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2298 - Bericht eines Toten

Titel: 2298 - Bericht eines Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wrackteile, gigantische stählerne Konstrukte, verbogen, verzerrt und deformiert, die mit fast halber Lichtgeschwindigkeit auf Planeten und Monde zurasten und abgeschossen werden mussten, bevor sie einschlagen und Krater von Kontinentgröße reißen konnten.
    Brodelnde Energieentladungen, wo eigentlich nur Vakuum sein sollte. Kleine Sonnen, die aufleuchteten und wieder erloschen, wo eigentlich nur Dunkelheit sein sollte. Temperaturen, die Ynkonit schmelzen lassen konnten, wo sie sich eigentlich dem absoluten Nullpunkt nähern sollten.
    Die Ortungen aus Sonnennähe hatten ein Bild ergeben, ein reales, richtiges, aber keinen Eindruck von der Wirklichkeit verschafft. Sie hatten die Positroniken mit nüchternen, sachlichen Zahlen gefüttert, aber die Hilferufe der Sterbenden ausgefiltert.
    Sie hatten Ausfälle wiedergegeben, während in Wirklichkeit Besatzungsmitglieder von wrack geschossenen ENTDECKERN verzweifelt versuchten, die Rettungskapseln zu erreichen, weil ihr steuerloses Schiff in wenigen Minuten oder Sekunden mit einem anderen Wrack zusammenprallen würde und niemand die Kollision überleben konnte.
    Sie hatten Verluste verzeichnet, aber keine Schicksale erzählt.
    Verluste wurden abgehakt, während Schicksale einem an die Nieren gingen.
    Und bei dieser Schlacht gab es Millionen von Schicksalen, und die Ortungen hatten kein einziges erzählt. Konnten kein einziges erzählen.
    Keine einzige Ortung konnte mich darauf vorbereiten, was ich nun sah: die Schlacht.
    Die grausame Schlacht um das Sonnensystem.
    Protokolle der Unsterblichen Perry Rhodan Rhodan ahnte, dass die Entscheidungsschlacht um Sol in die letzte Phase ging, und musste sich geradezu zwingen, weiterhin klar zu denken und sich nicht der Verzweiflung hinzugeben.
    Weder den letzten Angriff ohne Rücksicht auf Leben oder Vernunft zu befehlen noch den Rückzug anzuordnen.
    All diese Toten, dachte er. Werde ich jemals darüber hinwegkommen, dass ich der Herr über Leben und Tod war und wahrscheinlich mehr Menschen unter meinem Kommando den Tod gebracht habe als ihnen das Leben bewahrt? Es wird auch nicht durch Zahlenspiele besser, dass ich Hunderttausende in den Tod geschickt habe, um Milliarden zu retten. Es wird durch dieses Jonglieren mit Zahlen nur schlimmer. Was, wenn es nicht gelingen wird, diese Milliarden zu retten? Dann werde ich damit leben müssen, dass ich hunderttausend oder noch mehr Menschen hätte retten können, wenn ich Milliarden geopfert hätte.
    Vor zweieinhalbtausend Jahren hatte er sich entschlossen, den Weg ins Niemandsland Andromeda zu begehen.
    Dieser Weg war weit und voller Gefahren gewesen, doch er war nicht von ihm abgewichen - zum Ruhm der Menschheit.
    Dieser Tage hatte er für den Ruhm der Menschheit nur noch ein müdes Lächeln übrig. Sein Hauptziel war es, dass die Menschheit in Frieden und Freiheit leben konnte.
    Längst lag ihm ebenso viel am Wohlergehen der Lebenden. Längst wies er solche harschen Parolen weit von sich, die einst so einfach und richtig geklungen hatten, als sich die solare Menschheit ihren Platz unter den Völkern des Universums erst erobern musste.
    Und mit dem Datum vom 27. Mai 1333 NGZ würde er alles verlieren, wofür er dreitausend Jahre lang gekämpft hatte. Er würde die Menschheit verlieren.
    Mochte er auch relativ unsterblich sein, gleichzeitig blieb er stets das eine: ein Terraner. Ein Mensch. Und wie konnte ein Mensch so etwas ertragen?
    Er wusste, was im Sonnensystem geschehen war. Was Atlan gewagt ... und verloren hatte.
    Ich hänge doch keinen Seifenblasen nach. Ein Höllentor reicht mir.
    Er hatte sofort begriffen, was damit gemeint war. I'm Forever Blowing Bubbles. Und Hellgate.
    Den Text des ersten Liedes aus den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts hatte er vor zweieinhalbtausend Jahren singen müssen, um Zugang zu OLD MAN zu bekommen, nachdem das Robotschiff Kontrafeldstrahler eingesetzt hatte. Sonderoffizier Leutnant Guck war so frei gewesen, die Gesangsdarbietung aufzuzeichnen und dann auch noch zu veröffentlichen.
    Und auf dem Planeten Hellgate hatten er und Atlan einander einmal bei einer Außentemperatur von knapp 150 Grad Celsius belauert. Um ihn zu einem Angriff zu provozieren, der seine Position verraten würde, hatte der Kosmopsychologe Atlan nach zwölf quälenden Stunden gesungen: „Das Wasser ist nass, das Wasser ist nass, wie köstlich schluckt und schlürft sich das. Das Wasser ist kühl, kühl ist das Nass, ich schwimme in einem ganzen Fass, denn heute -

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