2292 - Dreimal ewiges Leben
die Korridore zu dirigieren.
Es dauert nicht lange, bis ich im Hangar eintreffe. Meine alte Kennung ist noch gültig, wie ich feststelle, als sich die Schiffsschleuse vor mir öffnet. Ich mache es mir in der Wartelounge bequem und beobachte durchs Holofenster, wie die Verladearbeiten abgeschlossen werden.
Minuten später bin ich unterwegs zur TITAN-09.
Als ich das Beiboot verlasse, führt mein Weg mich sofort zur Medo-Abteilung. Meine Vermutung trifft zu. Der Schwebestuhl steht dort in einer Nische, als habe er nur auf mich gewartet. Seufzend lasse ich mich darauf nieder.
Ein kurzer Check bestätigt mir, dass er unangetastet geblieben ist. Alles ist noch so, wie es sein sollte. Ich aktiviere die Antigravfunktion und drücke leicht gegen den Hebel auf der rechten Lehne. Der Stuhl setzt sich in Bewegung.
Sarong Mathis Kabine befindet sich auf demselben Deck. Sie ist mein erstes Ziel. „Erhabener Herr!", klingt es aus dem Akustikfeld, als der Türmonitor ihm mein Bild zeigt. Er öffnet sofort das Schott. „Welche Freude, dich zu sehen!" Er ist ehrlich überrascht und bittet mich hinein. Ich folge seiner Einladung, schwebe ins Innere der Kabine. „Ich habe von schlimmen Bluttaten gehört", beginnt er etwas aufgeregt das Gespräch. Nun bin ich erstaunt. Es muss ihm sehr wichtig sein, wenn er so damit herausplatzt. „Du meinst die Toten in der Medo-Abteilung?" Ich mache eine wegwerfende Geste. „Sie haben sich meinen Wünschen widersetzt. Nicht der Rede wert."
„Nicht der Rede wert", wiederholt er im Flüsterton. Er zieht die Schultern hoch und scheint etwas antworten zu wollen, lässt es dann aber lieber. Stattdessen blickt er mich ein wenig nachdenklich an. „Was ... was führt dich zu mir?"
Ich habe kein Interesse an verbalem Geplänkel. Jede Minute ist für mich kostbar. „Du warst immer einer meiner fähigsten Leute, Sarong, deshalb wende ich mich an dich. Ich möchte ein Gespräch mit Deitz Duarto führen."
Sarong Mathi legt den Kopf schief. „Unter vier Augen?"
„So hatte ich es mir gedacht."
Er scheint für einen Moment zu überlegen. „Warum gehst du nicht den offiziellen Weg?"
„Gon-Orbhon schickt mich", lüge ich ihn an. „Er hat erfahren, dass es Verräter an Bord geben soll. Anscheinend überwachen sie auch die Kommunikationswege. Wir dürfen nicht riskieren, dass sie Wind davon bekommen, wenn ich Deitz über ihre Anwesenheit aufkläre."
Das ist alles reine Erfindung, aber die Wirkung ist frappierend. „Was für Verräter?" Die Nackenstacheln des Eins-Katalogs stellen sich entsetzt auf.
Ich blicke ihn nur schweigend an. Soll er ruhig seine Fantasie spielen lassen. Es muss ihm schon wie ein Wunder erscheinen, dass der große Tagg Kharzani hier bei ihm in der Kabine ist. Der edle Flottenadmiral und Held von Arphonie. Bei ihm, dem kleinen Unterling. „Wie ... wie kann ich dir helfen?", stammelt Sarong Mathi.
Er hat es geschluckt. Mein Besuch erhöht ihn in seinen Augen, und die Vorstellung, mir und Duarto gleichermaßen helfen zu können, spornt seinen Ehrgeiz an. „Kannst du herausfinden, wo Duarto untergebracht wurde?"
Der Eins-Katalog weicht meinem bohrenden Blick aus. „Das ist... kein Problem. Ich habe persönlich eine Kabinenflucht nach seinen Bedürfnissen einrichten lassen."
Ausgezeichnet! Wer hätte gedacht, dass ich einen solchen Volltreffer lande!
Ich erkläre ihm, dass ich gleich mit Duarto reden will. In seiner Kabine. Auch wenn der Oberbefehlshaber sich schon zur Ruhe begeben hat. „Nein, man muss Duarto nicht wecken", beeile ich mich zu versichern, als der Eins-Katalog zu bedenken gibt, welche Uhrzeit wir haben. „Es reicht, wenn du mir den Impulsgeber für seine Kabine gibst. Ich werde den Prim-Direktor direkt aufsuchen."
Funkelt da nicht Angst in seinen Augen?
Aber er schweigt zu meinen Worten, begibt sich zu einem Schrank und holt den gewünschten Gegenstand heraus. Ich nehme den Impulsgeber dankbar entgegen. „Jetzt noch den Weg zu Duartos Kabine. Beschreib ihn mir!"
Er scheint zu zittern, als er die entsprechenden Angaben macht. Ist es die Aufregung? Ahnt er, was ich mit Duarto vorhabe? Ich reagiere nicht darauf.
Als er mit seinen Erklärungen fertig ist, sage ich nur: „Vielen Dank, Sarong, du warst mir eine große Hilfe."
„Erhabener", entgegnet er leise. „Diese Verräter ..."
Aber es interessiert mich nicht, was er zu sagen hat. Jede Minute ist kostbar. Jede Minute sterbe ich ein wenig mehr.
Ich gebe eine Zahlenfolge in das Tastenfeld auf der
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