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2298 - Bericht eines Toten

Titel: 2298 - Bericht eines Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Rhodan muss noch einen Joker im Ärmel haben. Irgendetwas, sonst hätte er schon längst den Rückzug befohlen." Harinta wollte überzeugend klingen, doch der Ton in ihrer Stimme strafte sie Lügen. Im Gegensatz zu ihr sah ich den Tatsachen ins Gesicht. Uns konnte nur noch ein Wunder retten.
    Die Daten verschwammen vor meinen Augen.
    Plötzlich war wieder der Druck auf meinen Kopf da, wie vor wenigen Stunden - oder waren es gar nur Minuten gewesen oder auch Sekunden? -, als ich seltsame Bilder gesehen, mich für einen Gott gehalten hatte. Plötzlich war wieder jenes Gefühl in mir, als wolle sich jemand in meinem Kopf breit machen.
    Dann gellte der Vollalarm durch die Zentrale.
    Ich riss mich zusammen, analysierte und interpretierte die Ortungsdaten. „Kybb-Einheiten nehmen Kurs auf uns!" Ich sprach wie in Trance. „Unmöglich! Wieso sollten sie sich für uns interessieren?" Harintas Gesicht drückte pures Entsetzten aus.
    Ein Zufall, dachte ich. Ein dummer, blöder Zufall, der für mehr als dreitausend Besatzungsmitglieder die Entscheidung zwischen Leben und Tod darstellt. Für uns sind die Titanen nun die Herren über Leben und Tod!
    Gegen diese Einheiten hatten wir nichts aufzubieten. Mit normaler, nicht für die erhöhte Hyperimpedanz ausgerichteter Bewaffnung, nur für den Evakuierungsfall ausgerüstet, waren wir hilflos.
    Nein! Ich hatte mich geirrt! „Ortung! Die Titanen gehen auf Überlicht!"
    Erleichtert atmete ich auf.
    Doch mit einem Mal war er wieder da, dieser entsetzliche, fremdartige Druck auf meinen Kopf, den ich schon einmal gespürt hatte. Erneut durchströmte mich ein Gefühl von enormer Stärke und Macht. Diesmal blieb ich zwar in der FRANCISCO DE ORELLANA, aber ich war kein Mensch mehr.
    Ich war ... ein Gott!
    Protokolle der Unsterblichen Icho Tolot Reginald, Homer, Gucky und Mondra ahnten noch nichts davon, doch die Berechnungen meines Planhirns waren eindeutig. Zu spüren war, abgesehen von dem kleinen Beben vor wenigen Minuten, auch noch nichts. Jedenfalls nichts für Menschen oder Mausbiber. Norman hingegen, der kleine Klonelefant, den Haluter einfach mögen mussten, war trotz der Hitze aufgesprungen, trottete hektisch hin und her, hob immer wieder den Rüssel und versuchte zu tröten, was ihm allerdings nicht gelang. Wahrscheinlich warnte ihn sein Instinkt.
    Ich sah zum Vesuv hinüber, der in weniger als zwölf Kilometern Entfernung über das nahe Meer hinausragte. Neapel wurde zwar durch den Sommawall einigermaßen geschützt, und mein Planhirn hatte immer wieder das Szenario eines Vulkanausbruchs durchgerechnet, doch es gab einfach zu viele Variable, um zu einem endgültigen Schluss zu kommen. Klar war nur: Selbst wenn die Krakatoa-Sonden nicht ihre exakte Position eingenommen hatten, würde die Wucht der Explosion ihrer Sprengköpfe auf jeden Fall ausreichen, um den Schutz unterhalb des Vesuv, der den Vulkan praktisch seit Jahrtausenden stillgelegt hatte, zu zerstören. Die Masse des Magmas, das sich in einer Kammer in etwa fünf Kilometern Tiefe unter der Erdoberfläche befand, würde eine gewisse Zeit brauchen, um die erforderliche Gewalt für den Erddurchbruch aufzubringen. Aber dann...
    Dann ließ sich nicht mehr vorhersagen, was geschehen würde.
    Der Vesuv war in Wirklichkeit ein „Doppelvulkan", der aus dem Monte Somma und seinem eigentlichen Gipfel bestand. Der Krater des Monte Vesuvio war noch aktiv - lediglich der Kunststoffschild hatte bisher Ausbrüche verhindert -, während der Monte Somma seit langer Zeit erloschen war. Doch wenn sich nun, nach all diesen Jahrtausenden, das Magma wieder einen Weg nach oben bahnen konnte, würde es vielleicht auch durch den Schacht des Somma eruptieren.
    Würde die Wucht des Ausbruchs einen Teil des Kraters wegsprengen, und falls ja, wie weit?
    Würde sie sich nach Osten oder Westen wenden oder zum Golf von Neapel oder ins Landesinnere? Niemand konnte das sagen, auch mein Planhirn nicht. Alles war möglich.
    Auch, dass ganz Neapel mit all seinen Einwohnern von Bimssteinniederschlägen überschüttet oder pyroklastischen Strömen überrollt werden würde - die Niederschläge fünf oder zehn Sekunden nach dem Ausbruch, was nicht einmal Gucky die nötige Zeit geben würde, uns mit einer Teleportation in Sicherheit zu bringen.
    Von der Bevölkerung ganz zu schweigen ...
    Noch schien alles ruhig, doch der Ausbruch musste unmittelbar bevorstehen.
    Wie zur Bestätigung schwankte plötzlich der Boden unter meinen Füßen. Ich stand auf meinen

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