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231 - Der Preis des Verrats

231 - Der Preis des Verrats

Titel: 231 - Der Preis des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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lief zur Terrassenbrüstung. Unter sich sah er, wie das Wesen gleich einer schuppigen Spinne über die Ranken der Hausfassade glitt. Dank seines geringen Gewichts hielt der Bewuchs. Dann sprang es auf das Straßenpflaster – und prallte dort gegen Yanna Hitking.
    »Im Namen des HERRN, halte ihn auf!«, brüllte der Inquisitor.
    Doch bevor die ehemalige Diebin reagieren konnte, wurde sie von dem Dämon zur Seite gestoßen und stürzte in einen Kellerabgang.
    »Nein«, keuchte Torture. Er machte kehrt und jagte über das Dach. Er sprang die Treppe hinunter, stolperte auf den letzten Stufen und landete bäuchlings auf dem Küchenfußboden. Benommen kam er wieder auf die Beine und wankte vorwärts. Ihm schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis er endlich die Straße erreichte.
    Zu spät! Er sah nur noch das schlingernde Hinterteil seines Motorrads um die Gassenecke biegen. Neben ihm tauchte die völlig verstörte Yanna auf und rieb sich die schmerzenden Blessuren. »Ein Dämon… ein wahrhaftiger Dämon«, stammelte sie.
    »Er wird nicht weit kommen«, knurrte Rev’rend Torture nur. Ich werde ihm folgen und ihn eigenhändig zur Strecke bringen!
    ***
    Die Soldaten der WCA hatten vor dem Capitol Stellung bezogen. Immer mehr Menschen strömten herbei und gruppierten sich vor den uniformierten Reihen der Bunkertruppen. Neugierig blickten sie an ihnen vorbei zum Eingangsportal der Ruine: Dort standen Sergeant Percival Roots und Collyn Hacker. Während Hacker mit versteinertem Gesichtsausdruck zusah, wie man seine Computer und den Korpus des U-Man davontrug, ging der Sergeant ein paar Schritte die Treppe herunter. »Keine Anwendung von Gewalt!«, rief er seinen Leuten zu. »Ihr sollt sie nur zurückhalten!«
    Doch die Soldaten konnten sich den Anfeindungen von Sigur Bosh und der Jugendgang um Trashcan Kid kaum mehr erwehren. Mit zwanzig ihrer Anhänger protestierten sie lautstark gegen die Absperrung. Sie provozierten die WCA-Leute mit wüsten Beschimpfungen und drohten mit ihren Waffen. Erst als Mr. Hacker zu ihnen kam, um mit ihnen zu sprechen, wurde es ruhiger. Was auch immer er zu sagen hatte, es wirkte. Die Kid-Gang hielt sich zurück. Dann wechselte Roots einige Worte mit den Soldaten. Daraufhin wurde Sigur Bosh durchgelassen und folgte Mr. Hacker zu Blacks Hauptquartier.
    Dafür wurde es jetzt an anderer Stelle laut. Einige der Rev’rend-Anhänger, die sich um ihren Erzbischof geschart hatten, versuchten die Sperre zu durchbrechen. »Im Namen des HERRN, gebt den Weg frei für Rev’rend Rage!«, riefen sie und warfen sich gegen die Reihen der Bunkersoldaten. Ein Handgemenge entstand. Uniformierte und Zivilisten fielen übereinander her. Schließlich wurde in die Luft geschossen. »Zurück!«, brüllte jemand. »Zurückbleiben!« Einen Moment lang verebbte der Tumult.
    Schließlich erschien die Gestalt des Erzbischofs über den Köpfen der Menge. Anscheinend hatte man ihm ein Podest gebracht. »Hört mich an, Volk von Waashton!«, erhob Rev’rend Rage seine Stimme. »Der Satan hat Zwietracht und Hass in eure Herzen gesät. Jetzt ist die Saat aufgegangen.« Auf dem Platz wurde es totenstill; man lauschte seinen Worten. Vielleicht wusste ja der Rev’rend, was hier vor sich ging.
    Doch weit gefehlt. Noch bevor er sich weiter auslassen und seine heilige Botschaft verbreiten konnte, näherte sich ein lautes Motorengeräusch. Irritiert wandte Rage seinen Kopf. Offenbar sah er von seinem erhöhten Standort aus mehr als die Menge unter ihm.
    Die Kinnlade fiel dem Gotteskrieger herunter. Ein ungläubiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht. »Ein… Fisch?«, ächzte er. »Ein Fisch auf Tortures Motorrad?«
    Hatte er »Fisch« gesagt? Die Leute in seiner Nähe folgten seinem Blick. Rufe wurden laut. Das Motorengeräusch ebenfalls.
    Nun wandten sich fast alle der Gasse zu, aus der in diesem Augenblick ein Motorrad mit Beiwagen hervor schoss. Knatternd nahm es Kurs auf die Menge. Tatsächlich kauerte auf dem Sitz des Feuerstuhls ein fischähnliches Wesen. Offensichtlich hatte es keine große Übung im Lenken des Gefährts. Mit schlingernden Bewegungen durchbrach es die Reihen der Soldaten. Schreiend stoben die Menschen auseinander. Dann blickten sie entsetzt dem glänzenden Chromgeschoss nach, das sich in der entstandenen Gasse in Schlangenlinien seinen Weg zum Südtor bahnte.
    Dort machten die Wachen nur wenige Minuten später die gleiche bizarre Beobachtung.
    »Was bei Orguudoo ist das?« Die Wachhabenden stierten ihren

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