Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2352 - Griff nach Drorah

Titel: 2352 - Griff nach Drorah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
aus daumendicken Edelstahlgliedern zum stählernen Geländerpfosten. Am Fuß war sie in einem breiten Ring unlösbar festgekuppelt, und am Pfosten führte sie durch den Bügel eines massiven Verschlusses, in dessen Innerem eine Zeitschaltuhr ablief.
    Sie war auf zehn Stunden eingestellt, von denen fast sieben abgelaufen waren. Es gab keinen Schlüssel; Dorn hatte den Zeitmesser in seiner Wohnung exakt programmiert. „Man wird sehen", murmelte er und richtete seine Augen wieder auf den Dunklen Obelisken. Über Konars Stränden und dem Golf ballten sich mächtige Quellwolken. Akon stach mit grellen Strahlenbündeln zwischen den bläulich geränderten Wolken herunter. Die Hochnebel der vergangenen Tage hatten sich aufgelöst. Dorn Tevomor nahm dieses Bild als Symbol, als winziges Zeichen dafür, dass sich die Dinge ändern konnten. Jetzt wartete er scheinbar gelassen, aber innerlich mit steigender Ungeduld auf den summenden Reinigungsroboter, der den ohnehin sauberen Platz auch diesen Abend von nicht vorhandenem Schmutz und Abfall säubern würde. Ununterbrochen taumelten die Buchstaben und Worte von Tevomors stummem Protest über das große Holoband.
    Die Zeit kroch dahin, die Sonne verschwand hinter den Wolken, die sich dunkel färbten, und seltsame Muster bildeten Schleier und Schlieren auf dem Schaft des Obelisken, verschwanden in der dumpfen Nicht-Schwärze und tauchten schemenhaft wieder daraus hervor. Noch immer befand sich kein lebendes Wesen auf dem Platz, abgesehen von Dorn.
    Schließlich hob der Lift die Reinigungsmaschine auf das Niveau des Platzes. Summend begann sie mit der ersten Runde.
    „Noch mehr als eine Stunde", sagte Tevomor leise und sah zu, wie Akon hinter lang gezogenen Wolkenbändern unterging.
    Der Mond Xölyar stand riesengroß in einem runden Wolkenloch. Der kleine Zikyet war nicht zu sehen. „Heute werden sie mich zur Kenntnis nehmen müssen."
    Auf der vorletzten Runde hielt die Maschine an, drehte sich um neunzig Grad und aktivierte den Suchkopf. Linsen und Scannermodule richteten sich auf Tevomor. Dann flammten Scheinwerfer auf und blendeten ihn.
    Mit der gleichen pseudofreundlichen Frauenstimme sagte der Robot: „Trotz wiederholter Verwarnung und gewaltsamer Entfernung wurde die Anwesenheit desselben Bürgers abermals festgestellt.
    Mit herkömmlichen Mitteln ist neuerliche Behebung der Störung nicht möglich.
    Wenn die Störung nicht innerhalb einer Stunde beseitigt ist, wird der Ordnungsdienst eingreifen."
    Die Scheinwerfer erloschen. Dorn Tevomor grinste und bewegte die klirrende Kette, als die Maschine herumschwenkte und mit zischenden Saugern weiterschwebte. Volle zehn Stunden lang würde Dorn ausgeharrt haben. Ein kleiner Erfolg eines Einzelnen mitten in einer Zeit, in der niemand mehr die Übersicht hatte.
    Schließlich klickte das Zeitschloss, und der halbrunde Bügel schnellte zurück. Die Kupplung am Fußreifen glitt auseinander.
    Tevomor war frei; seine Freiheit bestand darin, sich auch morgen wieder anzuketten und gegen das System der Freiheitsberaubung eines ganzen Volkes zu protestieren. Er schaltete den Holo-Projektor ab und ging mit der klirrenden Kette in der Umhängetasche zum Ausgang des Platzes.
     
    4.
     
    31. Juli 1345 NGZ; Klanx-Toór-Park, Trainingspfad, zweites Drittel: Die Nachtschicht der Klinik hatte sämtliche Verbände über dem nachgewachsenen Hautgewebe gewechselt und mit wasserfestem Spray versiegelt. Endlich durfte Taje Karoon-Baal wieder lange heiß und kalt duschen und schwimmen. Er war leidenschaftlicher Schwimmer und hatte länger als eine Stunde das Gefühl der Leichtigkeit genossen, das ihn halbwegs an Schwerelosigkeit erinnerte.
    Jetzt, nach einer Tasse heißen Getränks und ein paar Bissen Kraftnahrung, lief er auf den zweiten Wendepunkt des Laufwegs zu und freute sich auf die folgende robotische Massage. Er dachte erst wieder an die schlanke Frau, als ihm unter den ausladenden Ästen der Artoisa-Koniferen eine Gestalt in enger Kleidung entgegenkam. Teile des bizarr geschnittenen Overalls veränderten bei jedem zweiten Schritt ihre Farbe. „Ist sie es?", rätselte er. Seine Atemzüge blieben tief und regelmäßig: „Nach der verrückten Kleidung zu urteilen ..."
    Noch ehe er sie erkannt hatte, hob sie die Hand, bewegte auffordernd die Finger und verlangsamte ihr Tempo. Sie rief ihn an, als sich der Sandpfad zwischen einem Buschrondell verbreiterte. „Die persönliche Bestzeit schon unterschritten? Du siehst gesünder aus als beim letzten

Weitere Kostenlose Bücher