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2294 - Kristallchaos

Titel: 2294 - Kristallchaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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auf.
    Hätten sie ihn nur gleich zerstört, als sie angekommen waren. Damals war Gucky noch einsatzfähig gewesen. Er hätte eine entsprechende Bombe oder mehrere deponieren oder ein Raumschiff ins Ziel lenken können, das auf dem Nocturnenstock zerschellte und diesen zerstörte.
    Mit dem Wissen von heute hätten sie es damals wohl auch getan. So aber ... Bully merkte, daß er über den Boden kroch, immer geradeaus in die Richtung, die ihm der neue Weg zuließ. Den Gedanken, hier jeden Augenblick auf den Motoklon zu stoßen, blendete sein Gehirn wohlweislich aus. Etwas packte ihn und schleuderte ihn davon, eine unsichtbare Hand, eine Kraft aus dem Nichts.
    Er konzentrierte sich stärker, die Mentalstabilisierung half ihm dabei. Langsam rückten die Impressionen in den Hintergrund, blieb nur das blaue Wabern aus Licht um ihn herum, das er wie eine Schleppe hinter sich herzog.
    Dann sah er die Echse. Sie trug einen roten Kampfanzug, und sie hielt Gucky und den Schutzherrn in ihren Klauen. Der Motoklon zerquetschte die beiden Körper, als seien es Spielzeuge. „Komm her!", sagte das Ungeheuer zu ihm. „Ich bringe dich in Sicherheit!"
    Bully versuchte wegzulaufen, aber die Echse gab ihm keine Chance. Ihre Pranken schossen ihm entgegen. Er spürte die Eisenklammern um seine Hüfte und den linken Arm, als der Motoklon ihn nach oben riß.
    Aus den Wänden schoß rote Magma, als sei der Vesuv tief unter ihnen ausgebrochen.
    Die glühende Masse formte sich zu Bällen, die nach allen Seiten schossen. Wo sie auf Widerstand trafen, lösten sie sich unter den bekannten Diffusionseffekten auf.
    „Ich glaube, Gon-O hat einen Fehler gemacht", sagte der Motoklon im roten Anzug.
    „Ein paar Messungen noch, und wir wissen es."
    Bully wunderte sich, daß er noch lebte. Er verspürte keine Schmerzen, also hatte die Echse ihn bisher nicht zerfetzt. Ihm fiel ein, daß Gon-O ihn und die Gefährten möglicherweise noch brauchte und erst später über ihr Schicksal entschied, wenn das Experiment mit ARCHETIM zu Ende war. Eine Chance, jemals ins Freie zu gelangen und die Menschheit zu warnen, sah er inzwischen nicht mehr. Nicht unter den gegebenen Umständen.
    Regungslos beobachtete er, wie sich der Motoklon nach und nach in einen Haluter verwandelte. Die psionischen Effekte ebbten ab. Bullys Kopf wurde wieder klar.
    „Der Motoklon ist nicht in der Nähe", hörte er Icho Tolot sagen. „Es handelte sich erneut um eine Spiegelung. Es fiel auch nur ein einziger Schuß, nämlich meiner."
    Es war der stärkste Psi-Schock gewesen, den sie bisher erlebt hatten.
    Reginald Bull sah die Umgebung wieder klar und deutlich. Dort, wo die Wand unter dem Aufprall der Energien zerplatzt war, erstreckte sich ein Kamin. Er führte schräg nach oben.
    „Ich klettere", sagte Tolot. „Du ruhst dich aus."
    „Ich habe eine Entscheidung gefällt", sagte Bully. „Wir trennen uns. Solange wir zusammenbleiben, können wir den Ausgang suchen, bis wir schwarz werden. Du bringst Gucky und den Schutzherrn ins Freie. Ich mache mich allein auf die Suche. Es verdoppelt unsere Chancen, rechtzeitig einen Ausgang zu finden."
    Ihr Leben war nicht wichtig, nicht in einer Situation wie dieser. Die Menschheit mußte endlich erfahren, daß sich Sol bald in eine Nova verwandeln würde.
    „Nein", klang es leise aus dem riesigen Halutermund. „Ich lasse meine Kleinen nicht im Stich. Wir schaffen es nur gemeinsam. Satrugar wird Gon-Orbhon nichts antun wollen, aber einen von uns allein – wie eine Fliege im Bernstein, wenn du den Vergleich gestattest."
    Hinter ihnen baute das Stock-Relais die Wand wieder auf, die Icho Tolot zerschossen hatte.
     
    *
     
    Reginald Bull saß in der Armbeuge des rechten Handlungsarms, auf seinem Schoß den bewußtlosen Ilt. Gucky schien friedlich zu schlummern, aber der Eindruck täuschte.
    Wenn man ihn genau kannte, entdeckte man die nach hinten gezogenen Ohren und die extrem angespannte Haut an den Schläfen und der Stirn. Die Nase glühte und sonderte winzige Mengen Sekret ab. Ab und zu zuckten die Finger in den Handschuhen.
    „Du spürst es, das ist mir klar", flüsterte Bully. „Ich bin überzeugt, dein Unterbewußtsein speichert einiges von dem ab, was hier vor sich geht. Halte aus, Kleiner! Bald haben wir es geschafft."
    Tolot kletterte umständlich aufwärts. Die Wände des Kamins gaben unter seinem Gewicht nach. Teilweise sackte er zwei, drei Meter durch und mußte sich eine andere Stelle für den Aufstieg suchen.
    Zwischendurch nahm

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