2372 - Plan der Phantome
wurden, auch gar nicht den Tatsachen. Es wäre nicht das erste Mal, dass falsche Informationen gesendet wurden.
Nichts von alledem traf ein.
Kopty erblickte das, mit dem er am wenigsten gerechnet hätte. Nicht hier.
Nicht im Inneren eines Traitanks der Terminalen Kolonne TRAITOR.
Wirgal, gegen den er mit der rechten Körperhälfte gepresst war, zuckte zusammen.
Eine humanoide Gestalt betrat den Container. Sie besaß zwei Beine, zwei Arme, einen Kopf mit zwei Augen, Mund und Nase. Der Neuankömmling trug Zivilkleidung.
Zivilkleidung, wie sie auf Terra gebräuchlich war.
Kein Wunder.
Denn es handelte sich um einen Terraner.
Zwischenspiel: An Bord der FALADUR VI Der Erste Manufaktor Luri Jarrons glaubte, sich übergeben zu müssen. Der metallische Geschmack von Blut in seinem Mund war überwältigend stark.
Er wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen, fühlte die klebrige, schmierige Nässe, würgte, spuckte aus.
Noch ehe er sich aufsetzte, aktivierte er den Armbandkommunikator. Man musste sofort handeln!
Auch wenn er es kaum glauben wollte, hatte er in den letzten Minuten Glück gehabt. Denn er hatte den Verräter Kopty Pekking entlarvt, auf den bisher nicht einmal der Schatten eines Verdachts gefallen war.
Oder? Luri hatte das Faladur-Gremium über seine ungeheuerliche Entdeckung informieren wollen, aber er stockte. Zuerst musste er nachdenken und sich über die neuen Rahmenbedingungen informieren.
Ein schneller Blick ergab, dass seit seinem Zusammentreffen mit Kopty knapp zwanzig Minuten vergangen waren. Was mochte der Verräter in dieser Zeit alles angerichtet haben?
Er ärgerte sich darüber, dass ihn niemand gefunden hatte. Wenn er zehn Minuten eher das Bewusstsein wiedererlangt hätte, wäre das... „Wäre und hätte", murmelte er und desaktivierte den Kommunikator.
Vielleicht war es besser, Kopty auf eigene Faust zu suchen.
Was hatte der Verräter gesagt? Ich habe keine Zeit. Und: Ich werde dir alles auseinandersetzen, wenn ich zurückkomme. Falls ich zurückkomme.
Was sollte das bedeuten? Nur eine Irreführung?
Luri versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, wie Kopty reagiert hatte, als er ihn mit dem spontanen Verdacht, ein Verräter zu sein, konfrontiert hatte. Hatte sich da nicht Erschrecken auf seinem Gesicht gespiegelt? Das schlechte Gewissen, enttarnt worden zu sein?
Aber wieso? Wieso hätte Kopty Pekking Kontakt mit der Terminalen Kolonne aufnehmen und dem Feind die sensationellen technischen Entdeckungen mitteilen sollen?
Luri schwindelte, als ihm ein anderer Gedanke kam: Die entscheidende Idee im neuen Projekt war von Kopty Pekking gekommen. Wie hatte er die bis dahin als unüberwindbar geltenden Hindernisse überwunden? Etwa nur durch gezielte Hilfe vonseiten der Terminalen Kolonne?
Und zahlte in diesen Augenblicken die komplette Manufakturflotte den Preis für Koptys Triumph? Zog er sich vom Planeten zurück, um anderswo neu anzufangen, mit einer technischen Innovation, die ihresgleichen suchte?
Zu viele Fragen. Das ganze Gedankengebäude ruhte auf zu vielen Annahmen, um beweisfest zu sein. Alles konnte sich so abgespielt haben - oder auch ganz anders.
Luri stellte sich eine neue Frage. Traute er Kopty Pekking einen Verrat derartigen Ausmaßes zu? War solcherart Verrat für einen Swoon nicht ganz und gar undenkbar?
Wieder drehte sich sein Verstand in einem Kreisel aus Fragen, von denen jede die nächste gebar.
Er rief sich energisch zur Ordnung, und das Schwindelgefühl ließ nach. Dann atmete er tief durch, aktivierte den Kommunikator und funkte Kopty direkt an. Nichts.
Keine Antwort. Aber einen Versuch war es wert gewesen.
Der Erste Manufaktor verabscheute sich selbst für das, was er zu tun gezwungen war, doch er sah momentan keinen anderen Weg. Als Mitglied im Leitungsgremium der Manufakturflotte besaß er gewisse Vollmachten, die er zum ersten Mal in seiner Laufbahn auszunutzen gedachte.
Es war eine Ungeheuerlichkeit, in die Privatsphäre eines anderen Swoon einzudringen. In diesem Fall jedoch heiligte der Zweck die Mittel.
Koptys Kabine befand sich nur wenige Meter entfernt. Luri eilte los, nahm vor dem Schott aufrechte Haltung an und spannte alle Muskeln, um sich selbst in die angemessene Stimmung zu versetzen. Die äußere Haltung spiegelte das Innere wider, und er konnte einige Entschlossenheit und Selbstsicherheit brauchen. „Luri Jarrons", sagte er in Richtung des Spracherkennungsmechanismus. „Erster Manufaktor der Produzierenden Abteilungen der
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