Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
sei außer demjenigen, welches sich von jetzt an noch in das alte Gemäuer wagte.
    Darum ließ der Ustad gleich in der Morgenfrühe den Zutritt zu den Ruinen allgemein und bei hoher Strafe verbieten. Auch schickte er Boten nach den beiden Zelten hinüber, um die Bewohner derselben zu warnen. Man ließ ihm aber antworten, daß man die feindseligen Gründe dieser albernen Warnung kenne und über sie nur lache! Hierauf stieg eine Menge Arbeiter zum Alabasterzelte hinauf, um den Absturz der Erd- und Steinmassen zu verhindern. Da sandte uns der Scheik ul Islam ein Stück Papier, auf welchem folgende Zeilen standen:
    „Gebt euch keine Mühe, weder von oben noch von unten! Wir glauben keinen Lügen! Wir halten die Ruinen fest bis morgen; dann werden alle gehen, die nicht hierher gehören! Hierauf mein Wort als Scheik ul Islam!“
    Was unsere Festgäste betrifft, so hatten alle, denen nicht zu trauen war, sich wohlweislich entfernt. Von den andern aber fiel es keinem ein, den Ustad zu verlassen. Sie verhielten sich so, als ob sie vollständig ahnungslos seien, waren aber alle sehr wohl unterrichtet und warteten mit Ungeduld auf den nächsten Morgen, der die Entscheidung zu bringen hatte. Im Verlauf des Nachmittags kamen Boten zu verschiedenen Zeiten, und als es dunkel geworden war, brachte der letzte von ihnen die Nachricht, daß die Massaban und Schatten in die Falle gegangen seien.
    Was die Taki betrifft, so hatte sich Ibn el Idrak schon früh bei dem Ustad eingestellt, um sich mit ihm für weiteres zu besprechen. So sehr dieser Stamm an seinen alten Vorurteilen hing und so von Allah bevorzugt sich die Angehörigen desselben betrachteten, dieser vermeintlichen Überlegenheit ein blutiges Opfer zu bringen, zumal so friedfertigen Nachbarn gegenüber, das erschien ihnen doch als zuviel verlangt. Nur die kleine, halsstarrige Corona, welche sich in den Strahlen des Scheik ul Islam sonnte, hielt fest zu ihm, sonst aber niemand weiter. Und diese Verblendeten waren es auch, die in den geheimen Gang eindringen sollten, um uns zu überrumpeln. Der Ustad beschloß, sie trotz alledem zu schonen, aber sie in diesem Gang derart festzustopfen, daß sie sich nicht zu rühren vermochten. Ibn el Idrak war hiermit außerordentlich gern einverstanden und ritt dann fort, um den Scheik von Schohrd aufzusuchen. Infolgedessen gingen bei Anbruch des Abends zwei Abteilungen Dschamikun heimlich ab, die eine um von außen her bis zur Hälfte des Gangs vorzudringen, ihn zu verstopfen und sich hinter dieser Barrikade aufzustellen. Der hierzu bestimmte Punkt war natürlich so gewählt, daß ihn keine der beiden zu erwartenden Katastrophen berühren konnte. Die andere Abteilung sollte die Feinde alle eindringen lassen und dann den Ausgang besetzen, um ihnen die Rückkehr unmöglich zu machen. Wenn dies gelang, konnten die Eingeschlossenen keine andere als nur noch eine höchst lächerliche Rolle spielen, und es sei gleich hier gesagt, daß es so gut gelang, wie es gar nicht besser gelingen konnte.
    Hiermit waren diese Feinde also kaltgestellt, und es handelte sich nur noch um die Massaban und Schatten, vor denen es uns ebenso wenig bange wie vor jenen war, denn wir hatten sie ja fest und konnten sie erdrücken, sobald es uns beliebte.
    Man hatte während des ganzen Tages wieder Reisig und Holz auf sämtliche Häupter und Vorsprünge der Berge geschafft. Wie das Fest mit einer Höhenbeleuchtung begonnen hatte, so sollte es auch mit einer solchen enden. So wurde gesagt. Die Eingeweihten aber wußten, daß das Aufflammen dieser Feuer für die Umschließung der Feinde das Zeichen sei, daß die Entscheidung einzutreten beginne. Nur eine einzige Stelle war von dieser Bedeutung ausgenommen, nämlich die Kuppe des Alabasterzeltes. Man hatte dort den ganzen Tag sich mit der größten Anstrengung bemüht, der Moräne Stillstand zu gebieten, doch ohne den gewünschten Erfolg. Sie war trotz aller künstlichen Hemmnisse weiter und weiter vorgerückt, um die vorlagernden Geröllmassen zu ergreifen. Das verheerende Schicksal von oben war also mit Gewißheit zu erwarten, doch sah man sich außerstande, die Zeit genau zu berechnen. Darum standen nun Wächter oben, welche die dortigen Holzhaufen anzubrennen hatten, sobald der gefährliche Augenblick im Nahen sei. Das war es, was die Feuerzeichen von diesem Punkt aus zu sagen hatten.
    In Erwartung aller dieser Dinge versicherten wir uns unserer Pferde, welche in das Gewölbe gebracht wurden. Auf der ganzen Breite der

Weitere Kostenlose Bücher