23 Uhr, York Avenue
hatte ich Anderson als Fahrer empfohlen, und Gino war's recht. Laut Plan fahren Gino und zwei Schläger in einem Auto vor, Anderson am Steuer. Geparkt wird einen Häuserblock entfernt. Anderson erhält den Auftrag, dazubleiben, bis Gino wiederkommt. Des Pudels Kern ist nun der, daß sie das Lagerhaus knacken wollen, die beiden Blödmänner schnappen sich diesen Lastwagen und fahren damit 'raus, und Gino soll dorthin zurückgehen, wo Anderson im Auto wartet.
Angelo: Und?
D'Medico: Und alles geht schief. Suchscheinwerfer, Sirenen, Flüstertüten, Wasserwerfer, Kanonen… das volle Programm. Die beiden Schläger werden abgeknallt. Gino kriegt eine böse Ladung in die Gedärme und taumelt gerade noch um die Ecke. Er hat Anderson aufgetragen, dazubleiben, und dem ganzen Theater zum Trotz, das ringsum hochgeht, ist Anderson immer noch da.
Angelo: Ein Mann aus den Bergen.
D'Medico: Ja. Er hatte nicht Leine gezogen. Schön, er wuchtet Gino in den Wagen und schafft ihn zu einem Knochensäger, der ihn zusammenflickt. Das hat ihm das Leben gerettet.
Angelo: Was treibt er jetzt?
D'Medico: Gino? Er hat diesen kleinen Bonbonladen in Newark. Er macht ein bißchen in Lotterien, deichselt ein paar krumme Darlehen. Kleinkarierte Pfennigfuchserei. Es geht ihm nicht zu gut… aber er ist am Leben. Ich lasse ihm zukommen, was ich kann. Aber ich werd' nie vergessen, wie Duke dagesessen hat, während aus allen Richtungen die Scheiße angeflogen kam. Er ist schon allerhand.
Angelo: Das dachte ich mir auch. Was war dann mit ihm?
D'Medico: Er wollte keine Jobs. Er wollte freiberuflich arbeiten, auf eigene Faust. Er brachte erst immer alles mit mir ins reine, und ich gab ihm freie Fahrt. Er machte sich prächtig 'raus. Er ist ein kluger Junge, Pat. Er hat schnell gelernt. Schnappte sich ein paar Wohnungen in der East Side und machte einen schönen Batzen Geld. Hauptsächlich Schmuck und Edelsteine. Hatte nie ein Eisen bei sich. Wurde vernünftig. War so schnell und so glatt drin und wieder draußen, daß kein Mensch sich vorstellen konnte, wie er das machte. Es ging ihm gut. Vielleicht drei oder vier Jobs im Jahr. Leistete immer brav seinen Beitrag und muckte nie auf. Ich behielt seine Spur im Auge und fand heraus, daß er verdreht ist, in geschlechtlicher Hinsicht nämlich.
Angelo: Wie meinst du das?
D’Medico: Peitschen und so… du weißt schon.
Angelo: Zu welcher Fakultät gehört er? Das ist wichtig.
D’Medico: Zu beiden, was ich so höre. Dann drehte er dieses eine Ding und wartete an der Ecke auf die Nutte, der er das Zeug übergeben mußte - nur ungefähr einen Häuserblock weiter war das -, als so ein Glückspilz von einem probeweise eingestellten Streifenpolypen auf den Gedanken verfiel, Dukes Gesicht wär' ihm unsympathisch. Und er filzte ihn. Dieses Bürschchen ist jetzt Detektivleutnant. Also ging Duke hoch. Der Frau wurde kein Haar gekrümmt; er hat sie nie erwähnt. Ich hab' gehört, daß sie das Treffen versäumt hat, weil sie bei ihrem Börsenmakler war.
Angelo: Wie herrlich. Habt ihr euch nachher noch mit ihr beschäftigt?
D'Medico: O ja, klar. Seit Duke mit diesem Feldzug aufgetaucht ist, fühlen wir ihr kräftig den Puls. Sie ist vorbestraft, und auch jetzt ist sie fleißig auf der schiefen Bahn - Heroin, horizontales Gewerbe, Abtreibung… das volle Programm. Sie arbeitet in einem Tanzlokal, das Sam Bergman gehört. Wir können ihr jederzeit Feuer unterm Hintern machen, wenn wir wollen.
Angelo: Fein. Wie ist Anderson an dieses Ding in der East Side geraten?
D'Medico: Er stößt eine Frau, die dort wohnt. Wie er sie kennengelernt hat, wissen wir nicht. Aber er geht mindestens zweimal die Woche in ihrer Wohnung aus und ein. Eine massige Tante, die nach Geld aussieht.
Angelo: Na schön. Damit hätten wir's wohl, glaub' ich. Du lieber Himmel, haben wir schon wieder eine Flasche ausgetrunken? Mein Gott, ich muß nach Manhattan.
D’Medico: Pat, was hast du für ein Gefühl bei der Sache?
Angelo: Wenn du mich fragst, würd' ich nein sagen. Sieh mal, Doc, wir sind in so vielen Branchen - Restaurants, Hotels, Banken, Leinen und Weißzeug, Versicherungen, Rollfuhrunternehmen, Münzwäschereien, Müllabfuhr … alles hübsche, saubere, rechtschaffene Dinge. Und die Profite sind gut. Was brauchen wir also diese dumme Seifenoper?
D'Medico: Trotzdem… hast du Interesse?
Angelo: Ja… ich denke schon. Es ist ein militärisches Problem. Schau mich an… ich bin Geschäftsmann, mein Bauch schwillt an, mein Arsch
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