2330 - Spur ins Nichts
dieser Terraner manchmal geradezu überempfindlich. So war er bisher noch nie gewesen. Wahrscheinlich setzte ihm die Trennung von Dao-Lin-H'ay doch stärker zu, als er zugeben wollte. Nicht zum ersten Mal dankte Rakane dem Schicksal, das die Haluter als eingeschlechtliche Wesen erschaffen hatte. „Achtzehn Kilometer pro Sekundenquadrat", sagte der Emotionaut gerade. „Die TATI hat soeben in den Mittelteil eingeschleust."
SENECA, der den Probeflug überwachte, gab ihnen die Aufzeichnungen aus der Eisstadt herein. Keiner in der Hauptleitzentrale der 2500-Meter-Kugel vom Bautyp MARCO POLO verhehlte seine Enttäuschung. Es war also nichts mit der Basis-Station und dem Ortersystem, das sie so gut hätten brauchen können.
Das UHF-P-2 lieferte trotz intensiver Bemühungen noch immer keine Werte. Blo Rakane wäre schon froh gewesen, wenn es wenigstens irgendetwas angezeigt hätte.
Die SZ-1 kroch weiter, kletterte mühsam über die zwanzig Kilometer pro Sekundenquadrat und erreichte endlich den freien Raum. „SERT-Haube fertig zum Einsatz", meldete die Positronik.
Rakane gab ein zustimmendes Grollen von sich.
Selbst die Haube hatten sie modifizieren müssen. Sie verfügte jetzt über zusätzliche Interrupts, die eine beliebige Reduzierung der lichtschnellen Kommunikation zwischen Gehirn und Steuerung ermöglichten.
Der Kopf des Emotionauten versank vollständig unter der Haube. Muel-Chen stellte die akustische Kommunikation ein, konzentrierte sich voll und ganz auf den Austausch von Befehlsimpulsen mit den Aggregaten des Schiffes.
Der Haluter heftete seinen Blick auf die Triebwerksanzeigen. Alle pendelten sich im grünen Bereich ein.
Dreißig Kilometer pro Sekundenquadrat. Früher wäre das Schiff wie ein feuerspeiendes Ungeheuer davongerast. Jetzt verhielt es sich wie ein Kind, das gerade laufen lernte.
Ultrablau und sein Mond blieben langsam hinter der SZ-1 zurück. Die Taster und Orter liefen auf höchster Leistung und waren auf Rothger gerichtet. Sie suchten Spuren auf der Oberfläche, die einen Hinweis auf den Verbleib des Wracks gaben. War es repariert und gestartet? Hatte man es abgeholt? Wenn ja, wohin hatte man es gebracht? Wussten die Fremden von der SOL, die auf Ultrablau stand?
Vierzig Kilometer. Roman Muel-Chen erhöhte den Schub für die Unterlicht-Triebwerke. Eine halbe Stunde nach dem Verlassen der Atmosphäre erreichte die SZ-1 ihre Maximalbeschleunigung von 50 Kilometern pro Sekundenquadrat. Deutlich länger dauerte es, bis das Schiff die erforderlichen fünfzig Prozent Lichtgeschwindigkeit erreicht hatte. „Wagen wir es?" Zum ersten Mal seit dem Start sagte Trabzon Karrett etwas. Der Herr aller Positroniksysteme stand mitten in einem Gewirr aus Kabeln und Leitungen, die seine Messtische mit den Hauptsystemen überall im Schiff verbanden. „Ja", antwortete der Haluter. „Aber Sie kommen vorher aus dieser Kabelfalle heraus."
Im Gefahrenfall musste er mit Überschlagsenergien rechnen. Stand er mitten in der Gefahrenzone, hatte er keine Überlebenschance.
Karett zuckte die Achseln und folgt Rakanes Aufforderung. „Kompensationskonverter auf Betriebstemperatur", meldete das Positroniksystem.
Die Konverter vom Typ Hawk Iarbeiteten mit statischer Halbraumgeometrie in Verbindung mit den Protonenstrahl-Impulstriebwerken als eigentlichem Antrieb. Dabei kamen drei evakuierte Kugelhohlkammern von je hundert Metern Durchmesser zum Einsatz, in denen, von Kraftfeldern gehalten, ein 25 Meter durchmessender Konverterkern schwebte, eine mit 27 jeweils einen hundertstel Millimeter dicken Hyperkristallfolien beschichtete Ynkonit-Hohlkugel. Die Kugeln rotierten gedrosselt mit hundert Umdrehungen pro Sekunde jeweils um eine der drei Raumachsen.
Die drei Kugelkammern wiederum waren entlang der Achse von sieben Wechselfeldgenerator-Ringspulen in Reihe angeordnet, während zylindrische Librationsstabilisatoren den Ku - geln vor- und nachgeschaltet waren.
Parallel zum Hochfahren der Umdrehungszahl mit maximal 2500 Umdrehungen pro Sekunde erfolgte durch die Librationsstabilisatoren die hyperenergetische Aufladung der Konverterkerne, während die Innenwölbung der Hohlkammer als Resonator diente.
Die Überlagerung der dabei entstehenden Kraftfelder ergab in der Summe das eigentliche Halbraumfeld, das den Eintritt in den Linearraum oder Halbraum ermöglichte. Die Abschaltung oder der Ausfall des Systems zog den augenblicklichen Rücksturz in den Normalraum nach sich.
Für die Dynamik der eigentlichen
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