2372 - Plan der Phantome
ausgedacht haben, aber - verdammt noch mal - wir sind schon so gut wie tot!"
Plötzlich schrie er und fügte eine Salve von Flüchen an, die er noch nie ausgesprochen hatte. „Papa", sagte Wirgal fassungslos und zweifellos beeindruckt. „Still! Jetzt rede ich. Ihr mögt in Erricona unter den Hagu gewisse Erfahrungen mit Raubzügen gemacht haben - aber was da draußen in der Hauptstadt vorgeht, ist ein jämmerliches Spiel gegen einen Traitank.
Ihr übertragt eure Erfahrungen eins zu eins auf die Mächte des Chaos, und das ist euer Fehler."
Und zwar euer letzter Fehler. Kopty konnte nicht einmal Zorn oder Wut empfinden bei diesem Gedanken. Nur unendliche Traurigkeit.
*
„Noch kein Galaktiker hat meines Wissens das Innere eines Traitanks erblickt und dabei das Leben behalten." Kopty gab seiner Stimme einen ernsten Klang, der zu der schonungslosen Direktheit der Worte passte.
Siru erwies sich als wenig einsichtig. „Dann wird es höchste Zeit dafür."
„Aber mit einem habt ihr recht." Kopty hob den Kopf, nahm eine scheinbar selbstsichere Pose ein. Er musste seinen Söhnen angesichts der Katastrophe einen Halt bieten. „Einzig die Tatsache, dass wir Swoon sind, könnte uns unter Umständen eine winzige Chance verschaffen."
„Nicht unter Umständen, Vater. Das ist genau dein Problem und das aller anderen.
Ihr beugt euch den Umständen. Wir nicht.
Wir stehen darüber".
O selige Jugend ... sie glaubt an sich selbst und ist dabei unendlich naiv. „Der entscheidende Moment ist der Augenblick der Entladung. Wenn irgendjemand nachsieht,. ob wir das Richtige geliefert haben, müssen wir entwischen. Schnell und ohne auch nur die geringste Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Diese Sekunde müssen wir abpassen. Dann suchen wir sofort einen Weg aus dem Traitank. Vielleicht öffnet sich die Schleuse noch einmal, um die beiden restlichen Container einzuladen.
Dann kommen wir unter Um... dann kommen wir vielleicht ins Freie."
„Genug geredet." Wirgal stemmte die Hände, mit denen es ihm möglich war, in die Seiten, ballte die vierte zur Faust. „Wenn wir weiter unsere Zeit vergeuden, werden wir vielleicht noch entdeckt. Wir müssen sofort in unser Versteck gehen."
„Wirgal hat recht", stimmte Siru zu. „Ich denke, wir haben auch Platz für dich, Vater."
Kopty folgte seinen Söhnen zu einem Stapel aus H/4-Blistern. Einer war nicht versiegelt, nur verschlossen. Wirgal öffnete ihn.
Dahinter zeigte sich ein Hohlraum, in den sie sich zu dritt mühsam quetschten, eingerahmt von blausilbernem Erz. „Hier warten wir ab", verkündete Siru. „Wir können den Eingang in den Container beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. So werden wir erfahren, mit welchem Volk wir es zu tun haben. Wenn die erste Observierung der Ladung hinter uns liegt, schicken wir die Kameralinse an ihre Ausgangsposition zurück und können die Halle einsehen, in der wir lagern. So wissen wir, ob und wann wir den Container gefahrlos verlassen können."
Seine Söhne hatten sich offenbar besser vorbereitet, als er angenommen hatte.
Dennoch war ihr Plan weniger wagemutig als vielmehr töricht. „Nun heißt es abwarten", beendete Siru seine Darlegungen. „Wir sollten nur noch möglichst wenig reden, und wenn, dann flüstern. Man wird den Container zweifellos nach Sprengstoff scannen und möglicherweise auch Akustiksensoren einsetzen."
Kopty schluckte die Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag. Momentan blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu beugen. Er hatte keinen besseren Vorschlag zu bieten als sein älterer Sohn.
Wieder reflektierte er die zurückliegenden Ereignisse. Kaum zu glauben, dass der Tag noch immer nicht zu einem Ende gelangt war. Ein unseliger Tag. Mit dem größten Triumph und Erfolg seiner Karriere hatte er begonnen, und er endete damit, dass die ganze Familie in einer schäbigen Erzkiste kauerte und Metallstaub einatmete.
Nein ... er würde viel eher damit enden, dass Kopty und seine Söhne ihre Mörder mit eigenen Augen sahen. Denn nach der offiziellen Bordzeit war es genau eine Minute vor Tageswechsel, wie sich Kopty mit einem raschen Blick auf das Chronometer vergewisserte, als die Einstiegsluke geöffnet wurde.
Was würde sie erwarten?
Die avoide dürre Gestalt eines Ganschkaren, wie Kopty sie von Bildern kannte? Oder der Schlangenkopf eines Mor'Daer? Oder ein ganz und gar unbekanntes Volk?
Vielleicht entsprachen all die Skizzen und Darstellungen der Kolonnen-Völker, wie sie über die Medien verbreitet
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