2352 - Griff nach Drorah
Mal."
Sie blieb stehen. Er fiel aus dem langsamen Trab und ging auf sie zu. Die ständigen Farbwechsel lenkten ihn sekundenlang von ihrem Gesicht ab. Sie blickte ihn aus leuchtenden grünen Augen unverwandt an und begann zu lächeln. Er hob den Arm und zeigte auf die hautfarben glänzenden Verbände. „Es geht aufwärts. Jeden Tag ein bisschen besser", antwortete und hoffte, dass seine Stimme ebenso aufregend war wie ihr Lächeln. Er öffnete den Kragen des ärmellosen Overalls. „Aber ich kann den Fortschritt nicht durch aufregende Kleidung zeigen. So wie du."
„Laufen ist langweilig." Ihre prüfenden Blicke tasteten über sein Gesicht. „Da freut man sich, wenn in diesem leeren Park jemand auf einen aufmerksam wird."
„Du hast meine Aufmerksamkeit", antwortete er.
Für einen Sekundenbruchteil irrte ihr Blick ab, der eben noch auf seinem kurzen schwarzen Haar geruht hatte. Taje war gewarnt; als er sich mit einem Sprung zur Seite werfen wollte, gehorchten ihm seine Muskeln nur mit Verzögerung. Er hörte, wie rechts und links im Gebüsch Paralysatorladungen aufzischten. Er wurde von zwei Schüssen voll getroffen und nahm, bevor er das Bewusstsein verlor, die Geräusche raschelnder Blätter und knackender Zweige wahr.
*
Er blinzelte und erkannte unmittelbar vor sich ein großes Holo, in dem sich ein Gesicht abzeichnete. Zunächst blieb er bewegungslos sitzen und analysierte seine Lage. Man hatte ihn betäubt und hierher geschleppt. Hierher? Wo war „hier"? Er war überrascht, dass er keinen Impuls von Angst fühlte. Er war jedenfalls nicht in der Gewalt der Terminalen Kolonne.
Als er sich bewegte, spürte er; dass seine Arme hinter der Lehne des Sessels an den Handgelenken mit einem breiten Metallband und seine Fußknöchel an den Beinen dieses Sessels, ebenfalls mit Metallstreifen, gefesselt waren. Langsam kam er zu sich. Es gab keinen Scheinwerfer, der ihn blendete, aber der Kopf im Hologramm war durch ein virtuelles Programm unkenntlich gemacht worden. Bis auf das Hologramm und ihn schien der Raum leer zu sein, aber aus dem Augenwinkel erkannte er schräg rechts hinter sich einen Paravent, offensichtlich aus Metall. „Wir haben uns gezwungen gesehen, auf diese ... unkonventionelle Weise mit dir Kontakt aufzunehmen." Auch die Stimme war verzerrt; das Mikrofon und die Lichtquelle für das Gesicht - und möglicherweise andere Dinge oder weitere Anwesende - befanden sich also hinter dem Paravent. „Wir beabsichtigen weder, dich über Gebühr zu belästigen, noch, dein Leben zu gefährden."
Eine dunkle, angenehme Männerstimme, trotz des Verzerrers. Der Sprecher hatte keine Schwierigkeiten, sich auszudrücken. „Freut mich, das zu hören", antwortete Karoon-Baal, räusperte sich mehrmals und bekam seine Stimme in die Gewalt. „Warum habt ihr mich entführt?"
„Wir brauchen deine Hilfe."
„Vielleicht hätte eine einfache Bitte genügt, statt dramatischer Mühe und Lähmstrahlern gegen einen kranken Mann", sagte Taje lakonisch. „Welche Hilfe?"
„Zeiten der Not rechtfertigen diese Art des Vorgehens", lautete die unaufgeregte Antwort. „Wir haben dich beobachtet, sind in die Rechner der Klinik eingedrungen und haben deine Daten eingesehen. Einige zusätzliche Beobachtungen geben uns die Gewissheit, dass du ein Agent des Energiekommandos bist. Richtig?"
Auch Karoon-Baal brauchte nicht lange zu überlegen. „In Zeiten der Not", brachte er hervor, „ist die Lüge ebenso berechtigt wie die Wahrheit. Wenn sich herausstellt, dass ich keiner vom Kommando bin?"
Der Sprecher antwortete selbstbewusst.
Wenn er oder seine schöne Komplizin tatsächlich in den Rechner der Rehaklinik eingedrungen war, hatte Taje es schwerlich mit Amateuren zu tun. Trotzdem fürchtete er nicht um sein Leben. „Wirst du wieder betäubt und zum Park zurückgebracht. Und wir sitzen weiterhin auf unserem Problem."
„Auf welchem Problem?"
„Wir brauchen den ID-Kode eines Agenten des Energiekommandos. Nicht mehr und nicht weniger. Sonst nichts."
Beide Männer schwiegen. Taje Karoon-Baal war verblüfft. ID-Kode, ausgerechnet! Das verfremdete Gesicht im Holo bewegte sich nicht Taje setzte voraus, dass seine Entführer ebenso wie er wussten, wie es um das Energiekommando stand. Weder er noch sein unsichtbarer Gesprächspartner konnten sicher sein, dass die Reste des E-Kommandos nicht von Angehörigen der Terminalen Kolonne unterwandert waren, auch wenn dies eher unglaubwürdig schien. Auch die Ziele der letzten,
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