2373 - Paros-Attacken
umhülltes Objekt fast schwarz, nicht völlig transparent, sondern eher als Schatten ohne Substanz, bei dem Strahlenschüsse ebenso wirkungslos blieben wie die Gravitationskerne der Potenzialwerfer.
Eigenemissionen wurden über Mikroaufrisse der modifizierten Paratronblase in den Hyperraum abgeleitet.
Die Passivortung von Feindraumern empfing nichts, und aktive Tasterimpulse wurden von der Deflektorkomponente umgeleitet. Auf geringe Distanz war nur der substanzlose schwarze Schatten zu erkennen.
Das Prinzip des Schattenschirms war damals aufgrund der turbulenten Ereignisse bis hin zur Übergabe der SOL an die Solaner zu den Akten gelegt und vergessen worden. Vor dem Hintergrund der Dunkelschirme TRAITORS hatten die QuinTechs in Quinto-Center bei den intensiven Recherchen das Paros-Prinzip wieder ausgegraben und an die aktuellen Bedingungen der Hyperimpedanz angepasst.
Aber selbstverständlich war auch der Schattenschirm alles andere als perfekt.
Mit jeder Sekunde seiner Aktivität verpuffte kostbares, schwer herzustellendes HS-Howalgonium. Zwar gab es neben der Fabrik auf Luna längst auch eine Möglichkeit, das Mineral im Mondstützpunkt der USO herzustellen. An Bord von Raumschiffen ließ es sich trotzdem nur als Ladung mitführen, die sich während des Einsatzes nicht ersetzen ließ.
Kein Schiff mit Paros-Projektoren konnte es sich leisten, den Schattenmodus länger als für ein kurzes Gefecht aufrechtzuerhalten. Vielleicht ließ sich der Einsatz für die Zukunft etwas optimieren.
Bisher blieb es eine vage Hoffnung.
Das zweite Problem lag in der hyperphysikalischen Struktur des Schattenschirms. Hyperphysikalisch wirksame Waffen wie zum Beispiel Intervallstrahler konnten den Schirm jederzeit angreifen und zerstören, denn sie setzten auf demselben energetischen Niveau an. „Wir kennen nicht einmal die Belastungsgrenzen des Schattenschirms", fuhr Bully fort. „Das HS-Howalgonium ist zu wertvoll, um es für solche Versuche zu opfern. Und Quinto-Center, wo solche Tests möglich wären, wird von TRAITOR gesucht und kann sich derzeit keine emissionsintensiven Experimente leisten."
Fran Imith stand mit einer gleitenden Bewegung auf. Bully warf ihr einen überraschten Blick zu. „Ich sehe nur einen Weg, deine düsteren Gedanken zu vertreiben." Sie zwinkerte dem Aktivatorträger zu. „Ein bisschen Bewegung kann nicht schaden."
*
Die Kennung stammte von einer Drohne.
Da die Terraner nur ein paar Dutzend Schiffe mit VRITRA-Kanonen und Schattenschirmen zur Verfügung hatten, setzten sie in abgelegenen Gebieten Drohnen aus.
Diese Kleinstflugkörper von meist zigarrenförmigem Aussehen besaßen Lineartriebwerke mit einer Gesamtreichweite von fünf- bis sechstausend Lichtjahren. Sie flogen praktisch unaufhörlich mit fünfzig Prozent Lichtgeschwindigkeit durch den Leerraum und sammelten Daten. „Die Drohne gehört zur LIVINGSTONE", stellte Bully nach einem Blick auf das Datenholo fest.
Die LIVINGSTONE operierte zusammen mit anderen ENTDECKERN weit jenseits des Sternhaufens.
Die LEIF ERIKSSON II schickte einen gerafften und verschlüsselten Kodeimpuls an die Drohne, worauf diese ihre Daten an das LFT-Flaggschiff überspielte und anschließend ihren Speicher löschte.
Reginald Bull ging vor seinem Sessel hin und her, die Faust gegen das Kinn gepresst.
Das Warten auf das Auswertungsergebnis zerrte an seinen Nerven.
Aber Shabor Melli ging auf Nummer sicher und hatte eine dreifache Datenprüfung angeordnet. „Die Signale kommen aus dem Zentrum des Jamondi-Haufens", verkündete der Funk- und Orterchef dann. „Und zwar aus dem Sektor der Sonne Manoko. Sie sind deutlich und klar. Die Fragmente, die. wir ebenso wie Berkeleys Verband auffingen, stammen von da. Ich kann sie eindeutig zuordnen."
Shabor Melli projizierte Jamondi auf den Holoschirm. Der Sternhaufen besaß einen Durchmesser von 340 Lichtjahren mit ungefähr 220.000 Sonnenmassen.
Am 8. September 1332 NGZ war er endgültig in den Normalraum zurückgekehrt, nachdem sich der Hyperkokon aufgelöst hatte, in dem Jamondi seit Urzeiten versteckt gewesen war Das hatte auch die Frage nach der Handvoll Sonnen des Sektors Hayok beantwortet, deren Existenz den Astronomen seit Jahrtausenden ein Rätsel war.
Der Sektor Hayok hatte ursprünglich zu Jamondi gehört. Als die Superintelligenz ES aber vor sieben Millionen Jahren den Sternhaufen abgeschottet hatte, waren ein paar Sonnen als Energielieferanten für den Hyperkokon nötig geworden. Und die waren im
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