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2342 - In der Kaverne des Laboraten

Titel: 2342 - In der Kaverne des Laboraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie kollidierten, zerstörten sich gegenseitig, verstreuten unglaubliche Materiemengen in den Raum.
    Sie ballten sich zusammen, eine quirlende, brodelnde Lichtfülle, in der Materie und das Leben hochkochten in unaufhörlich neuen, angepassten Erscheinungsformen und hinausgriffen in die Schwärze.
    Jothadún begriff, dass dies der Blick in eine Negasphäre sein musste, in einen Bereich des reinen Chaos, in dem nichts mehr Gültigkeit hatte und gerade deshalb alles möglich war. Hier hatten die Ordnungsmächte ihre Kraft verloren, Zufluchten wie diese bedeuteten den Keim für das wirkliche Leben. Jothadún glaubte zu fühlen, dass dieser Raum die Heimat des Laboraten sein musste, er spürte eine ungeheure Sehnsucht und das brennende Verlangen, dorthin zurückzukehren...
    In derselben Sekunde war alles anders.
    Jothadún hatte endlich wieder festen Boden unter sich, er stürzte, stemmte sich aber sofort wieder hoch. „Der Kollektor!". befahl ihm der Mor'Daer schneidend. „Nimm ihn wieder an dich'" Die Metallstange war ihm entfallen.
    Jothadún zögerte nur kurz, dann hob er sie auf, wog sie erneut abschätzend in der Hand. Bevor er darüber nachdenken konnte, dass er nach wie vor nicht wusste, was er mit dem Speer anfangen sollte, stieg es würgend aus seinem Magen empor.
    Jothadún konnte sich gerade noch abwenden, ehe er sich übergab. „Besser?", fragte der Mor'Daer, und Jothadún glaubte, so etwas wie Mitgefühl herauszuhören. „So ergeht es fast allen beim ersten Mal", sagte der Anatom. „Du bist also in guter Gesellschaft."
    „Den Chaosschacht dürfen nur Personen betreten, die gegen Strangeness-Effekte eine gewisse Resistenz aufweisen", erklärte der Mor'Daer. „Bei dir schien das von vornherein festzustehen."
    Jothadún nickte schwer. Er hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten, aber das musste er nicht eingestehen. Sobald er den Kopf bewegte, drehte sich abermals alles um ihn herum in einem wilden Wirbel.
    Er starrte seine Begleiter an und stellte fest, dass sich ihre Körper verformten. Sie zogen sich zusammen, dann flossen sie auseinander, wurden unendlich lang, als wollten sie mit den Händen den oberen Schachtrand ergreifen, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Instinktiv erfasste Jothadún, dass mit Strangeness die seltsame Verwirrung gemeint war, die ihn nicht mehr losließ.
    Die Ursache dafür mochte an Bord des Traitanks die Waffeneinwirkung gewesen sein, aber hier...? „Du leidest immer noch." Dröhnend schwoll die Stimme des Mor'Daer an. Am liebsten hätte Jothadún sich herumgeworfen und wäre fluchtartig davongerannt. aber seine Beine klebten fest. „Trotzdem fällt unser Urteil über dich gut aus, Effremi." Jetzt musste er sich wieder anstrengen, um der fernen Stimme zu lauschen, die den Widerhall einander überlappender Akustikfelder angenommen hatte. „Du hast deine Orientierung schnell zurückgewonnen und bist in der Lage, zu kommunizieren. Mit ein wenig Training wirst du einen brauchbaren Schachtsteiger abgeben."
     
    *
     
    Ein langgezogenes Stöhnen hing in der Luft. Jothadún hatte keine Vergleichsmöglichkeit, aber er spürte, dass dieses Geräusch von einem sehr großen Tier verursacht wurde. Mit kantigen Bewegungen, weiterhin von einem leichten Schwindelgefühl beeinträchtigt, wandte er sich um.
    Sie drei standen eindeutig auf dem Boden des Chaosschachts. Höhlenartig geräumige Gänge führten seitlich weiter.
    In der Luft hing ein beißender Geruch, der völlig anders war als in der Nähe hochfrequenter technischer Apparaturen.
    Jothadún verglich ihn mit dem Gestank an Bord des brennenden Traitanks. Aber dies war nur ein unzulänglicher Vergleich.
    Zögernd ging er zwei Schritte auf den Höhlengang zu, in dem der stinkende Schwall wie eine erstickende Wolke lastete.
    Seine Begleiter verhielten sich abwartend.
    Ruckartig wandte Jothadún sich zu ihnen um. „Ist das ein Tier?", fragte er zögernd. „Der Laborat ist ein Tier", bestätigte der Mor'Daer. „Eine unsterbliche Kreatur mit geringer Intelligenz, die seit langer Zeit gefangen ist. Wir haben die Kaverne des Laboraten erreicht."
    „Warte, Jothadún!", sagte der Kolonnen-Anatom. „Lass uns vorangehen. Beim ersten Mal ist das sicherer. Und pass auf deinen Kollektor auf!"
    Sie klemmten die Metallstangen unter einen Arm und richteten sie nach vorne - so drangen sie in den Tunnel ein.
    Mehrmals hielt Jothadún inne, weil die Wände vor ihm auseinander zu fließen schienen oder der Boden sich ihm entgegenwölbte. Aber

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