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2298 - Bericht eines Toten

Titel: 2298 - Bericht eines Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Säulenbeinen ungerührt da, während die drei Terraner taumelten und schwankten und sich irgendwo festzuhalten versuchten. „Ein Erdbeben!", rief Reginald.
    Manchmal hatten Terraner die Neigung, überflüssigerweise das völlig Offensichtliche zu sagen.
    Mir war klar, was geschah. Die natürlichen Kräfte, die unter dem Vulkan lange gefangen waren, summierten sich mit der gewaltigen Druckwelle der unterirdischen Explosion zu einer Gewalt, die einen sofortigen Ausbruch des Vesuv bewirken würde.
    Die Nordflanke des Vulkankegels brach zuerst auf. Ich machte zwei Nebenschlote aus, durch die dunkle Wolken emporstiegen. Erste Eruptionen deuteten sich an, aber das waren nur Vorläufer des eigentlichen Ausbruchs. Der größte Druck würde sich durch den ehemaligen Hauptschlot entladen oder auch durch den Monte Somma, sobald sämtliche Hindernisse beseitigt waren, die das Magma noch zurückhielten. „Der Vesuv erwacht wie ein zorniger Riese nach einem tausendjährigen Schlaf brüllend zum Leben", murmelte Gucky kaum verständlich.
    Ich räusperte mich leise. Ich hätte nicht gedacht, dass er das berühmte Zitat kannte, die Worte, mit denen Plinius der Jüngere in Misenum den Vesuvausbruch vom 24. August des Jahres 79 nach Christus beschrieben hatte.
    Dann teleportierte der Mausbiber direkt vor mein Gesicht und hielt sich dort telekinetisch in der Luft. „Wie viel Zeit bleibt uns?"
    Ich ließ das Planhirn einige Berechnungen durchführen, doch sie brachten mich nicht weiter. „Vielleicht dreißig Sekunden, vielleicht zehn Minuten. Ich kann es nicht genau sagen."
    Die Augen des Ilts blitzten. „Ich bin wieder voll einsatzfähig! Gon-Os Präsenz hat ... nachgelassen. Sollen wir es wagen?"
    „Du meinst..."
    Gucky nickte heftig. „Wir gehen rein, schnappen uns Gon-Orbhon und teleportieren zurück.
    In zehn Minuten sind wir längst wieder hier!"
    Von draußen hallten Schreie in das Lagerhaus. Neapel hatte seit Jahrtausenden keinen Ausbruch des Vesuv erlebt, doch allein die Erdbeben verrieten der Bevölkerung, dass etwas nicht in Ordnung war. Die Masse am Berg geriet in Panik. Wer sich jetzt nicht schnell in Sicherheit brachte, wurde zertrampelt. „Verdammt, die Jünger fliehen in den Tempel! Sie kapieren nicht, dass sie vom Berg wegmüssen!" Reginald hämmerte in seiner hilflosen Wut auf das Möbelstück ein, auf dem er so lange geruht hatte.
    Die Aufnahmegeräte zeigten, dass sich in der Bergflanke ein dritter Schlot bildete. Das Planhirn stellte schon längst Berechnungen zu Guckys Vorschlag an. Es würde knapp werden. „Wenn der Vulkan ausbricht, wird der Tempel der Degression zusammenstürzen. Die Trümmer werden alle unter sich begraben, die sich darin befinden."
    Mondra war wieder blass geworden. Sie war eine starke Frau, doch diese Ereignisse brachten sie an die Grenzen dessen, was sie ertragen konnte. „Ich könnte in den Tempel springen und sie warnen." Gucky zappelte unruhig in der Luft; lange genug hatte er untätig herumsitzen müssen. „Nein, zu gefährlich!" Reginald hob eine Hand. „Wir haben nur eine Chance.1 Gon-Orbhon ist wichtiger!"
    Mein Planhirn bestätigte, dass der Verteidigungsminister Recht hatte. Zeit war nun der entscheidende Faktor.
    Ein weiteres Erdbeben ließ die Lagerhalle schwanken, als bestünde sie aus Papier. Die unscharf gewordenen Bilder der Aufnahmegeräte verrieten, dass auch der gesamte Tempel der Degression zu zittern begonnen hatte.
    Gucky streckte die Hand aus. Ich ergriff sie, und er teleportierte.
    Gucky materialisierte direkt vor dem Stock-Relais. Durch die Struktur des schwarzen Hyperkristalls zogen sich erste Risse. Mir war sofort klar, dass sich der gewaltige Brocken kurz vor seiner Vernichtung befand. Überall bröckelte Gestein ab, ein lautes Knirschen lag in der Luft.
    Und es steht kein Kybb-Titan mehr über Neapel, der die mächtige Masse kurzfristig aufnehmen könnte!, dachte ich.
    Gucky verzog das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Miene. „Hier ist für mich Endstation, Icho. Ich nehme unglaublich starke psionische Zerfallserscheinungen wahr ... Wenn das Ding hier hochgeht, sollten wir besser weit weg sein." Der Ilt zog die Nase kraus. „Sehr weit weg."
    „Ich verstehe. Es hängt von mir ab." Ich machte einen einzigen Korridor aus, der ins Innere des Teils eines Nocturnenstocks führte, ließ mich auf die Lauf arme nieder und stürmte los.
    Hinein ins Chaos. Das Stock-Relais erkannte mich sofort als Bedrohung und schickte psionische Wellen aus, um mich zu

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