2330 - Spur ins Nichts
großer Höhe sah es aus, als stünde die riesige Hantel in einem Moor. Erst bei weiterer Annäherung stellte sich heraus, dass die SZ-2 in einem See aus geschmolzenem Eis ruhte.
Benjameen da Jacinta sah, wie Tekener sich in die Kommunikation mit der Leitstelle SOL einschaltete. „Es ist die Wärme, die das Schiff abgibt", sagte der Smiler. „Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Etwas, das keine Energie kostet."
„Nichts leichter als das", meinte Benjameen. „Schaltet alle Wärmequellen der SOL-Zelle-2 ab, und ihr habt, was ihr wollt."
Es kam einer Evakuierung des Ku - gelriesen gleich, aber das war viel besser, als wenn das Schiff irgendwann einsackte und umstürzte. Eine zerschellte SOL würde sich nie wieder in den Himmel erheben. Es erging ihr dann nicht besser als dem mutmaßlichen Wrack auf Rothger.
Der Arkonide ging die aktuellen Daten durch, die ihnen SENECA zum Zweck der Information überspielte.
Für den Umbau veranschlagte die Superpositronik mindestens ein halbes Jahr, und damit waren lediglich die wichtigsten Systeme der drei Schiffsteile gemeint. Um die SOL in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen, wie er auf dem Flug nach Hangay geherrscht hatte, würden ein bis zwei Jahre vergehen.
So lange ließ ihnen die Entwicklung keine Zeit. „Wir werden uns vorerst auf den Umbau der Antigravsysteme konzentrieren", entschied Ronald Tekener in diesem Augenblick. „Alles andere muss warten. Das gilt auch für die modifizierte Ultra-Giraffe."
Blo Rakane würde das nicht gern hören, wusste da Jacinta. Aber die geologischen Daten über den Raumhafen verhießen nichts Gutes. Es wunderte ihn nicht, als Tekener die SUSHI nicht einschleuste, sondern sie neben der SZ-1 nach unten führte und in sicherer Entfernung von der SZ-2 landete.
In zwei Gruppen verließen sie den Leichten Kreuzer, flogen mit Gleitern zur sogenannten Bruchzone. Millionen Tonnen drückten auf den Untergrund.
Der Raumhafen lag auf der Landzunge zwischen dem offenen Meer und der Foran-Bucht. Der Untergrund war stabil, solange Permafrost herrschte.
Jetzt aber weichte die Abwärme des Schiffes den Boden auf. Er fing an nachzugeben. Im Erdreich um die künstlich geschaffene Mulde bildeten sich erste Verwerfungen. Sie zeigten an, dass der Boden bis tief hinab in Bewegung geraten war. Benjameen da Jacinta stieg aus. Der Bodenbelag des Raumhafens machte an dieser Stelle einen unversehrten Eindruck. Aber aus dem Boden drang in unregelmäßigen Abständen ein Rumpeln und Gluckern. Ab und zu knirschte es wie von brechenden Stahlträgern. Einmal, als der Mutant kurz stehen blieb, schwankte der Boden wie bei einem Erdbeben.
Ronald Tekener gab sofort die An - ordnung, in die Gleiter zurückzukehren.
Wenn der Untergrund der Halbinsel Schaden nahm, würde das innerhalb kurzer Zeit auch Auswirkungen auf die Stadt an der Küste haben. Eine zerrissene, nicht mehr dichte Landscholle würde vom durch Gezeiten bewegten Wasser nach und nach unterspült. Irgendwann würde die Stadt durch ihr eigenes Gewicht den Halt verlieren und mitsamt ihrem Grundsockel ins Meer rutschen. Dann nützte es ihr nichts mehr, wenn die SOL sie zuvor energetisch aufgepäppelt und mit kleinen Fusionsreaktoren ausgerüstet hatte.
Sie flogen zurück zur SUSHI, die wenig später in einen Hangar des Mittelteils der SOL einschleuste. Blo Rakane erwartete sie schon. „Für die SOL besteht keinerlei Gefahr", dröhnte seine Stimme durch den Hangar. „Der Untergrund ist stabil genug."
„Irgendwann ist der Winter zu Ende, Rakane." Ronald Tekener schritt dem weißen Haluter entgegen. „Außerdem ist der Untergrund in Gebieten mit Permafrost längst nicht so dicht wie anderswo. Eine leichte Erwärmung reicht aus, um eine Katastrophe zu erzeugen."
Da Jacinta gab ihm Recht. Andererseits hatten sie immer noch die Möglichkeit, den Untergrund künstlich zu vereisen und auf diese Weise stabil zu halten. Aber das fraß Unmengen Energie, die das Schiff an anderer Stelle dringender benötigte. „Tess?" Der Arkonide blickte sich um. Er sah die Gefährtin nicht und geriet ins Grübeln. „Wo steckt Tess?"
Er richtete die Frage über seinen Armbandkom an SENECA. Die Schiffspositronik fand selbst bei einer so banalen Frage Zeit für eine Antwort. „Tess Qumisha hat den Hangar durch eine Seitentür verlassen und befindet sich in Begleitung Dao-Lin-H'ays auf dem Weg nach U'Hartu."
Benjameen rätselte, was sie da wollte. Hatte die Kartanin sie um etwas gebeten? Tess hatte mehrfach von
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