2340 - Zum Tee bei Jonas Untergang
allerdings schon, und das war beinahe noch schlimmer gewesen.
Er hatte sie in den Trivid-Nachrichten wiedergesehen, die darüber berichteten, wie „Attentäter, Widerständler und Partisanen" in Stadien, auf großen Plätzen oder Gebäudedächern zusammengetrieben worden waren, um dort ihre standrechtliche Hinrichtung zu erwarten.
Und Aktakul da Urengoll war schon damals der Ka'Marentis des „Göttlichen Imperiums" .Bis heute galt er als einer der engsten Vertrauten des Imperators, und er war durch seine Arbeit wohl mitverantwortlich für einen beträchtlichen Teil der arkonidischen Aktivitäten der jüngeren Vergangenheit.
Da war es nur ein geringer Trost, dass das „Göttliche" sich mittlerweile zuerst zum „Kristall"-Imperium zurückentwickelt hatte und mittlerweile de facto nicht mehr existierte. Seit TRAITOR das Zentralsystem des Arkonidenreichs besetzt hatte und Bostich ins Exil geflohen war.
Der gemeinsame übermächtige Feind hatte die ehemaligen konkurrierenden galaktopolitischen Mächte LFT und Arkon ganz eng aneinander rücken lassen.
Leider konnte Delmar nicht bestreiten, dass Aktakul ein brillanter Wissenschaftler war. Die Vergangenheit ist Vergangenheit, sagte er sich immer wieder. Er zwang sich geradezu dazu, sich in den Arkoniden zu versetzen, fragte sich immer wieder, wie Aktakul sich nun fühlen mochte. Arkon verloren, die LFT verloren, die Reiche der Blues ... überall hatten Kolonnen-Forts Stellung bezogen. Die Milchstraße war in fremder Hand.
Wäre nur die Besetzung nicht gewesen...
Aber es hatte sie gegeben. Und Delmar hatte bis heute damit zu kämpfen. Hasste er Aktakul? Als Inbegriff Arkons?
Delmar wusste es selbst nicht. Wahrscheinlich. Aber das änderte nichts daran, dass er versuchen musste, mit Aktakul auszukommen. Und zu seiner großen Überraschung hatte der Arkonide es ihm - wie allen anderen auch - leicht gemacht. Trotz seiner Herkunft, trotz seiner Person hatte sich Aktakul als der große Integrator von Jonathon erwiesen. Er hatte die Wissenschaftler aller Herren Völker und Planeten mit seiner überragenden Fachkompetenz und mit einem hervorragenden Wissenschaftsmanagement überzeugt und in gemeinsamer Arbeit zusammengeführt.
Der ehemalige Ka'Marentis sorgte dafür, dass die Dinge funktionierten.
Der Arkonide schien zu spüren, welche Gedanken Delmar durch den Kopf gingen.
Es wäre nicht das erste Mal, dass man ihm mit Ressentiments begegnete. Er zeigte ein schwaches Lächeln und ging langsam auf die Gruppe der Wissenschaftler zu.
Vielleicht steht Aktakul auch für den Wandel, der der Milchstraße aufgezwungen worden ist, dachte Delmar.
Vielleicht steht er für die neue Entwicklung, der sich niemand verschließen kann. Wenn wir überleben wollen, müssen wir die Vergangenheit ruhen lassen und gemeinsam für die Zukunft arbeiten.
Deshalb wählte er die nächsten Worte mit Bedacht. „Auf Grund des ... Experiments, das im Arkon-System mit VRITRA-Kanonen durchgeführt wurde, konnte man gewisse hyperphysikalische Veränderungen der Aufriss-Glocken unter Beschuss feststellen."
Dieses Experiment war wahrscheinlich die größte militärische Niederlage gewesen, die das Arkonidenreich jemals erlebt hatte ... von der Vernichtung von Arkon III durch die Blues und der Okkupation durch SEELENQUELL vielleicht abgesehen.
Nachdem Aktakul zwölf VRITRA-Experimentalkanonen konstruiert hatte, hatte der Imperator gegen den ausdrücklichen Rat seines Ka'Marentis den Angriff auf das Kolonnen-Fort beim Arkon-System befohlen. Dabei hatte Bostich etwa neun Prozent seiner im Arkon-System stationierten Flotte verloren - die meisten durch die Angriffe ausschwärmender Traitanks. Neun Prozent - das bedeutete in Zahlen insgesamt 4503 Schiffe mit Zehntausenden Arkoniden und Angehörigen von Hilfsvölkern an Bord, darunter 36 GWALON-Ultraschlachtschiffe und 145 Superschlachtschiffe, auf denen sicher auch Tausende Zaliter aus Aktakuls Volk im Dienst gewesen waren. Der Rest hatte sich nur durch Flucht retten können, denn die Gegenseite hatte, so unglaublich es sich anhörte, keine einzige Schiffseinheit verloren.
Delmar beobachtete genau Aktakuls Gesicht, doch es blieb ausdruckslos. Der wissenschaftliche Leiter des Forschungsstützpunktes Jonathon war imstande, nüchtern und sachlich über diese Entscheidung Bostichs zu sprechen, die letzten Endes zu Arkons Fall geführt hatte. „Wir haben die Daten analysiert, die du uns zur Verfügung gestellt hast", fuhr Delmar fort, während Aktakul ihn
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