231 - Der Preis des Verrats
hatte sich General Diego Garrett aufgebaut. »Sie sind verhaftet, Mr. Black!«
Mit zusammengekniffenen Augen fixierte ihn der Hohe Richter. Wie Black, trug auch er einen langen grauen Mantel. Während er seine Arme über seiner Brust verschränkte, erschien ein verkniffenes Lächeln in seinem runden Gesicht. An der Seite des untersetzten Generals entdeckte Black Sergeant Percival Roots. Der junge Sergeant zielte mit einem Driller auf ihn, einer Handfeuerwaffe, die Explosivmunition verschoss. Dabei machte er nicht gerade einen glücklichen Eindruck.
»Was soll das, Garrett?«, rief Black ihm zu, natürlich ohne die Hände zu heben. »Ist Ihre Präsidentin jetzt völlig wahnsinnig geworden?«
»Sie hat ihre Gründe«, entgegnete der General. »Suchen Sie sich einen aus, Black: Rebellion, Putschversuch – oder wie wäre es mit Hochverrat?«
Black spürte, wie Zorn in ihm hoch kroch. Selbst wenn es sich um ein unseliges Missverständnis handelte: Diesmal ging die Präsidentin eindeutig zu weit!
In der Zwischenzeit war Sergeant Roots zu ihnen herunter gekommen. Er ließ den Driller sinken und schob ihn ins Holster. Die Situation war ihm sichtlich unangenehm. »Tut mir leid, Sir, ich muss Sie auf Waffen durchsuchen.« In seinen dunklen Augen lag tiefes Bedauern. »Sie auch, Mr. Hacker!«, fügte er mit einem Seitenblick auf den Computerspezialisten hinzu.
»Mit dem größten Vergnügen.« Collyn Hacker grinste, wenn auch etwas gequält. Er streckte die Arme seitlich aus. »Tasten Sie mich ruhig ab.«
»Was ist hier los, Junge?«, raunte der Hohe Richter, während der Afromeerakaner Mr. Hacker durchsuchte und natürlich nichts fand. Sie waren unbewaffnet gekommen.
Sergeant Roots schluckte. Ihm war deutlich anzusehen, dass er mit sich rang.
»Warum dauert das so lange da unten?!«, brüllte Garrett.
»Gleich fertig!« Roots beendete auch Blacks Durchsuchung und zog den Driller wieder hervor. »Die beiden sind sauber!«
»Na, das will ich doch meinen«, empörte sich Hacker grinsend. Black fragte sich, woher er seinen Optimismus nahm. Liebe konnte doch nicht derart blind machen!
»Sergeant, Sie begleiten Mr. Hacker zurück zum Capitol. Unsere Truppen sollten inzwischen dort eingetroffen sein. Er soll Ihnen sämtliche Datenbanken der Running Men und den Warlynne übergeben. Ich erwarte umgehend Ihre Rückkehr! Verstanden?«
»Ja, Sir!« Roots wandte sich an drei seiner Soldaten, »Ihr kommt mit mir. Wir fahren mit dem Wagen des Richters«, befahl er mit belegter Stimme. »Der Rest geleitet den Hohen Richter zur Präsidentin!«
Mr. Black reagierte gar nicht auf das Sakrileg, dass sich ein paar WCA-Männer an seinem Hummer vergehen wollten. Ihm schwirrte ein Wort im Kopf herum, das Garrett ausgesprochen hatte: Warlynne!
Er hatte es nie zuvor gehört, aber er zweifelte nicht daran, dass damit der U-Man gemeint war, den Miki Takeo ausgeschaltet hatte.
Warlynne – das erinnerte frappierend an Lynne Crow, die Tochter von General Arthur Crow. Das war genau die Verbindung, das fehlende Puzzlestück, das sie gesucht hatten! Was hatte es zu bedeuten, wenn die WCA diese Bezeichnung kannte? Die Erkenntnis raubte ihm fast den Atem.
Während die Wachen auf ihn zu traten, um ihn abzuführen, begegnete er Collyn Hackers besorgtem Blick. »Geben Sie mir zwei Stunden«, raunte Black ihm zu. »Zwei Stunden! Nicht mehr und nicht weniger!«
***
Am Fuß der Appalachen
Miki Takeo und Aiko Tsuyoshi hatten den Weg zwischen Sandmulde und der Fertigungsanlage innerhalb einer halben Stunde zurückgelegt. Kein U-Man und kein Warlynne tauchte auf, um sie abzufangen. Dabei musste Crow doch längst wissen, dass seine drei Wachhunde ausgeschaltet waren, und gewarnt sein. Oder sorgte der Funkspruch, den auch Takeo mitgehört hatte, für so viel Aufregung, dass die Ausfälle nicht bemerkt worden waren? Sie wagten es nicht zu hoffen. Oder vielmehr: Die errechnete Wahrscheinlichkeit lag bei nur 8,3 Prozent.
Vater und Sohn hatten sich einen Platz etwa einen Kilometer vor dem Fuß des Berges gesucht, wo eine kleine Felsengruppe für ausreichend Deckung sorgte und von wo sie das Felsmassiv und seine Umgebung gut einsehen konnten.
Sämtliche Sensoren der beiden Androiden liefen auf Hochtouren. Seit einer Stunde schon beobachteten sie mit ihren Zoom-Augen das getarnte Tor der Anlage. Der Funkspruch aus Waashton lag nun bereits anderthalb Stunden zurück. Takeo hielt nach wie vor an seinem Plan fest, Crows Hauptquartier zu stürmen – denn nach
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