2329 - Gestrandet in Hangay
hinter ihr in das Fahrzeug. Minutenlang saß er schweigend da, während das Gefährt durch die Straßen dröhnte.
Schließlich wandte er sich Dao-Lin zu, und in seinen Augen glomm wieder jenes mitreißende Feuer. „Wir konnten bislang nie ungestört reden", sagte er. „Eigentlich ist dies das erste Mal."
Dao-Lin schwieg. Vor dem Hovercraft waren zwei Kettenfahrzeuge aufgetaucht, die Eis und Schnee von der Straße räumten.
Ron-Sha-R'itt wartete, bis sie die Raupen passiert hatten.
„Ich habe dich beobachtet, dich und diesen Ronald Tekener", begann er schließlich. „Ich kann ihn sehr schlecht einschätzen, aber deine Gesten, deine ganze Haltung, Dao. Du wehrst dich gegen etwas, wenn auch nur unbewusst. Ich hoffe, dieser Terraner ist dir nicht zu nahe getreten, Dao."
„Unsinn ..."
„Aber irgendetwas steht zwischen euch.
Das kann ich fühlen."
Tief atmete sie ein und wandte sich Ron-Sha-R'itt zu. „Der Eindruck täuscht", erwiderte sie. „Da ist nichts, Ron, gar nichts."
*
„Die Ortung spricht an, Tek! Starke energetische Entladungen!"
„Auf den Schirm damit!"
Sehr viel war nicht zu erkennen. Ein verwaschenes, ovales Etwas. Extrem viel Masse, die sich da aus dem Sand erhob. „Hohe Beschleunigung! Es kommt auf uns zu, geht auf Kollisionskurs!"
„Ausweichmanöver! Zielerfassung für beide Transformkanonen, feuern auf meinen Befehl!"
Die Luft in der Zentrale des Leichten Kreuzers erschien plötzlich wie flüssiges Blei. Schon war der Schatten mit bloßem Auge zu sehen, der sich von der Mondoberfläche gelöst hatte.
Gleißende Helligkeit tobte heran. Sie sprang nicht von der Panoramagalerie herab, sondern durchdrang die Wände, als hätten diese jäh zu existieren aufgehört.
Eine alles verzehrende Hitze breitete sich aus...
Gurgelnd richtete sich Ronald Tekener auf.
Er blickte in die Finsternis der Kabine, die nur von dem grünen Schimmer neben dem Schott durchbrochen wurde.
Er hatte geträumt, und das war etwas, das er so schon gar nicht kannte. Mit zwei Fingern massierte er sich die Nasenwurzel, gleichzeitig spürte er eine Hand auf seinem Arm. „Was ist los?", murmelte Dao-Lin-H'ay kaum verständlich. „Ich will nur noch schlafen. Auch eine potenziell unsterbliche Kartanin braucht gelegentlich Ruhe."
Er spürte die Hand, ihre Wärme und den Druck der Finger, die sich aber schon wieder lösten. Im selben Moment fasste er zu, seine Rechte umklammerte tatsächlich Daos Handgelenk. Vergeblich versuchte sie, sich ihm zu entziehen. „Was machst du hier?", entfuhr es ihm. „Lass mich einfach nur schlafen, Ronald Tekener, mehr will ich nicht."
Seine Rechte glitt höher. Er spürte das seidige Fell ihres Armes, ihre Schulter - und Dao schob seine Hand zur Seite und rollte sich schnurrend zusammen. Gleich darauf verrieten ihre gleichmäßigen Atemzüge, dass sie eingeschlafen war.
Tekener verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schaute ins Nichts. Er versuchte, an gar nichts zu denken, aber seine Gedanken schweiften ab, zurück in die Jahre des ausgehenden zwölften Jahrhunderts, als Dao und er gemeinsam für die Einheit Hangays und Ardustaars gearbeitet hatten, damals, als sie beide alle Konventionen gesprengt und die Grenzen ihrer Spezies übersprungen hatten.
Wie unwichtig waren doch Äußerlichkeiten.
Sie beide waren intelligente Wesen, und nur das zählte.
*
Dao-Lin musste irgendwann in den frühen Morgenstunden des 17. September gekommen sein. Tek war es gewohnt, dass sie wie eine Katze schlich, aber dass er ihr Kommen überhaupt nicht bemerkt hatte, überraschte ihn.
Er selbst schaffte es jedenfalls nicht, die Kabine unbemerkt zu verlassen. Er hatte sich in der Nasszelle frisch gemacht und angekleidet, doch als er das Schott öffnete, vernahm er hinter sich Daos Stimme. „Die Graukartanin werden heute die nächsten Reaktoren wieder in Betrieb nehmen. Außer den Positroniken habe ich ihnen drei Hovercrafts übergeben."
Dao-Lin-H'ay lag halb zusammengerollt im Bett. Aber sie streckte die Arme aus, und ihre Ohren zuckten und drehten sich in seine Richtung. „Wir können später reden", sagte er. „Ich werde im Kreuzerhangar erwartet."
Tek dachte an den Albtraum. Sein Unterbewusstsein hatte ihm einen Streich gespielt; vielleicht war das der Grund, warum er Dao-Lin nicht eher bemerkt hatte. Nebensächlich, tat er diese Überlegung ab. Nur die Fertigstellung der SUSHI interessierte. Auf die Frage, was auf dem Mond niedergegangen war, musste es endlich eine
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