231 - Der Preis des Verrats
seiner Berechnung würde der General es ihm leichter machen als erwartet: »Nach dem Funkspruch wird Arthur Crow von ganz alleine das Tor öffnen und aus seinem Unterschlupf kommen«, versicherte er seinem Sohn.
Und er sollte recht behalten: Nach langem Warten schoben sich jetzt die Schottflügel in dem Felsmassiv auseinander. Unzählige Gestalten in blau schimmernden Kampfanzügen quollen aus der Öffnung. In Zehnerreihen stellten sich Crows U-Men auf. Schließlich zählten die Androiden etwas über zweihundert U-Men.
»Gegen diese Übermacht kommen wir niemals an«, flüsterte Aiko. »Ich schlage den Rückzug nach Waashton vor. Wir müssen die Stadt warnen!«
»Warte, mein Infrarottaster registriert eine Wärmequelle!« Aiko sah, wie die Klappe an Takeos Bein sich öffnete. Während sein Vater wohl den Ausschnitt der Wärmeortung näher heranzoomte, griff seine Plysteroxhand nach der Laserpistole. Was hatte er vor? Wollte er sie beide umbringen?
Während er es dachte, stellte Aiko plötzlich fest, dass es eigentlich für ihn keine Rolle mehr spielte, ob er lebte oder starb. Ja, war es nicht sogar eine verlockende Aussicht, seinen Status als funktionierende Aiko-Kopie einfach zu beenden?
Gleichzeitig fiel ihm Honeybutt ein. Nein, er durfte sie nicht im Stich lassen! Sie und all die anderen in Waashton, darunter einige Freunde. Nicht nur, dass eine Armee von seelenlosen Robotern sich auf den Weg machte, die Stadt zu überrollen – ihnen drohte auch noch Gefahr von den Verrätern im Pentagon! Man musste sie warnen! Aber dazu musste er zunächst seinen Vater von seinem wahnwitzigen Vorhaben abbringen, General Crow jetzt und hier töten zu wollen. Aber wie?
Doch die Angelegenheit schien sich von ganz allein zu lösen. Als er durch seine Roboteraugen Takeo anpeilte, sah er, wie dieser die Laserwaffe wieder in die Haltevorrichtung seines Beines zurück schob. Die Beinklappe schnappte zu. »Es ist nicht Crow«, hörte er Miki enttäuscht sagen. »Irgendeiner seiner Leute, der wohl die U-Men inspiziert, bevor er sie auf Waashton loslässt.«
***
U-Men-Fertigungsanlage, anderthalb Stunden zuvor
General Arthur Crow tobte vor Wut. Soeben hatte ihn der Funkspruch aus Waashton erreicht. Diese übereifrige Alexandra Cross hatte auf eigene Faust und ohne jede Absprache den Kampf begonnen, den er doch erst in frühestens zwei Wochen hatte starten wollen! Bis heute hatte er kaum mehr als zweihundert U-Men und zwanzig Warlynnes produzieren können; es sollten aber drei Mal so viele werden, um einen Sieg zu garantieren. »Verfluchtes Weibsstück!«, brüllte er in einem fort.
Während Adjutant Hagenau mit eingezogenem Kopf hinter dem Funkgerät kauerte, hängte sich sein Leibarzt Laurenzo an die Fersen des Generals: Wie ein Hündchen verfolgte er ihn kreuz und quer durch die Kommandozentrale. »So beruhigen Sie sich doch, General! Kein Anlass dieser Welt ist eine erneute Gallenkolik wert.« Die monotone Aufforderung des weißhaarigen Heilers aus dem Südland vermischte sich mit der donnernden Stimme Crows.
»Sie haben ja keine Ahnung! Diese Cross will sich durch ihren vorgezogenen Angriff Vorteile sichern, die mich das Präsidentenamt kosten könnten.« Erschöpft ließ er sich in den schwarzen Drehsessel vor dem Schaltpult sinken. Er wusste ja, dass sein Arzt recht hatte. Eine erneute Kolik konnte er sich gerade jetzt nicht leisten. Schmerzhaft fiel ihm die erste wieder ein, auf der EUSEBIA, ausgelöst durch die falsche Ernährung, zu wenig Wasser und zu harte körperliche Arbeit. Laurenzo hatte ihn damals behandelt und sich so den Job als sein künftiger Leibarzt gesichert.
Aber es fiel ihm schwer, ruhig zu bleiben. Denn Cross’ Alleingang war nicht die einzige Sorge, die ihn umtrieb. Gestern Abend waren drei seiner Warlynnes auf Miki Takeo getroffen. Ihre Bildübertragungen waren erst sehr erfreulich gewesen. Nachdem der Android den ersten modifizierten U-Man zerstören konnte, war es dem zweiten gelungen, einen Felshang über ihm zum Einsturz zu bringen. Gleichzeitig war aus unbekannter Ursache der zweite Warlynne ausgefallen – und dann sogar der dritte, während er gerade übertrug, wie Takeo verschüttet wurde.
Niemand konnte Crow sagen, was die Ausfälle verursacht hatte. Sein Stellvertreter Horstie von Kotter tippte auf einen Programmfehler, aber das überzeugte den General nicht. Er hatte eine weitere Patrouille losgeschickt, die aber in dem weiten, unübersichtlichen Terrain nichts entdeckt hatte.
Im
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