2300 - Vorboten des Chaos
fühlte sich angestarrt. Von dem Schatten. „Sprung!", schrie er instinktiv.
Elf Zentimeter große Siganesen – sie stürzten zu dritt in eine Tiefe, die dem Dreißigfachen ihrer Körpergröße entsprach.
Eine Thermogarbe schlug in die Loge, wo sie eben gestanden hatten.
Luke knallte heftig auf den Boden, mit den Füßen zuerst, und rollte über die Schulter ab. Fogel stieß einen Schrei aus, doch die Erste, nach der Luke sich umdrehte, war Dani Queenz.
Ein Umstand, den Fogel trotz Bruchlandung leider klar bemerkte.
Er sah erleichtert, dass sie in Ordnung war, den Kopf nach hinten geschleudert, Trotz und Überlebenswille.
Ein Regen flüssiges Plastik ging über die Siganesen nieder. Sie warfen sich in Deckung, in die Krümmung am Fuß unterhalb der Logenwand, und entgingen dem tödlichen Schauer.
Luke riss Fogel unwirsch auf die Beine.
„Raus hier!", kommandierte er.
Sie nahmen wiederum Fogel in die Mitte und erreichten im Sprint die Loge gegenüber. An der rückwärtigen Hallenfront lag das Zentralschott zum Korridor. Keine der Schotthälften konnte von Siganesen ohne schweres Gerät bewegt werden, dennoch lag am Durchgangstor das Ziel der Gruppe.
In Bodenhöhe rechts und links neben dem Schott lagen Wartungsklappen.
Die Klappen waren Lukes Ziel.
Hundert Meter Distanz, schätzte er.
Ein weiter Weg für Siganesen. Über den Köpfen kreuzten Strahlenbahnen. Ein Todesschrei aus einer fremden Kehle, ein fürchterlicher Atemzug Methan und Brandgeruch.
Luke blickte Fogel, dann auch Dani Queenz an und zeigte nach vorn: „Rennt!"
*
Das Luk diente als Einlass für miniaturisierte Wartungsmaschinen. Auf jeder Seite eine Klappe, verbunden durch eine Röhrenöffnung – für Siganesen der perfekte Tunnel.
Sie gelangten in den Korridor, der zu den Unterkünften in der Nähe führte.
Er und Dani Queenz stürmten weg vom Schott, Richtung Bostichs Büro-Suite, wo sich auch ihre eigene Unterkunft befand.
„Was habt ihr vor?", brüllte Ashlon Fogel hinter ihnen her.
Dani Queenz drehte kurz den Kopf und rief nur: „Tempo, Minister!"
Luke war der Erste an der Unterkunft. Wieder dieselbe Schottkonstruktion: Er und Queenz wuchteten die Klappe auf, durch das Wartungsluk zur anderen Seite, und sie gelangten in den dreißig Zentimeter hohen Flügel, in dem ihre Zimmer, die Küche und der Aufenthaltsraum untergebracht waren.
Ashlon Fogel kroch als Letzter durch den engen Schacht.
An der Ecke mit den Terminals lag das Sicherheitspaket aus TLD-Beständen.
Luke riss die Plomben von den Schutzanzügen. Er reichte die Monturen samt Waffen heraus.
„Aber ... nichts funktioniert!", rief Fogel.
„Das werden wir sehen."
Demetrius Luke aktivierte die Aggregate des TLD-Anzugs. Eine Sekunde passierte gar nichts, dann fuhr die Positronik hoch, Aggregatefühler und selbst der Schutzschirm-Projektor meldeten Bereit.
Fogel starrte erst sein Kombiarmband an, das statt Daten nur Zahlensalat zeigte, dann Demetrius Luke wie einen Zauberer. „Wie hast du das gemacht?"
„Wie ich gedacht habe, Ash: Wir haben so was wie einen Hyperphysikalischen Impuls abbekommen. Alle Aggregate, die zu dem Zeitpunkt liefen, sind ausgefallen. Alles, was ausgeschaltet war, kann man aktivieren."
„Und verwenden!", sagte Dani Queenz entschlossen. Sie riss ihre Kombination vom Leib – Fogels Teint lief vor Verlegenheit dunkelmeergrün an – und begann stattdessen, den Kampfanzug anzulegen.
Demetrius Luke war so schnell wie sie.
„Ashlon", kommandierte er, als Queenz vollständig wieder bekleidet war, „du drehst dich jetzt sofort um und ziehst den dritten Anzug an!"
„Schon klar", hörte er den Minister gepresst antworten.
Demetrius Luke und Dani Queenz hasteten in ihre Unterkünfte. Luke war USO-Spezialist gewesen, Dani Queenz im Personenschutz aktiv – beide hatten das eine oder andere auch privat dabei.
Aus ihrem Gepäck brachten sie Mikrostrahler, Orterarmbänder und mehr zum Vorschein.
An den Terminals kamen sie zusammen.
„Fertig, Minister?", drängte Dani Queenz.
Ashlon Fogel antwortete bleich, aber nun ebenfalls entschlossen: „Fertig!"
*
Gucky materialisierte in den Rechnerräumen von LAOTSE.
Die Anlage im Kern der Residenz war nach dem Hyperimpedanz-Schock erweitert und auf Biopositronik umgerüstet worden. Auf der Erde gab es keinen Rechner, der LAOTSES Leistung annähernd erreichte; allein NATHAN auf dem Mond rangierte im Solsystem auf einer höheren Stufe. Nun aber lag die Anlage still. Das Summen
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