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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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was, wo ich mich tiefer 'reinknien soll?
    Anderson: Im Augenblick nicht. Das hier war so 'ne Art vorläufiger Bericht. Vielleicht hab' ich später noch Arbeit für dich.
    Haskins: Jederzeit. Du weißt, du kannst mir vertrauen.
    Anderson: Klar.
    [Pause von sechs Sekunden.]
    Haskins: Sag mal, Liebling… siehst du eigentlich Ingrid ab und zu wieder?
    Anderson: Ja.
    Haskins: Und wie geht's dem lieben Mädchen?
    Anderson: Gut. Ich glaub', du gehst jetzt lieber. Ich wart' noch 'ne halbe Stunde oder so, und dann zieh' ich Leine. Sag Snapper, ich werd' am Freitag wie üblich anrufen.
    Haskins: Bist du böse auf mich, Duke?
    Anderson: Weshalb sollt' ich böse auf dich sein? Du hast doch eben gute Arbeit geleistet, glaub' ich.
    Haskins: Ich mein', weil ich Ingrid erwähnt hab' …
    [Pause von vier Sekunden.]
    Anderson: Bist du eifersüchtig, Tommy?
    Haskins: Na ja … vielleicht, 'n bißchen …
    Anderson: Vergiß es. Dein Geruch gefällt mir nicht.
    Haskins: Nun, ich hab' vielleicht mal …
    Anderson: Ja. Geh jetzt lieber. Und komm nicht auf irgendwelche Gedanken.
    Haskins: Gedanken, Liebling? Auf was für Gedanken sollt' ich schon kommen?
    Anderson: Über die Dinge, die ich hier tu'.
    Haskins: Sei nicht albern, Liebling. Ich weiß mir was Besseres.
    Anderson: Das ist auch gut so.

22
    Tonband NYSITB-FD-6JUN 68-106-9H vom 6. Juni 1968. Standort des Wagens: Fünfundsechzigste Straße, in der Nähe der Park Avenue.
    Anderson: Gottverdammt nochmal, ich hab dem Doktor doch gesagt, ich würd' mit ihm Fühlung nehmen, wenn ich soweit wär'. Schön, ich bin noch nicht soweit.
    Simons: Immer mit der Ruhe, Duke. Weiß der Himmel, Sie haben die kürzeste Sicherung von allen Männern, die ich je gekannt hab'. Brennt blitzartig durch.
    Anderson: Ich laß mich nun mal nicht gern schubsen, das ist alles.
    Simons: Niemand schubst Sie, Duke. Der Doktor hat dreitausend Dollar aus Privatmitteln in diesen Feldzug investiert, verständlicherweise interessiert er sich für Ihre Fortschritte; ist doch normal und natürlich.
    Anderson: Und was, wenn ich ihm sag', das Ganze wär'n Blindgänger… ein Nichts?
    Simons: Wollen Sie, daß ich ihm das sage?
    [Pause von elf Sekunden.]
    Anderson: Nein. Tut mir leid, daß ich durchgedreht hab', Mr. Simons, aber ich leg' mein Tempo gern selber fest. Dieses Ding ist groß, wahrscheinlich das größte Ding, in dem ich je drin war. Größer als diese Sache damals mit der Bank in Bensonhurst. Ich will, daß alles klappt. Ich will sichergehen. Noch ein, zwei Wochen. Drei Wochen höchstens. Ich führ' sehr sorgfältig Rechnung über diese drei großen Lappen. Ich schlag'mir keinen einzigen Cent davon 'raus. Ich kann dem Doktor genau sagen, wohin jeder Cent gegangen ist. Ich versuch' nicht, ihn einzuseifen.
    Simons: Duke, Duke, es liegt nicht am Geld. Ich versichere Ihnen, das Geld hat sehr wenig damit zu tun. Er kann diesen Betrag an einem Tag beim Hunderennen 'rausschmeißen und wird's nie und nimmer merken. Aber Sie müssen sich vor Augen halten, Duke, daß der Doktor ein sehr stolzer Mann ist, der seine Stellung eifersüchtig hütet. Er hat es so weit gebracht, weil er immer auf die richtigen Pferde gesetzt hat; sonst stünde er heute nicht dort. Sie verstehen? Es wär' ihm gar nicht recht, wenn die Leute sich erzählen, daß er dreitausend an einen freien Mitarbeiter verschwendet und nichts dafür zu sehen gekriegt hat. Das würde seinem Ruf schaden und seine Selbstachtung verletzen. Er läßt nach, könnten die jüngeren Männer dann sagen, sein Urteilsvermögen ist dahin, man sollte ihn ersetzen. Der Doktor muß diese Dinge in Betracht ziehen. Also ist es ganz natürlich, daß er beunruhigt ist. Sie verstehen?
    Anderson: Ah … klar. Ich versteh'. Ist ja nur, weil ich 'nen großen Schlag führen möchte, 'nen großen Schlag … genug, um für lange, lange Zeit irgendwohin zu gehen. Deshalb klemm' ich mich ja so fest dahinter. Diesmal muß es einfach richtig klappen.
    Simons: Wollen Sie mir damit sagen, daß es gut aussieht… , zur Zeit jedenfalls?
    Anderson: Mr. Simons, zur Zeit sieht's jedenfalls großartig aus, einfach großartig.
    Simons: Der Doktor wird sich freuen.

23
    Ernest Heinrich »Professor« Mann, 53; wohnhaft Einundfünfzigste Straße Ost 529, New York. Geschäftssitz: Fun City Electronic Supply & Repair Co., Avenue D 1975, New York. 168 Zentimeter groß; 67 Kilogramm schwer; bis auf einen grauen Haarsaum um den Hinterkopf völlig kahl; graue Augenbrauen; kleines »van-Dyck«-Bärtchen,

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