2367 - Rekruten des Chaos
besitzt nur die Kolonne."
Aus sicherer Entfernung beobachteten sie, wie die Boote in das MODUL zurückkehrten. Der Former von Haardh löste den Zündimpuls persönlich aus.
Erst sahen sie nur einen Lichtblitz. Dann blieb es für etliche Augenblicke dunkel.
Plötzlich schoss ein Feuerstrahl in die Höhe, gefolgt von einer Glutwolke. Grelles Licht lag über der Stadt mit ihren mehreren tausend Kilometern Durchmesser.
Wenig später explodierten die Energiespeicher in den Tiefen unter der Schnittfläche. Die Planetenhälfte brach auseinander. „Keine Fluchtfahrzeuge", stellte Kirkazon fest. „Die Kolonne verliert einen ihrer wichtigsten Trümpfe."
„Es ist meine Heimatwelt, hast du das vergessen?"
„Es ist auch meine Heimatwelt."
Der Former von Haardh wusste nicht, wie ihm geschah. Er musste lachen. Als das Keilschiff verschwand, fühlte er sich für kurze Zeit wohler.
*
Merkwürdige Gedanken geisterten durch seinen Kopf. Warum sollte er für alle Zukunft auf der Flucht sein? Zigtausende von Jahren dauerte sie inzwischen schon.
Das gesamte Universum schien nach ihm zu suchen.
Die Diener der Kosmokraten waren ebenso wenig vergesslich wie die Awour der Terminalen Kolonne oder die Datenspeicher der Fabrik, die seit der Erzeugung des Integrats offenbar keine andere Aufgabe mehr hatte, als ihn zu jagen. Der Former begegnete ihr in Orthembacht, vierzig Jahre später in Balconalmar.
Auf lange Sicht, das hatte er längst erkannt, hielt er die ständigen Ortswechsel nicht durch. Als Geistwesen für ein Nomadentum prädestiniert, war er seit langer Zeit an diesen Kristallkörper gebunden. Er wusste nicht einmal, ob eine Trennung noch möglich war oder das Erlöschen seines Bewusstseins zur Folge hätte.
Vor dem Gedanken scheute er sich so, dass er ihn nicht einmal mit Kirkazon diskutierte. Die Projektion fing eines Tages von sich aus damit an. „Du suchst Ruhe und Freiheit, die du nie bekommen wirst, solange du als Integrat durch das Universum ziehst. Zwei Wege bleiben dir. Werde wieder zu einem Körperwesen, oder tu einen Schritt nach vorn."
„Das würde ich gern, aber ich bin zu jung dafür."
„Sagte die Kaiserin von Therm dir auf eine Anfrage hin. Junge Entitäten müssen erst ein paar hunderttausend Jahre lernen. So ähnlich hat sie es formuliert. Was ist mit deinen Fähigkeiten? Du schleppst sie mit, aber du nutzt sie immer nur im Notfall."
Der Former dachte darüber nach und kam zu der Einsicht, dass Kirkazon wieder einmal recht hatte. „Dieses Mal werde ich auf dich hören."
Projektionen erschaffen, Lebewesen suggestiv beeinflussen, Kontakt mit dem Hyperraum herstellen und Falten oder Nischen erschaffen, das waren Fähigkeiten - die nicht einmal jede Superintelligenz besaß. Dabei drängte sich gerade Letzteres als Lösung für sein Problem auf. „Eine Hypersphäre, die stabil bleibt, ich werde das berechnen", sagte er nach einigen tausend Lichtjahren.
Mit den immensen Kapazitäten des COMPS dauerte es nur wenige Augenblicke, in denen fern am Horizont für wenige Augenblicke eine kobaltblaue Walze in den Normalraum tauchte, sich orientierte und danach blitzschnell wieder verschwand.
Nur gut, dass ich die Aufbauten am Keil beseitigt habe, dachte der Former von Haardh. Noch suchen sie alle nach einem verunstalteten Chaotarchenschiff.
Die nächsten zehntausend Jahre beschäftigte er sich mit einem geeigneten Zugang für seine Hyperraumsphäre. Da er immer Gefahr lief, entdeckt und gejagt zu werden, benötigte er den Schutz eines Asteroidengürtels oder einer Dunkelwolke.
Er suchte und fand ein rotierendes interstellares Trümmerfeld mit fast optimal kugelförmiger Anordnung der Bruchstücke. Er zwängte das Schiff ins Innere, erzeugte eine Hyperraumfalte und fing an, aus ihr eine stabile Sphäre zu gestalten. Der COMP berechnete die einzelnen Schritte.
Beinahe wäre der Former an der Frage gescheitert, wie er die Kristallteile des COMPS in den Hyperraum integrierte. Er entdeckte, dass er seine Fähigkeit der Projektion auch umkehren konnte, nämlich Materie entstofflichen und an einen anderen Ort bewegen. Auf diese Weise verlagerte er die ersten Teile des COMPS, entstofflichte seinen kristallenen Körper Stück für Stück, transferierte sie in die Hyperraumsphäre und bettete sie als quasikristalline Struktur in die dünne Trennschicht ein.
Er hatte Glück. Niemand entdeckte ihn in dieser Zeit. Als erster Gast kam Kirkazon aus dem Schiff herüber. Er bewunderte die kristalline Struktur
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