Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2294 - Kristallchaos

Titel: 2294 - Kristallchaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
unbekannte Frager – Satrugar? – meldete sich nicht mehr.
    Wäre es tatsächlich der Nocturnenstock gewesen, hätte er seinen Gefangenen dann nicht an dessen Gedanken erkannt?
    Wieder stach etwas durch seinen Kopf. Er blockte die Wirkung ab, so gut es ging.
    „Die psionischen Minischocks sind Anzeichen dafür, daß Satrugar um seine Fassung ringt", klang die Stimme des Haluters wie von weit her an seine Ohren. „Aber noch gelingt es ihm nicht, die Kontrolle über sich selbst zurückzuerlangen."
    Bully war froh darüber, denn sie standen wieder einmal vor einer undurchdringlichen Wand, die allerdings ziemlich dünn war.
    Das Material knisterte, verlor seine glasähnliche Eigenschaft und dunkelte unter deutlicher Kristallbildung ab.
    „Bullos, du wirst auf Gucky und den Schutzherrn aufpassen."
    „Was hast du vor?"
    Tolot gab keine Antwort. Gemeinsam wichen sie bis zur letzten Biegung zurück, wo der Haluter die beiden Bewußtlosen auf den Boden bettete. Bully kauerte sich neben ihnen nieder.
    Icho Tolot ließ sich auf alle vier Arme sinken. Dem massigen Körper war das Anspannen der Muskulatur kaum anzusehen.
    Der Haluter senkte den Kopf, dann beschleunigte er. Ein wenig ähnelte er dabei einem alten Turbinenflugzeug, das erst auf Vollschub ging und dann die Bremsen löste.
    Tolot schoß vorwärts, beschleunigte auf der kurzen Strecke schätzungsweise auf hundert Kilometer pro Stunde. Im letzten Augenblick zog er den Kopf zwischen die Schultern. Dann schlug der molekular gehärtete Körper auch schon in die kristallisierende Mauer ein.
    Es krachte und prasselte. Lichtbögen knisterten und zerplatzten knallend. Bully sah, wie Tolot mit den Armen ruderte und dann im Halbdunkel hinter der geborstenen Wand verschwand. Der Haluter schrie etwas, das er nicht verstand.
    Die Luft rauschte. Bully sah kleinere Splitter und Fetzen, die mit hoher Geschwindigkeit durch die Öffnung rasten, Tolot hinterher.
    Ein Sog! Instinktiv warf Bully sich zu Boden, klammerte sich an Gucky und an dem Schutzherrn fest. Der Sog riß sie alle drei davon, durch die geschlagene Bresche in einen ovalen Kristallkanal. Bully begann sich um seine Längsachse zu drehen, eine unmittelbare Folge der beiden Körper, die an ihm hingen.
    Der Terraner verfluchte Gon-O, dem sie das alles zu verdanken hatten. Und er schwor sich, keinen Kristall auf dem anderen zu lassen, wenn sie hier jemals wieder lebend herauskamen.
    Bully hielt nach Tolot Ausschau, entdeckte ihn schließlich hinter einer Krümmung.
    Sein Körper verstopfte eine Engstelle, infolgedessen hörte der Sog übergangslos auf.
    Der Haluter hielt sich mit Armen und Beinen fest.
    Bully legte die letzten Meter zu Fuß zurück. Gucky hielt er an seine Brust gedrückt, den Schutzherrn zog er im Fesselfeld hinter sich her.
    Vielleicht erwachte Gon-Orbhon endlich und konnte ihnen weiterhelfen. Oder auch nicht. Wenn Satrugar die Kontrolle zurückerlangte, unterlag Gon-Orbhon wieder dieser unseligen Bewußtseinssymbiose, die er damals mit dem Nocturnenstock eingegangen war.
    Vor sieben Millionen Jahren ...
    „Du kannst mir die Bewußtlosen jetzt zurückgeben", sagte Tolot; Bully wuchtete sie auf die Handlungsarme. „Der Sog ist ein schlechtes Zeichen, Tolotos. Wenn die Luft aus dem Stock-Relais entweicht, ist es nicht mehr an seinem Platz, sondern im Weltraum."
    Nocturnenstöcke konnten auch im All leben und überleben, sie hatten es damals in Fornax gesehen.
    Gucky, der Haluter und Bully mußten das Vakuum dank ihrer Raumanzüge nicht fürchten, wenigstens nicht für kurze Zeit.
    Dem Schutzhelm in seiner Hauskleidung allerdings würde es den Tod bringen.
    Icho Tolot war anderer Meinung. „Für einen Aufenthalt im Vakuum ist der Sog zu schwach. Wir setzen unseren Weg fort!"
    Der Terraner dachte an den Kybb-Titanen, der – wie er von Gon-O wußte – über dem Golf von Neapel in der Luft hing und den Tag zur Nacht machte. Saugte er die Atemluft ab, um die Gefangenen an einer Flucht zu hindern?
    Icho Tolot zwängte sich durch die Engstelle. Der noch immer vorhandene Sog riß ihn mit sich. Bully folgte einen Augenblick später und war froh, daß ihm die scharfkantigen Splitter an der Öffnung nicht seinen Anzug aufschlitzten.
    Langsam ließ der Sog nach, er endete in einem leisen Winseln der sich schließenden Wand. Bully landete diesmal deutlich sanfter neben dem Haluter.
    Der Luftkanal hatte dichtgemacht.
    Icho Tolot nutzte die Gunst des Augenblicks und brachte erneut sein Meßinstrument in

Weitere Kostenlose Bücher