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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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nachmittag. Manchmal tauschen wir untereinander, Sie verstehen. Wir sind zu dritt, und manchmal tauschen wir unseren Dienst, wenn einer wo hinfahren muß oder 'ne familiäre Sache zu regeln hat oder so. Dann tauschen wir. Aber im allgemeinen mach' ich tagsüber Dienst, von acht bis vier.
    Autor: Vielen Dank. Wie ich Ihnen zuvor schon erklärt habe, Mr. Ryan, wird diese Bandaufnahme ausschließlich meinem eigenen Gebrauch bei der Erstellung eines Berichts über ein Verbrechen dienen, das in der Nacht vom einunddreißigsten August zum ersten September 1968 in der Stadt New York verübt wurde. Ich gehöre keiner wie immer gearteten Dienststelle der öffentlichen Verwaltung an - sei es der Stadt, des Staates oder des Bundes. Ich werde Sie weder auffordern, die Aussage, die Sie machen werden, zu beschwören, noch wird diese in einem gerichtlichen Verfahren Verwendung finden. Ihre Darstellung ist lediglich für meinen persönlichen Gebrauch bestimmt und wird ohne Ihre Erlaubnis nicht veröffentlicht werden. Diese Erlaubnis kann nur in Gestalt einer von Ihnen unterzeichneten Erklärung erteilt werden, in welcher Sie eine solche Verwendung ausdrücklich gutheißen. Als Gegenleistung habe ich Ihnen die Summe von einhundert Dollar bezahlt - gleichgültig, ob Sie der Veröffentlichung Ihrer Aussage zustimmen oder nicht. Außerdem werde ich Ihnen auf meine Kosten eine Bandkopie dieser Befragung zur Verfügung stellen. Sind Sie mit dem Gesagten einverstanden?
    Ryan: Sicher.
    Autor: Nun denn… diese Photographie, die ich Ihnen vorgelegt habe… Erkennen Sie ihn wieder?
    Ryan: Sicher. Das ist dieser Windhund, der mir gesagt hat, sein Name wär' Sidney Brevoort.
    Autor: Nun … in Wirklichkeit heißt dieser Mann Thomas Haskins. Aber er sagte Ihnen, er sei Sidney Brevoort?
    Ryan: Das stimmt.
    Autor: Wann war das?
    Ryan: Es war Anfang Juni. Heuer. Vielleicht am dritten, am vierten, vielleicht am fünften Juni. Um die Zeit eben. Dieses Bürschchen kommt zu mir in die Halle 'rein, wo ich arbeite. Das ist in der York Avenue eins-drei-sieben-null, wie ich Ihnen gesagt hab'.
    Autor: Um welche Zeit kam er?
    Ryan: Ach, ich kann mich nicht genau erinnern. Vormittags jedenfalls. Vielleicht Viertel vor zehn. Vielleicht zehn. »Guten Morgen«, sagt er, und ich sag: »Guten Morgen.« Und er sagt: »Mein Name ist Sidney Brevoort, und ich bin Außendienstmitarbeiter des ›Komitees zur Neugestaltung der städtischen Umwelt‹ Hier ist meine Ausweiskarte.« Und dann zeigt er mir seine Karte, und alles ist so, wie er sagt.
    Autor: War die Karte mit seinem Photo versehen?
    Ryan: Ach, sicher. Alles gedruckt und echt und ordentlich. Amtlich - wissen Sie, was ich mein'? Also sagt er: »Sir…« - er nannte mich immer Sir -, sagt er: »Sir, unsere Organisation macht soeben eine formlose Volkszählung und eine Bestandsaufnahme der Wohnbauten in der East Side von Manhattan, von der Fünften Avenue bis zum Fluß und von der Dreiundzwanzigsten Straße im Süden bis zur Sechsundachtzigsten Straße im Norden. Wir wollen bei der Regierung des Staates New York den Beschluß eines Gesetzes erwirken, das die Auflegung einer öffentlichen Anleihe ermöglicht, mit deren Hilfe eine U-Bahn in der Zweiten Avenue finanziert werden soll.« So oder so ähnlich hat er das gesagt, soviel ich mich erinnern kann. Sehr amtlich geplaudert, wissen Sie. Sehr eindrucksvoll war das. Also sag' ich: »Sie haben verdammt recht. Schon vor Jahren hatten die Brüder Anleihen dafür 'rausgebracht, und dann wurde das Geld für andere Dinge verpißt. Schnurstracks in die Taschen der Politiker«, sag' ich ihm. Und er sagt: »Wie ich sehe, sind Sie über kommunale Angelegenheiten im Bilde.« Und ich sag' zu ihm: »Ich weiß, was gespielt wird.« Und er sagt: »Dessen bin ich gewiß, Sir. Nun, und um die Legislative im Bundesstaat New York davon zu überzeugen, daß dieses Gesetz beschlossen werden sollte, führt das ›Komitee zur Neugestaltung der städtischen Umwelt‹ in dem erwähnten Gebiet der East Side von Manhattan eine Zählung nach dem letzten Stand der Dinge durch. Alle diejenigen Personen sollen ziffernmäßig erfaßt werden, die aus einer U-Bahn in der Zweiten Avenue fühlbaren Nutzen ziehen würden. Was ich von Ihnen gerne hätte, Sir, sind die Namen der Leute, die in diesem Gebäude leben, und die Nummern der Wohnungen, die sie innehaben.«
    Autor: Was gaben Sie ihm zur Antwort?
    Ryan: Ich hab' ihm gesagt, er soll zum Teufel gehen. Nun ja, nicht genau in diesen Worten, Sie

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