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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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'ne Liste von den Leuten im Haus und wollte mit ihnen reden. Ich hab' ihm gesagt, er soll Mr. Walsh anrufen.
    Cynthia: Das war auch ganz richtig von Ihnen. Aber Mr. Walsh ist nicht hier, er ist krank. Grippe oder so was. Er war auch gestern nicht im Büro. Ich betreue seine Häuser, solang er nicht hier ist. Welchen Eindruck hatten Sie von diesem Brevoort?
    Ryan: Ein mieser kleiner Schwuler. Ich könnt ihn mit einer Hand erwürgen, auffressen und über den nächsten Zaun spucken.
    Cynthia: Aber er hat nicht wie ein Dieb ausgesehen, meine ich?
    Ryan: Nein, aber das hat nichts zu sagen. Was soll ich tun, wenn er noch mal kommt?
    Cynthia: Nun, ich hab' dieses ›Komitee zur Neugestaltung der städtischen Umwelt‹ angerufen, und es ist eine legitime Organisation. Ja, sagte man mir dort, Sidney Brevoort sei einer ihrer Außendienstmitarbeiter. Hatte er eine Ausweiskarte?
    Ryan: Jawohl. Er hat sie mir gezeigt.
    Cynthia: Nun, ich möchte die Verantwortung nicht übernehmen, ihm die Namen der Mieter zu geben oder ihn mit den Leuten sprechen zu lassen.
    Ryan: Recht haben Sie. Ich auch nicht.
    Cynthia: Wissen Sie was… Mr. Walsh hat mir gesagt, ich möchte ihn zu Hause anrufen, falls etwas anfallen sollte, womit ich nicht fertig würde. Ich hab' seine Privatnummer hier. Wenn er sagt, es wäre in Ordnung, können Sie mit Brevoort reden. Wenn Walsh nein sagt, dann zur Hölle mit Brevoort und dem ›Komitee zur Neugestaltung der städtischen Umwelt‹. Wie's auch kommt, Sie und ich sind aus dem Schneider; wir lassen Walsh die Entscheidung treffen.
    Ryan: Jawohl. Das ist vernünftig.
    Cynthia: Also schön. Ich häng' jetzt ein und ruf Walsh an. Ich ruf Sie in ein paar Minuten zurück und sag Ihnen, was er gesagt hat.
    Ryan: Ich bin hier.

19
    3. Juni 1968, etwa 10.48 Uhr.
    Cynthia: Portier? Hier ist wieder Ruth Davis.
    Ryan: Jawohl. Haben Sie mit Mr. Walsh geredet?
    Cynthia: Ja. Er sagte, alles wär in schönster Ordnung. Er kennt dieses ›Komitee zur Neugestaltung der städtischen Umwelt‹. Er sagt, Sie können Brevoort die Namen der Mieter ruhig geben. Brevoort darf auch mit allen Mietern sprechen, die aus freien Stücken damit einverstanden sind. Aber fragen Sie die Leute erst über die Gegensprechanlage. Lassen Sie Brevoort nicht im Haus herumstreunen. Und passen Sie auf, daß er nach jedem Interview 'runter in die Halle kommt.
    Ryan: Keine Sorge, Miß David. Damit komm' ich schon zurecht.
    Cynthia: Gut. Na, das hat mir eine Last von der Seele genommen. Ich mochte die Verantwortung nicht übernehmen.
    Ryan: Ich auch nicht.
    Cynthia: Mr. Walsh wollte auch, daß ich Sie lobe. Es war ganz richtig, daß Sie Brevoort erst bei uns anrufen ließen. Ich soll Ihnen bestellen, daß er nicht vergessen wird, wie Sie das geregelt haben.
    Ryan: Jawohl. Prächtig. Schön, dann werd' ich mit Breevoort reden. Danke für 'n Anruf, Miß David.
    Cynthia: Vielen Dank, mein Herr.

20
    Niederschrift aus dem Tonband SEC-3 JUN 68-IM- 01.48 PM-142C. Wohnung der Ingrid Macht, Vierundzwanzigste Straße West 627, New York. 3. Juni 1968; 13.48 Uhr.
    Ingrid: Komm 'rein, Schatzi.
    Anderson: 'ne Brille? Du trägst jetzt 'ne Brille?
    Ingrid: Seit einem Jahr vielleicht. Gefällt sie dir?
    Anderson: Ja. Tust du gerade was?
    Ingrid: Ich ess' eben mein Frühstück zu Ende. Ich hab' heut lang geschlafen. Kaffee?
    Anderson: In Ordnung. Schwarz.
    [Pause von einer Minute dreizehn Sekunden.]
    Ingrid: Bißchen Kognak vielleicht?
    Anderson: Schön. Du trinkst einen mit?
    Ingrid: Vielen Dank, nein. Ich mag' einen Schluck von deinem.
    Anderson: Dann sagst du mir, ich trink zuviel, und dabei säufst du mir meinen halben Stoff weg.
    Ingrid: Och Schatzi, wann hab' ich dir je gesagt, daß du zuviel trinkst? Wann hab' ich je was bekrittelt, was du tust?
    Anderson: Nie… ich erinner' mich genau. Ich wollt' dich nur auf 'n Arm nehmen. Sei nicht so ernst. Du hast keinen Humor.
    Ingrid: Das ist wahr. Macht dir was zu schaffen?
    Anderson: Nein. Wieso?
    Ingrid: Du hast so einen Blick, den ich wiedererkenne. Irgendwas in deinen Augen - weit, weit entfernt. Du denkst angestrengt über was nach. Hab' ich richtig geraten?
    Anderson: Mag sein.
    Ingrid: Bitte sag's mir nicht. Ich mag überhaupt nichts wissen, nicht das kleinste bißchen. Ich sehn' mich nicht danach, das alles noch mal durchzumachen. Verstehst du?
    Anderson: Klar. Setz dich auf meinen Schoß. Nein… laß deine Brille auf.
    Ingrid: Gefällt sie dir?
    Anderson: Ja. Als ich da unten im tiefen Süden war, da hatte ich so

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