2353 - Requiem für einen Mond
ihn schon so, wie cer Dronart es tat. „Eine Hohe Frau, eine Nad'ehu des Energiekommandos - hier an Bord einer Handelsstation als Chefmedikerin. Wie passt das zusammen? Du warst cer Dronart untergeordnet, dabei stehst du im Rang weit über ihm."
Sie lachte trocken. „Darüber zerbrichst du dir den Kopf?"
„Ich verstehe es nicht."
„Als ich vor sieben Jahren kam, gab es noch Handel mit den anderen Völkern", erwiderte sie. „CROFON-4 war eine Stätte der Begegnung wie die BASIS, und wo gehandelt wird, fließen nicht nur Waren und Gelder, sondern auch Informationen.
Ich war hier, um die Spionage zu leiten, Kare. Cer Dronart, Vilard Vasaar, sie alle arbeiteten für mich. Wir horchten jeden unauffällig aus, der aus der Galaxis zu uns kam. Dann, als das aufhörte, wäre ich eigentlich überflüssig geworden. Aber ich wollte nicht nach Drorah zurück. Es war mein Wunsch zu bleiben, und ihm wurde stattgegeben. Die Medikerin ... Ja, ich habe es studiert, aber es war meine Tarnexistenz. Ich konnte nicht ahnen, dass ich mich in der Rolle wohl fühlen würde, aber so war es, und so wurde aus der Tarneine Hauptbeschäftigung. Auf Drorah oder anderswo im System gab es für mich zu der Zeit keine andere Verwendung, die meinen Neigungen entsprochen hätte. Also blieb ich und bin hier bis heute. Jetzt, da Naal krank ist, habe ich natürlich das Kommando."
Kare verstand es nicht ganz, nickte aber. „Und du?", fragte sie nach einer kurzen Pause. „Weißt du inzwischen, warum du dein Leben für ihn riskiert hast?"
Er schüttelte den Kopf, hielt dann jedoch inne und sah auf seine Fingerspitzen. „Ich kann es nicht sagen, vielleicht bin ich aber doch mehr Akone, als ich immer gedacht hatte." Er grinste. „Ich meine, ich würde es wahrscheinlich wieder tun, oder?"
„Du fühlst dich also nicht als Akone?"
„Nicht der typische", versuchte er auszuweichen. „Das Klischee", meinte Elena. „Ich hasse es, wenn sich Akonen anderen gegenüber aufspielen und für besser halten, für überlegen und wertvoller. Ich habe den Kommandanten für seine reaktionäre Haltung verachtet, aber ..,"
„Aber?" Die Hohe Frau sah ihn lauernd an.
„Aber je mehr Zeit ich mit ihm verbringe, desto mehr glaube ich ihn zu verstehen.
Die Akonen haben anderen Völkern vieles voraus. Die Versuchung ist groß, sich überlegen zu fühlen."
„Und wenn du Naal verstehen könntest, wäre er dir auch sympathisch?"
Kare nickte. „Als Akone ... ja. Ich denke, ich könnte ihn mögen."
„Und deshalb würdest du's wieder tun - dich für ihn in Gefahr bringen."
„Wahrscheinlich. Oder was willst du hören?", erwiderte er gereizt.
Sie stand wieder auf und schickte sich zum Gehen an. Vorher gab sie ihm einen Klaps auf die Schulter und lächelte. „Dann sprich weiter mit ihm, Kare. Ich könnte mir denken, dass auch er dich verstehen lernt."
Er starrte ihr nach, als sie ging. „Was war das denn?", fragte Harana. „Beginnt jetzt, angesichts des Endes, die große Verbrüderung?"
„Quatsch!", sagte er. „Vielleicht will sie uns zeigen, dass wir alle Akonen sind."
„Was nicht das Übelste wäre."
Er winkte ab und erhob sich ebenfalls. „Komm", sagte er. „Lass uns nach der Blume sehen. Patuul fragt sich bestimmt, wo wir bleiben."
„Kare?", fragte sie noch, bevor sie sich ihm anschloss. „Ja?"
„Was ist es? Da draußen am Himmel. Was passiert da? Was wird als Nächstes geschehen?"
„Ich bin genauso schlau wie du."
„Weißt du, was ich fast glaube? Kare, das ist alles ein einziger großer Plan. Etwas vollzieht sich nach einem genau bemessenen Ablauf. Es begann mit den Dunklen Obelisken. Dann kamen die Traitanks, das Fort und die Fähren. Und jetzt ... schweigt der Mond. Alles schweigt. Ganz Xölyar ist ..."
„Ja?", fragte er. „Vom Rest der Welt abgeschnitten. Etwas wird mit dem Mond geschehen, Kare. Und mit uns. Ich habe schreckliche Angst davor ..."
*
Es war ein gegenseitiges Feedback. Als Kare und Harana in den Hangar kamen, ließ die Blume „die Blätter hängen". Sie war schwach und dunkel, glänzte nicht, lebte kaum. Dies schlug sofort wieder auf sie selbst zurück. Kare verlor fast die Hoffnung. Er spürte tief in sich: Wenn sie starb, starb auch er. Seine Hoffnung, sein Wille zum Leben; der Glaube an Rettung - alles.
Aber wenn er dann Haranas Hand nahm und ihre Berührung spürte, wenn sie wurden wie eins, wenn die Wärme und das Gefühl der Hoffnung in ihm aufstiegen, die Ahnung von etwas, das sein und werden
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