2301 - Im Kolonnen-Fort
Draußen geisterten Lichtfin ger durch den Raum. Licht und Schatten erschienen jedoch keineswegs scharf ab gegrenzt, sondern flossen weich ineinan der über, zeigten viele Nuancen und Ab stufungen. Luke hatte das schon wäh rend des Anflugs in den Hologrammen der Kapsel registriert, aber nicht weiter darauf geachtet.
Koffter schwebten vorbei.
„Habt ihr das gesehen?" Dani Queenz reagierte überrascht. „Der Avoide ..."
„Was war mit ihm?"
Nach wie vor sah Luke nur die gigan tische Konstruktion mit ihren Vorsprün gen, Schründen und offenen Verbin dungsröhren. Das Sternenmeer der Milchstraße war von seiner Position aus nicht einmal zu erahnen.
„Er trug keinen Raumanzug!", stieß Dani tonlos hervor.
„Du hast dich getäuscht."
„Ganz sicher nicht." Dani schaute von einem zum anderen. „Da draußen gibt es keinen leeren Weltraum, sondern atem bare Luft. Erscheint es so undenkbar, dass das Energiefeld, das Ortung und op tische Entdeckung unterbindet, zugleich die Atmosphäre zurückhält?"
„Du sprichst von einer Raumkugel mit mehreren hundert Kilometern Durch messer", erinnerte Demetrius Luke. „So groß ist der geschützte Bereich mindes tens. Vergiss nicht, wie lange die Kapsel für den Einflug benötigt hat."
„Und? Wäre es eine besondere Leis tung, das alles mit atembarer Luft zu flu ten?"
Ashlon Fogel hatte sich an der Wand abgestützt und Dani wohlwollend ta xiert. Gedankenverloren schürzte er die Lippen, aber dann stieß er sich jäh ab und rief: „Die Wand pulsiert! Das ist deutlich zu spüren."
Vorsichtig streckte er die Arme aus und tastete mit den Fingerspitzen über die schwache Rundung. „Glatt und kalt, wahrscheinlich ein Verbundmaterial aus Stahl und Kunststoff. Dennoch bewegt es sich – als würde es leben."
„Ash hat Recht", pflichtete Dani dem Minister bei. Sie hatte inzwischen eben falls ihre Handflächen auf die Wand ge legt. „Ich spüre ein gleichmäßiges Po chen. In der Tat wie ein schwacher Puls schlag."
„Vielleicht eine Folge des Kopplungs manövers?", warf Luke leichthin in die Runde und ging weiter. Dani Queenz konnte es kaum fassen.
„Verda... Luke! Glaubst du nicht, dass es wichtig sein könnte?"
„Das da draußen ist im Moment wich tig", erwiderte er. „Herausfinden, wie schnell der Zusammenbau vonstatten geht und ob wir Terra irgendwie infor mieren können. Wenn ihr wollt, kümmert euch inzwischen um die Wand."
Dani beschleunigte mit ihrem Gravo-Pak. Sie erreichte Demetrius Luke, als er den letzten Schritt hinaus in den Raum tat. Es gab keine energetische Sperre.
Die Anzugortung zeigte dreißig Meter Distanz bis zu dem anderen Segment. Überschaubar war das alles jedoch kei neswegs. Eine Vielzahl von Plattformen und auffallend gefärbten Kofftern ma növrierte in größerer Entfernung.
„Demetrius, Dani", rief Fogel aufge bracht, „warum wartet ihr nicht auf mich?"
Wegen der Probleme mit seinem Gravo-Pak brauchte er ein wenig länger, um aufzuschließen. Düster musterte er die beiden, als wisse er inzwischen ge nau, weshalb Luke gewollt hatte, dass er auf Terra zurückblieb.
„Die Schwerkraft ist unverändert."
Dani Queenz’ Stimme vibrierte leicht. „Absolut keine Verhältnisse wie im Welt raum."
Nur das Gefühl, schon im nächsten Moment zwischen gigantischen Mühl steinen zerrieben zu werden, wurde un erträglich.
Gemeinsam schwebten sie in die Höhe.
Dass Dani jäh ihre Flugrichtung änderte, bemerkte Luke erst Sekunden später, als sie schon dicht vor dem oberen Röhren rund hing und mit beiden Händen über das Material wischte.
Die Straßenröhre setzte sich in dem gegenüberliegenden Bauteil fort. Beide Röhren mündeten offen und unge schützt. Luke registrierte, dass das Ma terial entlang der Schnittkante feucht schimmerte.
Er erkannte Poren und etwas wie Adernstränge. Sie sonderten Flüssigkeit ab. Adhesivstoffe, vermutete er.
Wurde die gewaltige Station auf diese Weise zusammengefügt? Überhaupt be deutete es weniger technischen Auf wand, die Montage in Atmosphäre und bei normaler Schwerkraft vorzuneh men, als alle schon fertig gestellten Ab schnitte hermetisch abzuschotten und wahrscheinlich Zehntausende von Mon teuren in Raumanzüge zu stecken.
Ein Angriff der Heimatflotte Sol muss te demnach fatale Folgen haben, sobald es Perry Rhodan oder Verteidigungsmi nister Bull gelang, die äußere Schutz hülle zu knacken.
„Das ist Wasser!", jubelte Dani. „Klares, keimfreies Wasser!" Sie hatte eine
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