine immer größere Vielfalt offenbarten, je tiefer sie in das Zentrum des Nocturnenstocks vordrangen. Die Luft wurde stickiger, und die Temperatur stieg. Ascari lief der Schweiß mittlerweile in Strömen über das Gesicht.
Fünf Höhlengänge mündeten in die unregelmäßige Blase im Quarz, in der die Admiralin jäh angehalten hatte. Sie sah sich um, schien jeden Quadratmeter Fläche zu fixieren. Um ihre Mundwinkel zuckte es. „Gon-O!"
Die Wände absorbierten den Schall. Erst nach wenigen Augenblicken hallte Ascaris Stimme verzerrt aus allen Richtungen zurück. „Ich bin gekommen, weil wir uns gegenseitig brauchen, Gott Gon-Orbhon. Ein Feind der Terraner ist Arkons Freund."
Wieder dieses dumpfe Echo. Aber keine Antwort. Qertan glaubte nicht, dass Gon-0 überhaupt reagieren würde. Andererseits hatte die Admiralin Recht behalten, was die Struktur im Inneren des Berges anbetraf. Ein verzweigtes System aus Korridoren, Schächten und Höhlen durchzog den Stock.
Sie machte mehrere Schritte, drehte sich wieder im Kreis und streckte die Arme aus, als müsse sie gleichermaßen um Aufmerksamkeit heischen wie um ihr Gleichgewicht kämpfen. „Gon-O, ich bin zu dir gekommen! Zeig mir, dass du mich hören kannst."
Nichts geschah.
Qertan erschrak, als sie ihn anstarrte. Ihr Gesicht war bleich geworden und schweißüberströmt, unter den Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab. „Worauf wartest du?", herrschte sie ihn an. „Wir müssen das Herz finden!"
Es würde besser sein, den Stock zu verlassen, anstatt noch tiefer einzudringen. Viele kleine Anzeichen verrieten dem Dron, dass Ascari da Vivo unter Satrugars Ausstrahlung litt. Sie verlor ihre Ruhe und Besonnenheit und schien das selbst nicht einmal zu bemerken.
Qertan fragte sich, wie lange sie der mentalen Verwirrung noch standhalten konnte. Wie lange konnte er selbst das?
Er spürte den schleichenden Wahnsinn, diesen Druck auf seinem Schädel, der unerträglich wurde. Sein Instinkt warnte ihn davor, weiterzugehen. Aber Ascari da Vivo war seine Herrin, es war seine Pflicht, sie zu beschützen, solange ein Hauch Leben in ihm war. Jetzt umzudrehen und die Admiralin im Stich zu lassen war undenkbar. Ein solches Verhalten hätte ihn dazu gezwungen, die Hand gegen sich selbst zu erheben.
Sie verschwand in einem der Stollen. Ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen. Mit weit ausgreifenden Sätzen hetzte Qertan hinter der Mascantin her.
Seit einer halben Tonta befanden sie sich in Satrugar. Qertan blickte zweimal auf sein Armbandchrono, bevor er wirklich verstand, dass es so war. Eine halbe Tonta erst ... Er hatte sein Zeitgefühl eingebüßt; der Weg durch den Kristallberg war ihm sehr viel länger erschienen.
Wieder eine Abzweigung. Kam Ascari da Vivo gar nicht in den Sinn, dass sie den Stock mittlerweile längst durchquert haben mussten? Qertan fragte sich überrascht, warum er nicht schon eher daran gedacht hatte. Vielleicht hatten sie sich in einem Labyrinth verfangen, aus dem sie so nicht wieder herausfinden würden. „Erhabene!" Ascari da Vivo reagierte nicht. „Erhabene, wir müssen unsere Position bestimmen! Das Herz ist möglicherweise näher, als wir glauben."
Sie wurde langsamer, obwohl Qertan, solange die Stollen hoch genug und ausreichend breit waren, mühelos und ohne sich anzustrengen mit ihr Schritt halten konnte. Gleichmäßig stampfte er über den Boden, nur hin und wieder zuckte sein Schwanz ausbalancierend von einer Seite zur anderen. Dann blieb sie stehen und starrte ihn an.
Raumschiffe der Kybb Schlachtschiff der Kybb-Cranar Dieser Raumschiffstyp
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