231 - Der Preis des Verrats
Kommandanten entgeistert an, der sein Fernglas sinken ließ. Erst Sekunden später war er in der Lage, einen Befehl zu geben: »Schließt das Tor! Sofort!« Doch zu spät: Mit aufheulendem Motor jagte das Gefährt an ihnen vorbei und entschwand in südwestlicher Richtung…
***
Am Besprechungstisch ihres Büros saßen sich Präsidentin Alexandra Cross und Mr. Black schweigend gegenüber. Nur mit Mühe hatte die Präsidentin den Hohen Richter dazu bewegen können, sich hinzusetzen und ihr zuzuhören. Ausführlich hatte sie ihn über die Vorgänge der letzten Stunden und ihr doppeltes Spiel aufgeklärt.
Black wusste jetzt sowohl über General Crows »Angebot« Bescheid, das er ihr durch den Warlynne-Roboter übermittelt hatte, als auch über ihre Antwort darauf.
Vor einer Minute nun hatte sie ihm den Funkspruch vorgelesen, den Captain Amoz Calypso in der Wüste absetzen sollte. Seither herrschte eisiges Schweigen.
Alexandra Cross beobachtete Mr. Blacks Gesicht: Es sah bleich aus, und unter den Wangenknochen pulsierten seine Kaumuskeln. Seine Augen fixierten einen Punkt an Cross’ schneeweißem Hals. Wahrscheinlich würde er ihn mir am liebsten umdrehen.
Die Präsidentin konnte es ihm nicht einmal verdenken: nach seiner Verhaftung, ihrem Alleingang und jetzt noch die Nachricht, dass ihre Soldaten das Capitol belagerten. Vermutlich für Black der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte,
»Ich hoffe, Sie begreifen mein Vorgehen«, sagte Präsidentin Cross in die Stille hinein.
»Ehrlich gesagt, ich habe meine Probleme damit«, knirschte Black. »Sie laden Crow quasi ein, die Stadt anzugreifen? Was soll das für eine Strategie sein?«
»Aber verstehen Sie doch!« Alexandra Cross musste an sich halten, nicht die Augen zu verdrehen. »Damit zwinge ich den General zum Handeln! Angegriffen hätte er so oder so – nur eben später, wenn seine Robot-Soldaten in ausreichender Menge vom Band gelaufen wären! Ich musste Crow jetzt einen Strich durch die Rechnung machen – bevor er zu stark geworden wäre!«
Mr. Black blinzelte, als die Worte langsam in seinen Verstand sickerten und die Wut kühlten. »Und Ihr Verrat an Waashton…«
»… ist ein doppeltes Spiel«, ergänzte Cross den Satz. »Crow glaubt, Sie wären in meiner Gewalt, und meine Truppen stünden im Inneren der Stadt zum Kampf bereit.«
»Verstehe. Und warum haben Sie mich tatsächlich festgenommen und weitere Truppen in Waashton eingeschleust?«
Alexandra Cross grinste nun übers ganze Gesicht. »Eines kann man Crow nicht vorwerfen: dass er kein genialer Stratege wäre. Von ihm kann man sogar etwas lernen. Sie erinnern sich an seinen Coup am Kratersee, als er den Daa’muren Glauben machte, seine U-Men-Armeen gegen die Allianz zu führen?«
»Was in einer Katastrophe endete«, erinnerte Black.
»Weil er es versäumt hatte, seine Verbündeten einzuweihen«, nickte Cross. »Für die Beobachter der Daa’muren sah alles perfekt aus – leider aber auch für die der Allianz, die prompt die falschen Schlüsse zogen. Diesen Fehler werde ich nicht begehen. Deshalb sitzen wir jetzt hier.«
Mr. Black verstand – und konnte sich seiner Bewunderung für diesen Schachzug nicht verschließen. »Das Ganze musste so überzeugend wie möglich aussehen, falls noch Späher von Crow im Einsatz sind.«
»So ist es.« Die Präsidentin erhob sich. Mit einer versöhnlichen Geste legte sie ihm die Hand auf die Schulter.
Doch Black war noch nicht nach Versöhnung zumute. »Sie hätten sich mit mir beraten müssen!«, grollte er. »Das wäre möglich gewesen und das Mindeste, das ich von Ihnen erwarten durfte.«
Alexandra Cross biss sich wütend auf die Lippe. Das sagt ja gerade der Richtige!, dachte sie. Doch sie verbot sich jeden Kommentar. Denn sie spürte, wie sich wieder das schmerzhafte Gefühl von verletztem Stolz in ihr breit machen wollte. Eine alte Geschichte, die mit ihren unerwiderten Avancen gegenüber Black zusammen hing.
»Die WCA und ich waren anderer Meinung, Mr. Black«, erwiderte sie barscher als nötig. Sie verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken und kehrte betont lässig zu ihrem Stuhl zurück. »Aber stellen wir das hintan! Wir gehen davon aus, dass General Crow noch in den nächsten zwei Stunden von Südwesten her angreifen wird. Was auch immer er aufzubieten hat, wir werden bereitsein!«
Wir wären noch viel bereiter, dachte Black grimmig, wenn wir wüssten, was mit Miki Takeo los ist. Seine Kampfkraft könnte das Zünglein an der
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