23 Uhr, York Avenue
(oder einer) offensichtlich geistesgestörten Unbekannten eingegangen, in welchen Drohungen gegen die persönliche Sicherheit des Präsidenten der Vereinigten Staaten, mehrerer Richter des Obersten Bundesgerichtshofs und gewisser Senatoren ausgesprochen wurden. Seltsamerweise waren die anonymen Schreiben auf Briefpapier des Hotels Excalibur Arms, Broadway 14896, New York, getippt.
Am 19. April 1968, in Zusammenarbeit mit den Hotelbesitzern, setzte der Geheimdienst der Vereinigten Staaten das Gebäude unter elektronische Überwachung. Der Hauptkabelstrang der in das Hotel führenden Telephonleitungen wurde angezapft. Überdies wurden einige Zimmer und Zimmerfluchten mit sogenannten »Minispionen« versehen, die interne Gespräche auffangen sollten. Alle diese Vorrichtungen fütterten ein stimmaktuiertes Emplex-Tonbandgerät des Typs 47-83B, das für den Fall zweier gleichzeitig einlangender Gespräche mit einer Emplex-Ausweichanlage 47-82B-l gekoppelt war. Diese Apparate wurden im Keller des Excalibur Arms angebracht. Das folgende Band mit dem Code USSS-VS-901 KD- 432 trägt das Datum 5. Juni 1968. Es wurde aus Zimmer 432 aufgenommen. Die beiden anwesenden Männer, John Anderson und Thomas Haskins, wurden auf phonoskopischem Wege und aus dem unmittelbaren Zusammenhang identifiziert.
[Türklopfen.]
Anderson: Wer ist da?
Haskins: Ich bin's … Tommy.
Anderson: Komm 'rein. In der Halle umgesehen? Sieht alles ordentlich aus da unten?
Haskins: Die Luft ist rein. Was 'ne fiese Mottenkiste hier, Liebling.
Anderson: Ich hab' das Zimmer nur für unser Treffen genommen. Ich hab' nicht die Absicht, hier zu schlafen. Setz dich hier drüben hin. Ich hab' Kognak da.
Haskins: Danke, nein. Aber ich werd' mir 'n süßes Stäbchen zu Gemüte führen, glaub' ich. Rauchst du mit?
Anderson: Ich bleib' bei meinem Kognak. Wie hast du dich 'rausgemacht?
Hakins: Sehr gut, denk' ich. Vor zwei Tagen hab' ich das Ding geritzt. Snapper macht sich morgen auf die Socken.
Anderson: Probleme aufgetaucht?
Haskins: 'ne kleine Schwierigkeit. Nichts von Bedeutung. Wir konnten's beibiegen.
Anderson: Viel 'rausgekriegt?
Haskins: Soviel ich konnte. Nicht ganz so vollständig, wie man sich's wünscht, sicher nicht, aber doch interessant.
Anderson: Tommy, ich will dir nicht auf 'n Kopf scheißen. Du hast Grips. Du weißt, daß ich keine fünf Lappen für 'ne kleine Erkundung berappen könnt', wenn ich nicht 'nen dicken Streich vorhätt'. Bevor du mir deinen Bericht gibst, sag mir frei von der Leber weg - würd' sich's lohnen?
Haskins: Welche Wohnung, Liebling?
Anderson: Alle.
Haskins: Allmächtiger Herr Jesus Christus!
Anderson: Würd' sich's lohnen?
Haskins: Mein Gott, ja!
Anderson: Rat mal. Was wird's tragen?
Haskins: Raten? Na, wohl mindestens hundert große Lappen, würd' ich sagen. Hunderttausend. Vielleicht auch doppelt soviel.
Anderson: Da denken wir gleich, du und ich. Ich hab's auf dasselbe geschätzt. Na schön, dann laß mal hören.
Haskins: Ich hab' auf Snappers Maschine 'nen Bericht und 'nen Durchschlag getippt, damit wir's gemeinsam durchgehen können. Selbstredend kriegst du beide Exemplare.
Anderson: Selbstredend.
Haskins: Also… fangen wir mit den Portiers an. Da gibt's drei davon: Timothy O'Leary, Kenneth Ryan, Ed Bakely. In der Reihenfolge machen sie auch Dienst, von Mitternacht bis acht Uhr früh, von acht Uhr früh bis vier Uhr nachmittag, von vier Uhr nachmittag bis Mitternacht. O'Leary, der Knabe von Mitternacht bis acht, ist der ehrenwerte Säufer unter den dreien, 'n ehemaliger Bulle. Wenn einer seinen freien Tag nimmt, machen die beiden anderen je 'ne Zwölfstundenschicht und kriegen doppeltes Geld dafür. Gelegentlich, Weihnachten oder so haben zwei von den Knaben zur gleichen Zeit frei, und die Gewerkschaft schickt 'ne Aushilfe 'rüber. Schön?
Anderson: Weiter.
Haskins: In dem Bericht hab' ich die Einzelheiten noch mehr 'rausgestrichen, Liebling, aber erst mal möcht' ich mit dir nur die Glanzlichter durchackern, falls du irgendwelche Fragen hast.
Anderson: Los, weiter.
Haskins: Der Hausmeister. Ivan Block, 'n Ungar, glaub' ich, oder vielleicht 'n Pole, 'n Weinbeißer. Er wohnt im Keller. Sechs Tage die Woche ist er da, vierundzwanzig Stunden täglich. Jeden Montag fährt er seine verheiratete Schwester in New Jersey besuchen. In Notfällen springt immer der Hausmeister vom Nachbarhaus, York Avenue eins-drei-sieben-zwo, für ihn ein. Und der springt auch immer im Mai ein, wenn Block seine zwei Wochen
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