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2311 - Die Explosive Kraft

Titel: 2311 - Die Explosive Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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überschreiten – und es musste immer ein Opfer geben, das diesen Impuls lieferte.
    Das damalige Korps hatte über viele Generationen nach einem Weg gesucht, ohne den Letal-Impuls auszukommen. Vergeblich. Wurde die Explosive Kraft zielgerichtet eingesetzt, forderte sie einen Toten, manchmal auch mehrere.
    Der Name dessen, der die Datei aus der Turmburg verfasst hatte, wurde nicht genannt, nur seine Funktion: Korpskommandant. „Seit die bittere Wahrheit über jene dritte Kraft, die wir die Explosive nennen, der Charon-Loge zugespielt wurde", schrieb er, „trachten sie und der Hainrat erst recht danach, unsere Organisation zu zerschlagen. Der Volksnarr von Jil hat öffentlich angekündigt, nicht nur den ›Turm des Wissens‹ dem Erdboden gleichzumachen, sondern jede Erinnerung an das Korps zu tilgen. Die Anzeichen dafür mehren sich, dass unseren Gegnern dies gelingen könnte."
     
    *
     
    Elf Strukturdolben trafen sich in der Torek-Enklave und flogen gemeinsam weiter zur Charon-Schranke. Es war der größte Pulk, den Kempo bislang als Leitpilot synchronisiert hatte.
    Einige terranische Einheiten hatten ihre Erkundungssmission wieder aufgenommen. Verborgen in der Randzone, beobachteten die Korpsflieger über das Satelliten-Relais die Manöver der Kugelschiffe.
    Plötzlich, aus dem Nichts, erschienen an einer anderen Stelle zwei weitere Raumflugkörper. Sie materialisierten von einem Augenblick zum anderen, doch ohne die üblichen Begleiterscheinungen einer Transition. Es war, als hätte man ein schwarzes Tuch weggezogen; als wäre ein Unsichtbarkeits-Feld erloschen, das auch sämtliche sonstigen Emissionen unterdrückt hatte.
    Die nie zuvor gesehenen, vierzehnhundert Meter langen Schiffe besaßen die Grundform primitiver Feuerwerksraketen, wobei je zwei der Länge nach zusammengefügt waren. Diese Doppelrumpf-Konstruktion erweckte einen provisorischen Eindruck, der von dem klobigen, sechshundert Meter breiten Verbindungsstück noch verstärkt wurde. „Zwei Malstifte, die man durch einen Radiergummi gebohrt hat", assoziierte Auhara laut. „Wer mit dem Entwurf dieser Dinger betraut war, dem ist anscheinend nichts Besseres eingefallen, als mit dem rumzuspielen, was auf seinem Zeichentisch lag."
    Die Crew der DORYNA lachte. Doch das verging ihnen, als die Zwillingsraketen Kurs auf die Charon-Schranke nahmen.
    Die per Rafferimpuls übermittelten Ortermatrizes der Schutzherren-Sonden zeigten ungewöhnliche Werte an. Beide Schiffe bauten künstliche Gravitationsfelder von extremer Stärke auf.
    Sheerdurn begann auf seinen Handrücken zu klopfen. „Ich werd verrückt. Da sind Energien am Werk, die alle Meiler der Weltenwolke zusammen nicht ansatzweise liefern könnten."
    Auhara spürte, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten. Als Kind hatte sie einmal mit ihrem Vater einen Berggipfel erklommen. Während des Abstiegs war ein Gewitter aufgezogen. Dann schlug der Blitz ein.
     
    *
     
    Alle Alpträume, die Kempo und seine Mitstreiter zur Gründung des Charon-Korps bewegt hatten, wurden wahr.
    Die Fremden scheiterten keineswegs an der Schranke, so wie sämtliche anderen vor ihnen. Nein, diese Monsterschiffe flogen in die Wolke ein, ohne vom Strukturgestöber zerrissen und aufgelöst zu werden! „Aus", sagte Saciif.
    Das eine Wort aus dem Mund des hünenhaften Technikers brachte auf den Punkt, was Auhara an panischen Satzfragmenten durch den Kopf jagte. „Die immensen Schwerefelder", raunte Srecno. „Sie erzeugen eine Mini-Sphäre, vergleichbar denen der Sonnen."
    Auch mit ihrem Pilotensinn bemerkte Auhara, dass sich etwas in ihr angestammtes Kontinuum schob. Etwas Hässliches, Illegitimes. Wie ein Parasit, der eine Wunde verursachte, ein Geschwür.
    Strukturpiloten arbeiteten mit dem Gestöber. Sie fügten sich so elegant und subtil wie möglich in die Strömungen ein, drängten die Hyperwirbel immer nur so weit zurück wie nötig.
    Die grotesk überdimensionierten Stifte indessen benutzten plumpe, brutale Kraft. Sie begegneten der Wolke nicht mit Respekt, sondern vergewaltigten sie.
    Schon allein aus diesem Grund verwarf Auhara den Gedanken sofort wieder, sie könnten Schutzherren oder eines ihrer Hilfsvölker vor sich haben. Jeder an Bord – mit Ausnahme Sheerdurns – spürte buchstäblich am eigenen Leib, dass die Vorgehensweise der Fremden falsch war. Kriminell. Gemein.
    Aber effizient. Verflucht effizient.
    Jemand weinte. Palankan, der Bordärztin, rannen die Tränen in Strömen über das Gesicht.
    Auch Auhara

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