2292 - Dreimal ewiges Leben
weiten Universum?
Niemand wird sich damit befassen, was hier geschah. Der Tod eines Dutzend Traken spielt keine große Rolle. Auch wenn zwei wichtige Abteilungen betroffen sind, die Technische und die Medizinische, das Personal kann ersetzt werden. Und der Verursacher der Querelen wird nicht ernst genommen.
Nicht viel anders sieht es mit dem Biotank aus. Mag sein, dass wesentliche Pläne beeinträchtigt worden sind. Aber auch hier gilt, dass alles reproduzierbar ist. Bei der gewaltigen Größe des Schiffs liegen die Daten in mehr als nur diesem einen Rechner vor.
Der Verursacher ... Das System weiß ihn zu nehmen.
Ich gebe eine Tastenkombination in die linke Schwebestuhllehne ein. Sofort verbindet der Stuhl mich mit dem Rechnerverbund. „Tagg Kharzani", identifiziere ich mich.
Der Rechnerverbund reagiert nicht. Er antwortet nicht auf den direkten Zugriff, als wäre meine Legitimation erloschen. Ich habe keine Kontakterlaubnis mehr.
Einen Moment lang weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll. Es passt ins Bild. Ich werde ignoriert. Aber erst jetzt begreife ich, was es wirklich heißt, nicht mehr Herr im eigenen Haus zu sein. Ein anderer hat das Sagen: Deitz Duarto.
Ich habe keinerlei Befugnisse mehr.
Ein Schauder durchläuft mich, als mir klar wird, wie isoliert ich bin. Gon-O hat mir alles genommen, was mich ausmacht: mein Amt, meine Würde... und obendrein verweigert er mir die Lebensverlängerung.
Ich muss zurück ins Stock-Relais. Meine einzige Chance ist die Rückkehr nach Satrugar.
Sonst steht mir der Organausfall bevor.
Meine Nervosität wächst. Ich hatte so sehr gehofft, einen Weg zum ewigen Leben gefunden zu haben. Organkloning. Es wäre ein Königsweg gewesen, um zu überleben, bis mich die regenerierende Strahlung des Stocks endgültig unsterblich gemacht hätte.
Jetzt bin ich wieder hilflos und verzweifelt, und meine Hände zittern wie nie zuvor, als ich den Schwebestuhl wende. Ich muss zurück!
Panik steigt in mir auf. Nichts ist so gelaufen wie von mir erhofft. Ich habe durchgedreht.
Habe kurzen Prozess gemacht. Aber als ich jetzt durch die Hallen der Medo-Abteilung schwebe, sehe ich bereits die Techniten an der Arbeit.
Sie beseitigen alle Spuren meines Amoklaufs.
Einige Traken begegnen mir. Es sind die Überlebenden meiner Raserei. Angehörige der Medo-Abteilung, die nicht meinem Thermostrahler zum Opfer gefallen sind. Fast gleichgültig treten sie mir entgegen, ohne jede Spur von Angst.
Das kann ich von mir nicht behaupten. Ich bange um mein Leben. „Traken", sage ich, „rüstet mich für die Rückreise aus!"
Sie blicken mich ausdruckslos an, wie betäubt, und ich frage mich, ob ich sie durch die Ereignisse traumatisiert habe. Dann wird mir klar, dass sie behandelt worden sind. Die Techniten müssen ihnen Medikamente verabreicht haben, damit sie ihre Funktion wieder aufnehmen können. Funktionieren ist alles in Gon-Orbhons Reich.
Ich nicke in Gedanken, körperlich fällt es mir zu schwer. „Bringt mir an Schmerzmitteln, Aufputschern und besonders Antidepressiva alles, was ihr in der Abteilung auf Lager habt. Und die erforderlichen Hydro-Injektoren."
Schweigend folgen sie meiner Weisung und tragen herbei, was sie finden können. Sie verstauen es in den Fächern des Schwebestuhls und ziehen sich rückwärts zurück.
Wie einen rächenden Gott behandeln sie mich, beschwichtigen mich wie einen bösen Geist, dessen Zorn sie nicht herausfordern wollen. Obwohl sie emotionslos sind, von Drogen benebelt.
Schweigend blicken sie mir nach, als ich mit dem Schwebestuhl die Medo-Abteilung verlasse.
Ich passiere Tunnel, Schleusen und Lifts. Niemand hält mich auf. Es ist, als erhielte ich freies Geleit zurück in meine Heimat, zurück in das Stock-Relais, wo mein Leben zumindest für eine Weile konserviert wird.
Als ich den Hangar erreiche, stellen sich mir zwei Motoklone in den Weg. Ich reagiere sofort und erteile Feuerbefehl, aber die Thermokanone wird nicht ausgelöst. Dafür verharrt der Schwebestuhl, ohne dass ich ihm den Befehl erteilt hätte.
Jemand oder etwas hat die Kontrolle übernommen.
Wie zur Bestätigung erhebt einer der beiden Motoklone seine Stimme: „Erhabener Herr! Der Einflug ins Groß-Relais, zu Gon-Orbhon, wird dir verwehrt!"
Ich starre ihn an, aber in seinen metallischen Augen ist nichts zu sehen. „Wieso?", krächze ich.
Er antwortet tonlos: „Wegen der Waffen in deinem Stuhl."
Ich bin fassungslos und aufs Äußerste gedemütigt, denn jetzt bin ich
Weitere Kostenlose Bücher