2341 - Die Ratten der JERSEY CITY
Duale Vizekapitän auf der Bildfläche. Sein Morchelkopf schäumte, sein Ganschkarenschnabel stand drohend offen. „Bericht!", keifte er.
Während ein Mor'Daer losstammelte, grinste Cleo. „Die waren verflucht ausgehungert. Ich habe neulich ihren Gang vorne und hinten versiegelt."
„Diese stinkenden Terraner sind nicht einmal dazu in der Lage, ihre Schiffe ordentlich sauber zu halten", sagte Krotkav in dem Holo. „Wir schicken die Mikro-Bestien in die Versorgungsschächte. Dann haben sie ein bisschen was zu tun."
Cleos Herz krampfte sich zusammen. „Noch Fragen?", sagte Vabian. „Komm!"
Er sprang auf und packte ihre Ausrüstung zusammen. „Etwas Blöderes konntest du nicht tun! Wir müssen uns verstecken. Und ich sag dir was: Wenn die auch nur ein Depot entdecken, sind wir geliefert. Dann steigen die aus den Versorgungsschächten erst wieder raus, wenn sie uns gefunden haben."
Sie klaubten alles zusammen. Vabian lief los. Cleo folgte ihm. „Wir können fliehen, wohin wir wollen", schimpfte er. „Diese Winzhaluter kommen da auf jeden Fall auch rein! Nein, uns bleibt nur eins: der Quell!"
Cleo blieb stehen. „Ich steig da nicht rein.
Ich lieg nicht da drin und warte, bis sie mich holen kommen. Wir müssen beweglich bleiben. „Jetzt mach schon. was ich sage, verdammt! Das sind hundertzwanzig Mikro-Bestien, die brauchen nicht einmal systematisch zu suchen. Die kriegen uns schon. wenn sie sich bloß ein bisschen verteilen! Komm schon!" Er lief los. „Okay. Schon gut." Cleo überlegte fieberhaft. „Vabian. warte: Wir können unsere Kampfanzüge benutzen! Sie werden nach Schiffsparasiten orten, nicht nach Soldaten."
„Stimmt." Er schaltete seinen Anzugantigrav ein. „Und jetzt los!"
Sie rasten die Gänge hinab. Ihre Ausrüstung warfen sie ins Lager der Wasserversorgung, zwischen die Servos.
Auf den ersten Blick würde niemand erkennen, dass dort Gerätschaften lagerten, die nicht robotisch waren. Und warum sollten die Mikro-Bestien einen zweiten Blick verschwenden?
Der Quell lag still, als sie dort ankamen. In der Ferne war bereits das erste Rumoren zu hören, harte Schläge gegen Metallwände.
Vabian hieb auf die Schalttafel: Der Tankdeckel fuhr auf. „Rein mit dir!"
Cleo stieg hinein, ihren Strahler vor der Brust. Das Wasser reichte ihr bis knapp unters Kinn. Der Deckel fuhr wieder zu.
Vabian kletterte im letzten Moment herein.
Wasser plätscherte. Surren. Dann Schwärze. Ihre keuchenden Atemzüge. „Wie kommen wir hier nachher wieder raus'?", flüsterte sie rau. „Das sehen wir dann. Zur Not auf die brutale Methode. Jetzt mach deinen Anzug dicht und lass dich treiben."
„Ich hasse dich, Vabian FBaertling!"
„Meinetwegen. Aber bitte leise. Und horch!"
Sie hörte seine tiefen, schnorcheligen Atemzüge, ein Plätschern. Dann lag alles still neben ihr.
Na schön. Na schön. Sie tauchte. Den Strahler hielt sie unter Wasser. Ihre Schulterblätter berührten den Beckenboden. Ansonsten schwebte sie, hörte nichts als ihren eigenen Atem, einen ultraleisen Summton des Kampfanzugs, das leise Rascheln ihrer Haare im Helm.
Und ihr Herz. Es pumpte lauter.
Du schaffst das, sang sie ein Mantra. Nicht aufgeben. Einfach liegen bleiben. Du schaffst das. Nicht aufgeben...
Allmählich, nach vielen Minuten, beruhigte sich ihr Herz zu einem fernen Trommeln. Das Rascheln ihrer Haare wollte gar nicht mehr aufhören. Das war merkwürdig. Sie bewegte ihren Kopf gar nicht. Der Summton des Kampfanzugs wurde deutlicher, begann die Tonlage zu wechseln.
Ferne Flötentöne. Trommeln. Ihre Augen brauchten einen Moment, um sich an die Schatten unter dem Blätterdach des Dschungels zu gewöhnen. „Sieh dir das an!" Vabians Stimme hinter ihr war leise, aber volltönend. „Dort, bei der umgestürzten Palme! Ich hab gedacht, ich spinne."
Vorsichtig ging sie weiter, mit dem Gefühl, irgendwie falsch zu sein.
Der verdrehte Stamm der Palme zog sich dahin, und darauf saß ein Tier, wie sie es noch nie gesehen hatte. Etwas wie ein großer Schildpanzer, aus dem Spinnenbeine hervorwucherten. Oder Fühler? Etwas Gefiedertes oder Geschupptes. Schlange ... Fisch ... Vogel ... Schnecke... ein Mischwesen wie aus einem Alptraum. Anderthalb Meter lang. „Die tun nichts", sagte Vabian. Er lachte finster. „Unmittelbar jedenfalls nicht. Sind viel zu langsam. Aber sie saugen die Palmen aus. Und wenn die Palmen fallen ..."
Sie sah ihn an. Er sah so gut aus mit seinen vollen Haaren, seinem vollen Bart, seiner zerfurchten
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