2300 - Vorboten des Chaos
Lampe sein eigenes Gesicht an, damit der Imperator beim Erwachen nicht in Panik geriet.
Bostich brauchte zwei Minuten.
Die schneeweißen Brauen zitterten, ein keuchendes Geräusch. „Rhodan ..."
Von einer Sekunde zur anderen war der Imperator da. Die Wangenknochen traten wie kantige Striche hervor.
„Schmerzen?"
„Verdammt ...! Als Bauchaufschneider bist du ein Versager, Terraner."
Bauchaufschneider, es war das arkonidische Wort für Arzt oder Mediker.
Bostich setzte sich mit großer Mühe auf, und seine Stirn bedeckte sich mit Schweiß.
„Wenn ich das Medikament höher dosiere, verlierst du deinen klaren Kopf."
„Den werde ich brauchen. – Wo sind wir?"
„In einem Treppenschacht. Noch nicht weit weg."
„Was ist passiert?"
„Ich weiß nicht mehr als du. Der TLD und die Polizei wurden jedenfalls überlistet. Deine Kralasenen haben sämtliche Sicherheitsvorkehrungen abgenommen. Das ist kein normaler Angriff."
„Sondern?"
Rhodan sagte: „Ein erster Vorstoß der Terminalen Kolonne TRAITOR."
Bostich stöhnte. „Deine Fawn Suzuke ... Hieß es nicht, da kommen Raumschiffe? Unendlich viele?"
„Ja. Aber Raumschiffe befördern Wesen. Es könnte durchaus sein, dass wir Angehörige der Kolonne vor uns haben."
„Und warum schießen sie uns dann ab? Wenn sie so einfach bis in deine Residenz gelangen können, wieso legen sie nicht einfach eine Bombe, und alles ist zu Ende?"
Rhodan zuckte ärgerlich die Achseln. „Ich kann das nicht beantworten, Imperator, aber das heißt längst nicht, dass es nicht gute Gründe gibt!"
Bostich versuchte auf die Beine zu kommen. Rhodan ließ ihn, half ihm nicht. Schließlich stand Bostich breitbeinig, schwankend mitten im Treppenschacht, mit einem wölfischen Grinsen, doch seine Sicherheit steigerte sich mit jeder Sekunde. Der Aktivatorchip, dachte Rhodan. Kein normaler Mensch oder Arkonide wäre auf den Beinen.
„Einer der Schränke enthält Schutzanzüge", erklärte Rhodan. „Traust du dir das zu?"
„Alles, was nötig ist."
Rhodan öffnete die Klappe und brachte zwei Monturen zum Vorschein.
Eine zog er selbst über, trotz der Schmerzen im Fuß, die zweite half er Bostich anzulegen. Wie alte Kampfgefährten, als sei es nicht Bostich gewesen, dessen Flotte vor dreißig Jahren das Solsystem überfallen und besetzt hatte. Krisenfall Karthago. Damals hätte er Bostich umgebracht, um Terra zu schützen – heute brauchte er ihn.
„Hast du auch Waffen, Terraner?"
Rhodan neigte den Kopf. „Ja", sagte er, „habe ich."
Er tippte seinen Namen plus ID-Kennziffer in ein primitives Schloss, dann brachte er aus Kasten Nummer drei zwei Thermostrahler zum Vorschein.
Rhodan stellte eine der Waffen auf geringste Streuwirkung und gab eine Salve nach oben ab. Der Schaden an der Decke war gering. Doch allein die Tatsache, dass ein Feuern möglich war, zeigte an, dass der seltsame antitechnische Einfluss auf Vorrichtungen wie Thermostrahler keinen Einfluss hatte.
Rhodan checkte die Geräte seines Anzugs durch. Die kleine Positronik funktionierte.
„Ich verstehe noch immer nicht ..."
Bostich wog abwesend die Waffe in der Hand. Rhodan sah, dass die Sache von eben ihm keine Ruhe ließ. „Was glaubst du, welchem Ziel dient dieser Überfall?
Sah das nicht so aus, als würden gezielt Herrscher und Regierende umgebracht?"
„Exakt."
„Wenn es so ist ...", begann Bostich, doch sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, und er konnte den Satz nicht zu Ende bringen.
„Wenn es so ist", vervollständigte Rhodan, „dann stehen wir zwei ganz oben auf der Liste."
„Du glaubst, dass man uns verfolgen wird?"
„Wir sollten uns jedenfalls vorbereiten."
„Hast du schon eine Idee, Terraner?"
„Ich hatte ein bisschen Zeit, um nachzudenken."
Ein schmaler Faden Tränensekret trat aus Bostichs linkem Auge aus.
Nicht vor Trauer oder Schmerz; der Mann war Arkonide.
Bostich grinste mit zusammengebissenen Zähnen, und Rhodan fiel auf, dass er bedeutungsvoll seinen Blick auf die Schränke richtete. „Zuerst deine Idee, dann meine. Gönne einem Verwundeten das letzte Wort."
*
„Deflektoren an!", kommandierte Demetrius Luke. „Schaltet eure Funkgeräte auf fünf Meter Reichweite!"
Queenz und Fogel lösten sich in Luft auf. Für das menschliche Auge, allerdings nicht für Orter – das Risiko von Entdeckung blieb, trotz Antiortungsfeldern und Stealth-Außenbeschichtung der Anzüge.
Luke zog ein Antiflex-Visier vor die Helmscheibe, und die beiden wurden wieder
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