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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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augenfällige Weise, welch sorgsame und umfassende Planung diesem außerordentlich wohlorganisierten Verbrechen vorausgegangen ist.) Infolgedessen wies ich den Beamten McClaire an, die Tür eines Zigarrenladens einzudrücken, der sich ebenfalls an der nordwestlichen Ecke der Kreuzung Dreiundsiebzigste Straße Ost und York Avenue befindet. Der Beamte kam meinem Befehl nach, ohne das Türglas zu zerbrechen, und ich betrat den Laden, drehte die Lichter an und machte das Telephon des Inhabers ausfindig. (Ich war sorgfältig darauf bedacht, sein Eigentum zu schonen; dennoch sollte die Stadt New York ihm eine angemessene Entschädigung für sein aufgebrochenes Türschloß zukommen lassen.) Sodann rief ich das Nachrichten-Verbindungszentrum an und sprach mit Leutnant John K. Fineally. Ich setzte ihn davon in Kenntnis, daß ich besagten Zigarrenladen, über dessen Lage und Örtlichkeit ich ihn eingehend unterrichtete, mit sofortiger Wirkung zu meinem Gefechtsstand erhoben hatte. Ich ersuchte ihn, er möge die Telephonleitung, über die ich mit ihm sprach, ständig freihalten lassen und dafür sorgen, daß der Apparat, in welchem diese mündete, zu keiner Minute unbemannt sei. Er erklärte sich dazu bereit. Ferner trug ich ihm auf, den diensthabenden Kommissar Walter Abrahamson, der von Queens herein unterwegs war, zu meinem Gefechtsstand beordern zu lassen. Leutnant Fineally bestätigte diese Anordnung. Sodann befahl ich meinem Fahrer, dem Beamten McClaire, im Zigarrenladen zu bleiben und Telephondienst zu versehen, bis er abgelöst werde. Er nahm diesen Befehl zur Kenntnis. Ich trug nach wie vor Zivilkleidung, war ich doch theoretisch außer Dienst. Ich entledigte mich meiner Jacke und breitete sie über einen meiner Arme, nachdem ich meine Hemdärmel hochgekrempelt hatte. Ich ließ meinen Strohhut im Zigarrenladen zurück. Von einem Beamten aus dem Streifenwagen, der die York Avenue an dieser Stelle abriegelte, lieh ich mir die Morgenausgabe einer Zeitung vom Sonntag. Ich klemmte die zusammengefaltete Zeitung unter meinen anderen Arm. Sodann schlenderte ich auf dem westseitigen Bürgersteig der York Avenue von der Dreiundsiebzigsten zur Vierundsiebzigsten Straße. Als ich, auf der anderen Straßenseite befindlich, an dem Haus York Avenue 1370 vorüberkam, konnte ich den geparkten Lastwagen in der Einfahrt stehen sehen, ohne meinen Kopf zu wenden. Die Seitentüren des Lastwagens standen offen, aber es gab keinerlei Anzeichen menschlicher Tätigkeit. Ich sah auf den ersten Blick, daß die taktische Ausgangssituation für einen Frontalangriff ausgesprochen dürftig war. Die dem in gegnerischer Gewalt befindlichen Gebäude gegenüberliegenden Häuser hatten äußerst wenig zu bieten, was Deckung vor Feindfeuer und/oder Sichtschutz versprach. Die meisten waren von der gleichen Höhe wie 1370; es handelte sich vornehmlich um jene für Manhattans East Side so kennzeichnenden Altbauten aus graubraunem Stein, ehemalige Stadtwohnhäuser wohlhabender Familien, die zu einem späteren Zeitpunkt in einzelne Wohnungen aufgeteilt worden sind. Ein Frontalangriff wäre zwar möglich gewesen, hätte jedoch bis zu einem gewissen Ausmaß gegen die Weisungen der Dienstvorschrift NYPD-SIS- DIR-Nr. 64 vom 19. Januar 1967 verstoßen, wo es heißt: ›Bei jeder gewaltsamen Auseinandersetzung mit Gesetzesbrechern haben die Erwägungen des befehlshabenden Offiziers in erster Linie die Sicherheit unschuldiger Passanten und Zaungäste, in zweiter Linie der Sicherheit und dem Wohlergehen der Polizeimannschaften Sorge zu tragen, die seinem Kommando unterstellt sind.‹
    Als ich die Ecke York Avenue und Vierundsiebzigste erreicht hatte, wies ich mich vor den beiden Beamten des Wagens George Neunzehn aus, der die Straße an dieser Stelle blockierte. Auch hier war das Fahrzeug in untauglicher Position geparkt worden. Nachdem ich dem Fahrer dargelegt hatte, wie und wo ich den Streifenwagen in Stellung gebracht wünschte, ließ ich mich von ihm um den Häuserblock und wieder zurück zu meinem Gefechtsstand in der Dreiundsiebzigsten fahren; sodann befahl ich ihm, mit dem Wagen an seinen ursprünglichen Posten zurückzukehren und die Straße meinen soeben ausgesprochenen Anweisungen gemäß abzuriegeln. Als nächstes begab ich mich zu dem Beamten, von dem ich die Zeitung entliehen hatte, und stellte ihm dieselbe zurück.
    Während der kurzen Fahrt rund um den Häuserblock und zu meinem Gefechtsstand hatte ich meinen Angriffsplan entworfen. Ich nahm Fühlung mit

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