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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Leutnant Fineally im Nachrichten-Verbindungszentrum, wobei ich mich des Telephons im Zigarrenladen bediente. (An dieser Stelle sei mir die Bemerkung gestattet, daß die Mitarbeit des gesamten Personals im Nachrichten-Verbindungszentrum während jener Episode vorbildlich war und mein einziger Verbesserungsvorschlag höchstens dahingehend lauten könnte, man möge das System der Nachrichtenübermittlung vielleicht in eine etwas gehörigere Form bringen, welche sich durch einen höheren Anteil von Codewörtern und Ziffern auszeichnen müßte; unterbleibt deren Verwendung nämlich, so gerät der Austausch von Meldungen und Befehlen allzu leicht in das Fahrwasser eines lässigen, persönlich gefärbten Plaudertons, wodurch nur kostbare Zeit vergeudet wird.)
    Ich ersuchte Leutnant Fineally, fünf weitere Streifenwagen mit je zwei Mann zu meinem Gefechtsstand zu beordern. Überdies forderte ich auch eine Notkorporalschaft an, die mit mindestens zwei Funksprechgeräten ausgerüstet zu sein habe; einen Waffentransporter, der mit Tränengasgranaten und jenen gerade in jüngerer Zeit so wertvoll gewordenen ›Demonstrationskanonen‹ {Kurze Doppelschrotflinten mit meist abgesägten Läufen (also großer Streuung), welche von der amerikanischen Polizei eingesetzt werden, um Menschenaufläufe auseinanderzutreiben; schmerzhafte, aber (angeblich) wenig gefährliche Verletzungen sind die Folge} versehen war; zwei Suchscheinwerfer-Fahrzeuge und einen Krankenwagen. Leutnant Fineally teilte mir mit, er wolle seine Bereitschaftsdienstliste zu Rate ziehen und so bald wie möglich alles in Marsch setzen, was verfügbar sei. Um diese Zeit auch - es war schätzungsweise 3.40 oder 3.45 Uhr - bat ich Leutnant Fineally ferner darum, den an diesem Tage amtierenden Stellvertreter des Polizeipräsidenten, Arthur C.Beatem, über die Vorkommnisse zu unterrichten und es der Entscheidung des Stellvertretenden zu überlassen, ob der Polizeipräsident und/oder der Bürgermeister zu informieren sei oder nicht.
    Sodann begann ich meine Streitkräfte zu vergattern…«

71
    Aufnahme NYPD-SIS-Nr. 146-83 C.
    Haskins: Um diese Zeit sagte Duke…
    Frage: Wie spät war es?
    Haskins: Ach, das weiß ich nicht mehr genau, Tommy. Es wurde spät - oder vielmehr früh. Ich fand, der Himmel wurde langsam hell, oder vielleicht bildete ich mir das nur ein. Jedenfalls hatte ich eben den Brodsky-Brüdern Bescheid gestoßen, was sie alles aus der Wohnung Vier B fortschaffen sollten. Wie ich mir ja gedacht hatte, war's 'ne wahrhaftige Schatzgrube. Der Technikfritze knackte 'ne riesengroße altmodische Truhe, messingbeschlagen und mit 'ner Riegelspange und 'nem Vorhängeschloß drauf. Und er machte uns auch allerlei Krimskrams am Rande auf, 'ne Schmuckkassette zum Beispiel und paar Aktenkoffer… und sogar 'ne olle hochoffizielle Munitionskiste aus 'nem Zwoten Weltkrieg, wo irgendwer 'ne Riegelspange und 'n Vorhängeschloß drangemacht hatte. Es war wirklich heiter, was diese alten Tatteromas so nach Eichhörnchenart auf die hohe Kante geknausert hatten, 's zeigte sich ganz deutlich, daß die beiden kein Vertrauen zu Banken hatten. Da gab's 'n Brillantohrgehänge und 'ne Rubinhalskette - übrigens war ihr ganzer Schmuck unglaublich verdreckt -, und nach meiner Schätzung würden allein schon diese beiden Stücke gequetschte fünfzig große Lappen bringen. Außerdem gab's auch Bargeld… sogar noch ein paar von den uralten großen Scheinen, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Da gab's Unmengen von Sachen, die du nicht für möglich halten würdest, viktorianische Tiaras zum Beispiel, Armbänder, golddurchwirkte steife Kragen von Geistlichen, Kopfwehbänder, Hutnadeln, Broschen, 'ne kleine Sammlung von brillantbesetzten Schnupftabakdosen, Perlen zum Schweinefüttern in Reifen, Ketten und Bändern, Ohrringe, Krawattennadeln - und alles davon gute Ware, wenn's auch 'ne Reinigung bitter nötig hatte. Da gab's auch 'n paar einfach entzückende Email-, Cloisonné- und Glasarbeiten, alles alte Originale … hätt' mir das Herz gebrochen, die Dinger zurückzulassen. Duke hatte uns Beeilung befohlen, und so pfiffen wir auf die Teppiche und die Möbel, wenngleich ich 'nen Sheraton-Tisch sah - 'nen ganz kleinen -, für den jedes Museum in der Stadt 'n absolutes Vermögen gegeben hätt', und da gab's 'nen winzigen Kurdistan, nicht größer als eins mal anderthalb, der einfach exquisit war. Den dazulassen hätt' mir ebenfalls das Herz gebrochen, also holte ich Billy

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