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2353 - Requiem für einen Mond

Titel: 2353 - Requiem für einen Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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über Drorah.
    Die sechs anderen Flugobjekte waren aus der Geschichte der Milchstraße bekannt: Die Positronik besaß die entsprechenden Daten. Es handelte sich um nahezu identische Raumgiganten wie die MASCHINE ZWÖLF, die ab dem Jahr 427 NGZ vom Dekalog der Elemente eingesetzt worden war. Taje taufte sie Kolonnen-MASCHINEN.
    Während bei den Anin An, die als Element der Technik im Dekalog gewirkt hatten, jede MASCHINE anders geschaffen war, glichen sich die Kolonnen-MASCHINEN wie ein Ei dem anderen: Jede bestand aus zwei an den Polen aneinander gekoppelten Halbkugeln, deren riesige Schnittflächen von Aufbauten übersät waren, während zwischen den beiden Rümpfen ein Antriebswulst mit einem Außendurchmesser von 65 und einer Höhe von fünfzehn Kilometern rotierte. Der Gesamtdurchmesser der MASCHINEN betrug wie die Höhe unglaubliche hundert Kilometer. Die Funktion der vielen hohen Türme zwischen den Aufbauten wurde angegeben mit: diverse Projektoren, Antennen und dergleichen. Inklusive der mächtigen Zentraltürme betrug die Gesamthöhe einer MASCHINE atemberaubende 150 Kilometer.
    Ob die eingetroffenen sechs Kolonnen-MASCHINEN mit dem Cyborgvolk der Anin An bemannt waren, dem eigentlichen „Element der Technik", blieb dagegen offen. Es gab keine Anzeichen dafür, konnte aber auch nicht ausgeschlossen werden.
    Es macht keinen Unterschied, dachte Taje angesichts dieser erdrückenden Daten. Die Dinger sind da. Sag mir lieber, warum und wozu.
    Natürlich konnte die Positronik ihm diese Frage nicht beantworten.
    Die sechs MASCHINEN hatten sich allerdings nicht in den Orbit von Drorah begeben - sondern umkreisten stattdessen den Trabanten Xölyar! „Wozu das?", fragte Jere tan Baloy. „Was will die Kolonne ausgerechnet mit unserem Mond?"
    „Hast du keine anderen Fragen?", erwiderte Taje gereizt. „Woher soll ich das wissen? Ich bin genauso schlau wie du und muss diese Informationen erst mal verdauen. Aber ich schwöre dir, wir finden auch das heraus."
    „Und dann?"
    Karoon-Baal zuckte mit den Schultern. „Komm, mehr erfahren wir heute nicht mehr. Gehen wir zurück zu den anderen.
    Du weißt nicht zufällig, wie damals die Terraner die Anin An besiegen konnten?"
    Natürlich wusste Jere es nicht.
    Als sie draußen waren im Freien, mittlerweile war es tiefe Nacht, konnte er die MASCHINEN mit bloßem Auge vor dem graubraunen Mond sehen.
    Schweigende Wächter, wie die Fähren und Traitanks über Drorah.
    Was hatten sie zu bewachen? Was geschah um und mit Xölyar?
    Taje wollte nicht daran denken, wenigstens nicht, bis ihm die anderen ihre Fragen stellten. Er hatte Angst, dass ihm vielleicht eine Antwort einfiele.
     
    *
     
    In den kommenden beiden Tagen entwickelte der ehemalige Agent eine zielgerichtete Aktivität, die seinen Kameraden dennoch in einigen Teilen unverständlich blieb. Wenn sie ihn fragten, gab er kaum Antworten und vertröstete sie: Er wisse, was er tue.
    Sie hatten vielmehr das Gefühl, er wisse es nicht und sei darum so schweigsam.
    Die fünf unterschiedlichen Akonen rauften sich, davon abgesehen, von Stunde zu Stunde besser zusammen. Hier hatten sie ihre Ruhe, hier konnten sie nachdenken und versuchen, Pläne zu schmieden. In der Künstlerkolonie, abgeschieden von der Metropole, schien noch immer die Zeit stillzustehen. Wäre nicht hin und wieder am Himmel ein vorüberziehender Traitank zu sehen gewesen. man hätte glauben können, die Welt sei in Ordnung.
    Sie war es nicht, das wussten sie. Die Bewohner Echnaricolls vergruben sich in ihrer Arbeit und versuchten, ihre Ängste, Unsicherheit und Hoffnungen in ihrem Schaffen zu kompensieren. Es entstand ein ganz neuer Begriff: Kolonnen-Kunst. Er bezeichnete alles, was unter dem Eindruck der globalen Bedrohung durch die Fremden an Werken der verschiedenen Gattungen entstand. Taje und die anderen besuchten, wenn sie nicht selbst aktiv waren, Ateliers und Studios. Sie redeten mit den Künstlern und wurden immer freundlich empfangen. Und sie waren immer wieder aufs Neue beeindruckt von der Intensität der Gefühle, die ihnen entgegenschlugen.
    Es liegt viel Kraft darin, dachte Taje. Und er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Volk, das zu solchen Emotionen und Leistungen imstande war, jemals untergehen sollte.
    Der „Agent im Krankenstand" erstellte einen Notfallplan zur Evakuierung der Gruppe und ließ diesen immer wieder durchexerzieren, bis zum Erbrechen der Beteiligten. Und erst als die Fluchtwege auch tatsächlich „saßen", ging er zur

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