Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Gegenwehr vollständig genommen worden war.
    „Schnell, bindet ihn!“ sagte ich, alle Fragen auf später verschiebend. „Hinaus mit ihm und den Lichtern, die seinen Begleitern verraten, daß sein Vorhaben schlecht abgelaufen ist!“
    Aber noch ehe man dieser Weisung nachgekommen war, traten die Folgen dieser plötzlichen Erleuchtung der Halle ein: Auf dem Vorplatz ließen sich laute Schritte hören, hierauf einige unterdrückte Rufe. Nun wurde es wieder still. Dann kam einer der dortigen Dschamikun die Stufen herauf und meldete:
    „Sie sind ergriffen worden. Als sie die Lichter sahen, wollten sie schnell fort. Da nahmen wir sie fest!“
    „Bringt sie uns!“ sagte ich. „Ihr findet uns im Gang dort hinter der Tür.“
    „Dürfen wir nicht hier bleiben, da wir sie nun doch haben?“ fragte der Peder.
    „Nein“, antwortete ich. „Die plötzliche Helligkeit dieses Raumes, auf den es abgesehen war, muß dem Perser, der sich bei den Pferden befindet, auffallen und ihn warnen. Schicke schnell deine Leute hinab, um auch ihn festnehmen zu lassen! Der junge Dschamiki, welcher weiß, wo der Ort liegt, mag sie führen!“
    Während der Peder dieser Weisung folgte, wurde der Gefesselte hinausgetragen und die Tür hinter uns allen zugemacht, so daß es in der Halle nun wieder finster war. Erst jetzt fand ich Zeit, das Gesicht des Gefangenen zu betrachten. Wir hatten den Richtigen – Ghulam el Multasim. Er lag mit geschlossenen Augen da. War er besinnungslos, oder stellte er sich nur so? Es gibt Menschen, welche zwar den Mut des gehässigen Angriffs besitzen, weil sie zu töricht sind, die Folgen zu bedenken, und dann, wenn diese eintreten, die Augen zumachen, als ob das genüge, die wohlverdiente und unvermeidliche Strafe von sich abzuwenden. Was äußerlich dem Mut ähnlich war, ist dann in seiner eigentlichen Gestalt als Feigheit zu erkennen.
    Jetzt brachte man seine beiden Genossen zu uns; auch sie waren gebunden. Sie hatten die abgelegten Kleider des Bluträchers bei sich gehabt, auch seine Pistolen. Er war nur mit dem Messer versehen gewesen. Dieses war ihm aus der Hand entfallen, als er von Kara beim Hals genommen worden war. Der Peder hatte es aufgehoben und zeigte es mir.
    „Das ist die Klinge, mit welcher die Rose aufgebrochen werden sollte“, sagte er. „Was soll mit diesen drei Menschen geschehen, Effendi?“
    „Wer hat darüber zu bestimmen?“ erkundigte ich mich.
    „Natürlich du. Der Angriff war ja gegen dich geplant.“
    „Wird man das auch wirklich ausführen, was ich bestimme?“
    „Gewiß!“
    Als ich auch dem Ustad einen fragenden Blick zuwarf, erklärte dieser, seinem Scheik beistimmend:
    „Es ist uns jeder verfallen, der sich ohne unsere Erlaubnis hier mit der Waffe treffen läßt. Aber wir pflegen nicht zu töten. Es ist zwischen uns und dem Multasim ausgemacht worden, daß die Frage der Rache, welche ihn hierhergeführt hat, durch das Wettrennen beantwortet werden soll. Hast du mit ihm ein heimliches Abkommen getroffen, so geht das uns nichts an. Er erhalte die Folgen davon aus deiner Hand. Ich könnte ihn zwar dafür bestrafen, daß er sich mit dem Messer trotz unserer Vereinbarung in mein Haus geschlichen hat, trete aber dieses Recht hiermit an dich ab, Effendi. Tue mit ihm und seinen Helfershelfern, was dir beliebt. Er sei ganz nur in deine Hand gegeben!“
    „So schafft diese drei Menschen einstweilen so, wie sie hier sind, zu den andern Gefangenen hinüber in das Gewölbe, und laßt sie dort bewachen! Morgen, wenn es Tag geworden ist, werden sie erfahren, was ich über sie beschlossen habe. Sie kamen bei Nacht; ich aber erwarte den Tag denn ich will auf heimliche Anschläge keine lichtscheuen Antworten geben!“
    Man kam dieser Weisung unverweilt nach. Als die Perser hinausgebracht worden waren, lagen die Kleider des Multasim noch am Boden. Der Peder forderte Tifl auf, nachzusehen, was sich in den Taschen befinde. Sie enthielten, wie es schien, nur die gewöhnlichen Gebrauchsgegenstände, und nur zuletzt entdeckte ‚das Kind‘ an einer verborgenen Stelle noch ein kleines Täschchen, aus dem er einen noch kleineren Lederumschlag hervorzog in welchem einige beschriebene Papierblätter festgeheftet waren. Er gab das Büchelchen dem Peder, der es aufmerksam betrachtete und dann dem Ustad kopfschüttelnd mit den Worten hinreichte:
    „Sonderbar! Das scheinen nur einzelne Buchstaben zu sein. Worte sind es nicht. Schau du zu, was es ist!“
    Der Ustad nahm es in die Hand, sah es durch

Weitere Kostenlose Bücher