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231 - Der Preis des Verrats

231 - Der Preis des Verrats

Titel: 231 - Der Preis des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Mar’osianer seinen Kopf zur Seite. Im Treppenabgang stand die Lungenatmerin, in der Hand eine auf ihn gerichtete Waffe. Mit der anderen warf sie ihm ein paar Münzen vor die Füße. »Die hier hast du vergessen«, sagte sie streng. »Man bestiehlt seine Gastgeber nicht… und man lügt sie auch nicht an.« Bei diesen Worten sackte ihre Waffenhand einen Augenblick lang nach unten. Irritiert schloss und öffnete sie ihre Augen.
    Agat’ol regte sich nicht. Lauernd beobachtete er, wie Miss Hardy zu dem Sessel hinter dem runden Korbtisch wankte. Stöhnend ließ sie sich in den Sitz sinken. Sie stützte ihre Ellenbogen auf die Tischplatte und brauchte beide Hände, um die Waffe weiterhin auf ihn zu richten. »Red schon! Wer bist du wirklich und was hast du vor?« Nur mühsam kamen die Worte über ihre Lippen.
    Noch konnte sie ihm gefährlich werden. Agat’ol musste Zeit gewinnen. »Du weißt doch, wer ich bin. Die kleine Lüge mit Crow und dem Kristall musst du mir verzeihen. Ich habe schnell gemerkt, dass ihr hier nicht gut auf ihn zu sprechen seid.« Seelenruhig ließ er seinen Schatz wieder in den Beutel fallen. »Ich muss aber unbedingt mit diesem General sprechen, verstehst du?«, fügte er hinzu.
    Miss Honeybutt Hardy verstand anscheinend nicht. »Warum?«, fragte sie. »Was hast du mit Crow zu schaffen? Wer bist du wirklich?« Sie konnte sich schon nicht mehr verständlich artikulieren. Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn. Ihre Hände zitterten so heftig, dass ihre Waffe zu Boden fiel. Sie schaffte es nicht, sich danach zu bücken. Erschöpft sank sie gegen die Lehne ihres Sessels. »Bosh hatte recht«, hörte Agat’ol sie flüstern.
    »Ja, dein Kapitän hatte recht! Aber das wird weder dir, noch ihm etwas nutzen. Denn ich muss dich jetzt leider töten.« Langsam näherte er sich der Schwangeren. »Du hättest den Kristall niemals sehen dürfen!«
    ***
    Verflucht noch mal, von was für einem Kristall redet er? Mit gezücktem Schwert arbeitete sich Rev’rend Torture lautlos Stufe um Stufe die kleine Treppe hoch, die zum Dach führte. Er hatte eine schlaflose Nacht hinter sich: Der vermeintliche Fischmensch, von dem Bosh und Trashcan Kid am vergangenen Abend in der Schänke erzählt hatten, war ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Er war überzeugt davon, dass diese ungläubigen Narren sich einen Dämon ins Haus geholt hatten.
    In den frühen Morgenstunden hatte er sich dann auf dem Weg gemacht, um selbst nach dem Rechten zu sehen. Zu diesem Zweck hatte er sich ein enges Lederkorsett über seinen Oberkörper gestreift, das seine verletzte Schulter schonen sollte.
    Inzwischen hielt er sich lange genug in der Wohnung von Hardy und Bosh auf, um zu verstehen, was da oben vor sich ging: Der Dämon wollte Miss Kareen Hardy töten. Wegen eines ominösen Kristalls. Immer noch konnte Torture die Terrasse nicht einsehen. Doch die Stimme des vermeintlichen Fischmenschen war deutlich hörbar.
    »Jetzt wird mich niemand mehr aufhalten! Ich werde den Kristall zu Crow bringen. Er und seine Robotermenschen werden mir helfen, die Waffe zu finden. Die Waffe, mit der ich die Ei’don-Jünger auslöschen werde. Sie und alle Menschen, die sich ihre Freunde nennen!«, rief der Dämon. Dann hörte der Inquisitor ein merkwürdiges Knistern. Es klang, als würde ein großer Vogel seine Schwingen aufspannen.
    Gott steh mir bei, es ist ein geflügelter Dämon!, dachte Rev’rend Torture. Er darf mir nicht entkommen! Mit riskanten Sprüngen nahm er den Rest der Stufen. Schon sah er das teuflische Wesen: Es hatte einen seiner dornartigen Armfortsätze auf die Brust von Miss Hardy gerichtet, die reglos in einem Sessel hing.
    »Weiche von ihr, Satan!«, brüllte Torture. Die Klinge seines Schwertes sauste durch die Luft. Doch der Dämon wich ihr aus. Funken schlagend krachte sie auf den Boden des Daches.
    Tatsächlich hatte die Teufelsbrut die Gestalt eines Fisches angenommen. Ein Fisch mit ledernem Brustschmuck und weinrotem Lendenschurz. Aus seiner hässlichen Fratze starrten lidlose Augen. Ihr Blick wirkte gehetzt. Der Inquisitor stutzte. Es sah fast so aus, als ob der Dämon sich vor ihm fürchtete. Jetzt blickte das Wesen an ihm vorbei zu dem Treppenabgang.
    Einen Moment lang wurde es dem Rev’rend heiß und kalt. Hatte dieser Teufel etwa Verstärkung mitgebracht? Torture riss sein Schwert hoch und wirbelte herum. Doch in seinem Rücken war niemand. Fluchend drehte er sich wieder um: Der Dämon war verschwunden. Rev’rend Torture

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