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2341 - Die Ratten der JERSEY CITY

Titel: 2341 - Die Ratten der JERSEY CITY Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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- damit es den baldigen Untergang der Welt erleben konnte.
    Cleo weinte, als sie Vabian von damals berichtete. Fliegen überall, eine Wolke aus Insekten, die um sie und Fredrick kreisten.
    Vabian nahm den Jungen meist mit sich, brachte ihn nur gelegentlich vorbei, gab ihr zu essen. Ihre Notdurft verrichtete sie in den umliegenden Büschen. „Weißt du, was du mir damals angetan hast?", schrie sie ihn an. Sie saßen in einem Lüftungsschacht, Dutzende von Metern von der nächsten Station der Kolonnen-Soldaten entfernt. Niemand konnte sie hören. „Du hast mich allein gelassen, du hast mich ignoriert, und ich hatte allen Grund, dich zu hassen."
    „Spiel dich nicht so auf. Du wolltest mich umbringen."
    „Und du bist weggelaufen." Sie sprang auf, die Hand zum Schlag erhoben. „Du hast das Kind sterben lassen", sagte er kühl. „Und ich hab dafür gebüßt."
    Das saß. Cleo ließ sich wieder auf dem Metallboden nieder. Er hatte Recht; ihretwegen hatte das Kind keine Chance zum Überleben gehabt. Weil ich nicht wusste, was eine Mutter zu tun hat, dachte sie ihn ohnmächtigem Zorn. Und weil niemand da war, der mir helfen konnte.
    In größter Not, nachdem Fredrick gestorben war, ging Vabian zur Polizei.
    Erstattete Selbstanzeige zur Buße. Ging in eine lange Therapie, sogar ins Gefängnis.
    Zwei Jahre wegen fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge. Ein Makel auf seiner Laufbahn, trotz der Verwirrung durch die Zugehörigkeit zur Sekte.
    Vabian überwand seine Wahnideen, er ging zur Flotte der Liga Freier Terraner. „Ich wollte etwas Sinnvolles tun." Seine Stimme klang brüchig. „Die Gesellschaft schützen im Jahrtausend der Kriege, von dem Rhodan gesprochen hat."
    Er verzichtete darauf, ihr das eigene Verhalten vorzuwerfen. Cleo ließ sich sterilisieren, stürzte sich in der Zeit des Friedens nach der Gon-Orbhon-Krise in das Part-Leben. „Therapie - brauch ich nicht! Trauerarbeit? Schwamm drüber!"
    So hatte sie gelebt. „Und warum bist du dann zur Flotte gegangen?" Vabian zerkrümelte eine Hand voll Schmutz zwischen den Fingern. „Wir hätten uns das hier alles sparen können."
    „Vielleicht ist es gut so." Cleo spürte, dass Flüssigkeit aus ihren Augen lief. „Ich brauchte damals einen Kick, und das brachte mich von dem fröhlichen Leben zu hartem Sport und dann zum Militär." Sie lachte bitter auf. „Die Flotte als Karriereund Lebensziel. Ich hätte mich gehasst dafür."
    Vabian schleuderte den Schmutz in eine Ecke. „Du hast mich gehasst, das genügte, und du hasst mich auch heute noch."
    „Ausgerechnet mit dir hier eingesperrt zu sein", flüsterte sie. „Wie zwei Ratten in einem Käfig aus Stahl. Was für ein Dreck."
    Nach dem ersten intensiven Gespräch saßen sie noch lange zusammen, schweigend, jeder an die Wand gelehnt.
    Sie sagten kein Wort, jeder starrte ins Leere. Cleo sah noch einmal die Hütte vor sich, das tote Kind, die Tiere im Gestrüpp, die glühende Sonne Terras, und sie durchlebte alle Stunden dieser schrecklichen Zeit noch einmal. „Weißt du was'?", sagte sie irgendwann. „Ich bin dir nicht im Geringsten dafür dankbar, dass du damals die Schuld auf dich genommen hast. Du Held, du toller Hecht, wolltest dein Gewissen reinwaschen, indem du in den Knast gegangen bist."
    „Ich wollte dich schützen."
    „Dass ich nicht lache! Fredrick war tot, was nutzte es ihm, dass du dich dafür bestraft hast. Das war pure Dummheit.
    Und das weißt du auch."
    Es herrschte damals der pure Wahnsinn auf Terra, und wir waren ein Teil davon, dachte sie. Aber sie sprach es nicht aus. Ich muss ihn für den Mist von damals ja heute nicht trösten
     
    27.
     
    Gespannt blickten Cleo und Vabian auf die Hologramme. Sie zeigten Ausschnitte aus einem Besprechungsraum, aufgenommen von einer Kamera, die seit einiger Zeit für ihre Bedürfnisse arbeitete. In den Besprechungsraum, in dem ein Dutzend Ganschkaren saßen, wurden Aufnahmen aus der Zentrale projiziert. „Ihre Art, unser Bordradio zu kopieren", versuchte Vabian einen Scherz. Das Grinsen in seinem bartstoppeligen Gesicht wirkte völlig gekünstelt. „Lass das. Schau lieber zu."
    Im Besprechungsraum schwebte eine Darstellung des Alls. Anscheinend bewegte sich die JERSEY CITY: sie wurde mit Hilfe von Traktorstrahlern aus der riesigen Raumstation hinausbewegt.
    Cleo spürte keine der Vibrationen, an denen sie sonst erkannte, wenn sich ein Raumschiff aus eigener Kraft bewegte.
    Vor der JERSEY CITY brodelte eine riesige Wand aus Grau, die das Licht

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