2300 - Vorboten des Chaos
aktivierte den HÜ-Schirm. Ein blassgrün strahlender, transparenter Kokon aus Energie spannte sich um sie. Der Schirm wirkte wie ein Leuchtfeuer: Das Etwas in der Luft ruckte herum, und Mondra spürte mit Gewissheit, dass in dieser Sekunde sie ins Visier rückte.
Für eine Sekunde wurde alles sonnenhell. Ihr Schirm summte wie ein Transformator-Block. Mondra fühlte sich von kinetischer Energie zurückgeschleudert, aus der Wechselwirkung zwischen Schirm und Thermostrahl.
Sie kam auf die Beine, die Waffe im Anschlag. Nichts zu sehen. Mondra sprang beiseite und suchte Deckung.
Treffer Nummer zwei ließ den Schirm wie ein Glocke dröhnen. Vom Gürtel tönte ein Summen, der Projektor lief auf Überlast. Das war’s. Sie fühlte ihre Glieder vor plötzlicher Furcht steif werden.
Doch der dritte Treffer, von Mondra jede Sekunde erwartet, kam nicht. Zwei fast parallele Strahlergarben standen stattdessen im Raum, trafen vor dem Schatten zusammen und vereinigten sich.
Der Schütze trat von rechts ins Blickfeld: Monkey, der Oxtorner. In beiden Händen trug der USO-Chef Kombistrahler.
Mondra starrte auf den Schnittpunkt der Strahlen.
Aus dem Nichts hoch oben tauchte eine Kontur auf, eine winzig kleine, sechsgliedrige Gestalt mit Kuppelschädel. Die Gestalt war zwanzig Zentimeter groß – und von einem Haluter kaum zu unterscheiden, es sei denn durch die Größe.
Von einem zweiten Punkt, zwanzig Meter auf der anderen Seite, entsprangen in dem Moment zwei weitere Strahlenbahnen, genauso annähernd parallel wie in Monkeys Fall.
Schütze Nummer zwei kam von links: Kim Tasmaene, ertrusischer Präsident. Auch Tasmaene feuerte beidhändig.
Der Miniatur-Haluter glomm wie ein Kohlenstück.
Mit einem Mal stürzte das Alien wie ein losgelassenes Tonnengewicht zu Boden. Für den Bruchteil einer Sekunde lag es still. Ein nachtblauer, dampfender Schutzanzug umhüllte seinen Körper. Schießt doch, schrie Mondra in Gedanken, schießt! Dann kam das Wesen hoch, auf sechs Gliedmaßen, und raste mitten durch den Saal davon.
Es feuerte um sich und durchschlug als lebendige Kanonenkugel zwei Ferronen, die im Weg standen. Mondra sah mit Grauen einen Regen Gewebefetzen, Thort Keleshs Dienerschaft, während das Geschöpf, gebremst durch die Kollision, wieder Tempo machte.
Kim Tasmaene setzte schließlich die tödliche Salve. Dachte Mondra – denn die Schrumpf-Gestalt rannte weiter, strukturverhärtet wie ein echter Haluter, mit zerbröselnder Montur.
Mondra Diamond gab zwei hastige Schüsse ab, doch keiner traf.
Tasmaene und Monkey nahmen die Haken schlagende Gestalt schließlich ins Kreuzfeuer. Treffer Monkey, Treffer Tasmaene. – Mondra Diamond sah die Bestie verbrennen, und ihr Herz pochte vor Befriedigung bis zum Hals.
*
Rhodan empfand den bewusstlosen Imperator auf seinem Rücken als Tonnengewicht. Hinzu kam der Schmerz in seinem Knöchel, vermutlich eine Bänderdehnung.
Er schleppte den Körper die Stufen der Treppe hinab. Theoretisch lagen vor ihm tausend Meter bis zum Erdgeschoss, und er wusste, dass der Schacht tatsächlich bis zum Grund führte Rhodan hielt sein Tempo zwei Etagen lang. Als er an der Wand eine Reihe von Schränken erblickte, ließ er Bostich von der Schulter gleiten und legte den Körper nieder.
Die Treppe diente für Notfälle. Folglich war im Schacht sämtliche Ausrüstung verfügbar, die in einer Notlage benötigt wurde.
Der erste Schrank trug als Kennzeichen ein rotes Kreuz. Rhodan riss die Klappe auf und brachte zum Vorschein, was er für Bostichs Erstversorgung brauchte. Dazu gehörte eine Lampe mit Batterie und variablem Fokus. Rhodan drehte das Licht auf Streuung und sah auf die Wunde. Der erste Anblick war ein Schlag. Ein Terraner hätte ohne moderne Medizin den Arm verloren, doch Bostich war robust wie ein Springer, in bestem Trainingszustand, außerdem ein Aktivatorträger, was Infektion und körperliche Schockzustände ausschloss.
Rhodan zerrte Bostich in stabile Seitenlage. Mit einer Klemme befestigte er die Lampe am Medoschrank, so dass Licht auf den Arm fiel. Mit einer Pinzette zupfte er die Fetzen von Bekleidung ab, die verbrannt in der Wunde hingen. Er säuberte Oberarm und Schulter mit Desinfektionsmittel und trug großflächig Biomolplast auf. Die Substanz verschloss die Wunden. Dann erst injizierte Rhodan Schmerzmittel.
Er wartete zwei Minuten, bis das Mittel durch die Haut in den Kreislauf drang. Zuletzt spritzte er ein Aufputschmedikament.
Rhodan leuchtete mit der
Weitere Kostenlose Bücher