2301 - Im Kolonnen-Fort
Gefiederten wechselten gereizte Bemerkungen. Was Danis Software übersetzte, drehte sich indes ausschließ lich um die Fertigstellung einer Produk tionsstraße. Die Avoiden sprachen da von, dass sie mit den „Kofftern" mehrere Fahrten einplanen mussten, um „Rico din-Abschirmungen" zu transportieren.
Koffter ... Damit waren wohl die Schwebetraktoren gemeint.
Nacheinander hoben beide Fahrzeuge ab und drangen mit mäßiger Geschwin digkeit in die Röhre ein.
Von irgendwoher erklang wieder die ses unverständliche Flüstern. Luke lauschte darauf, konzentrierte sich aber ebenso auf jeden Handgriff des Piloten.
Er schätzte, dass sie zwei, wahr scheinlich sogar drei Kilometer zurück gelegt hatten, als die Röhre zu pulsieren begann. Lichtreflexe verstärkten den Eindruck des Pulsierens noch.
„Alarm wurde ausgelöst", argwöhnte der Minister. „Womöglich haben wir eine Detektorsperre passiert." Hektisch blickte er um sich und schien zu dem Schluss zu kommen, dass es sicherer war, das Fahrzeug sofort zu verlassen. „Wir riskieren zu viel, Demetrius!"
„Ruhe bewahren!" Luke hielt Fogel am Arm zurück. „Unser schlimmster Fehler wäre, in Panik zu geraten. – Das Blinken weist vermutlich nur auf den Übergang zum nächsten Segment hin."
Beinahe hätten sie die Abzweigung übersehen. Der Koffter verließ in dem Moment die bisherige Richtung.
„Runter!", rief Luke. „Wir wollen nach draußen und nicht in irgendeine Halle!"
Kurz darauf lag die Abzweigung ei nige Dutzend Meter hinter den Sigane sen. Sie landeten am Rand der Röhre.
Von einem Übergang in den Weltraum war aber noch nichts zu erkennen.
Sie gingen weiter. Die Röhre war mitt lerweile nicht mehr ausgeleuchtet, und nur noch vages Streulicht fiel aus dem rückwärtigen Bereich heran.
Endlich zeichnete sich vor ihnen das Ende der Röhrenstraße ab. Der Blick reichte ungehindert in den Weltraum hinaus. Eine riesige zerklüftete Wand hing da draußen, scheinbar zum Greifen nahe.
6.
Mühsam wälzte Zon Facter sich herum, stemmte die Laufarme auf den Boden und drückte sich mit den Hand lungsarmen weiter in die Höhe. Er stöhnte gequält.
Der Schmerz raubte ihm den Atem und wühlte durch sein Inneres, als wolle er ihn bei lebendigem Leib zerreißen.
Fast hätte er es geschafft, sich aufzu richten, doch im letzten Moment ge horchten ihm die Muskeln nicht mehr.
Zon Facter kippte erneut vornüber und blieb hilflos liegen.
Dennoch würde er kämpfen, bis der letzte Hauch Leben aus ihm wich. Der Kampf war sein Dasein, das wusste auch der Duale Kapitän. Keine Mikro-Bestie würde jemals anders reagieren können.
Jede Zelle seines Körpers schien auf platzen zu wollen. Facters Versuch, die Molekularstruktur umzuformen, kam zu spät. Er konnte es nicht mehr, krümmte sich nur noch wie ein Wurm, der von un sichtbaren Füßen getreten wurde.
Alles um ihn herum versank in bluti gen Schleiern. Er wollte sterben, aber das ließ der Duale Kapitän nicht zu.
Noch nicht.
Für einen Augenblick schien die En dogene Qual nachzulassen. Zon Facter begriff das schon nicht mehr bewusst, sondern nahm es einfach nur wahr.
Ebenso vage wie die Vermutung, dass sich der Duale Kapitän nun auf Rabozo und die anderen konzentrierte.
Von tobenden Schmerzen begleitet, versuchte er sich aufzurichten. Doch er stürzte.
Stürzte in eine endlose Tiefe.
Das Nichts riss ihn an sich. Es gab keine Sterne, keine Galaxien, nur Schwärze. Und Hitze. Das Universum kontrahierte, zog sich um ihn herum zu sammen, zermalmte ihn und spie ihn aus in einem Schwall von Schmerz und Blut.
Zon Facter wusste nicht mehr, ob er auf dem Boden lag oder schon stand, ob er selbst sein Entsetzen hinausbrüllte oder ob es nur das dumpfe Röhren der anderen war, das er vernahm. Zum Grei fen nahe vor ihm stand der Duale Kapi tän, von dem all diese Qual ausging.
Töte ihn! Irgendwo, weit entfernt, tobte nur noch dieser eine Gedanke. Töte den Dualen Kapitän, ehe er dich tötet!
Verächtlich blickte der Zweiköpfige auf ihn herab, dann wandte er sich um und verschwand.
Zon Facter brauchte lange, um zu ver stehen, dass er noch lebte. Als er es end lich begriff, fielen die anderen Mikro-Bes tien über ihn her.
*
„Ich kann keine energetische Sperre anmessen", sagte Ashlon Fogel.
„Luftdruck und atmosphärische Zu sammensetzung sind jedenfalls unver ändert", betonte Luke. „Etwas hält dem nach die Atmosphäre zurück."
Sie gingen weiter, vorsichtig und an gespannt.
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