2374 - Der Trojaner
würde Wasser an sich binden und einen Teil dazu beitragen, dass sogar diese Flut eines fernen Tages nur mehr ein schwaches Rinnsal sein und in der Wüste versickern würde.
Vor ihm zweigte die Straße zum Gor'Ranton-Platz ab.
Wenige Meter über dem Boden schwebte der unheimliche schwarze Diskus.
Ashtai sah Mor'Daer ausschwärmen und rannte schneller.
Neben ihm liefen die anderen. Von allen Seiten kamen sie; ihre Zahl wuchs stetig.
Wie Sand ...
Wenn ihr uns tötet, verliert ihr eure Ressource! Tut ihr das nicht, werdet ihr sterben!, schrien seine Gedanken.
Er löste den Nadler aus. Eine Salve von zehn Sprengsätzen detonierte zwischen den Mor'Daer und fegte sie mit unwiderstehlicher Wucht beiseite. Zurück blieben nachglühende Krater in der Straße und leblose schlangengesichtige Soldaten der Kolonne. Der Vormarsch der Angreifer geriet nicht eine Sekunde lang ins Stocken.
Ashtai schaute nicht mehr rechts oder links, er sah nur noch den schwarzen Diskus, die Soldaten in ihren Rüstungen und die Explosionen seiner Nadlersalven.
Dann war das Magazin leer Im Laufen warf er es aus, zerrte mit zitternden Fingern ein Ersatzmagazin aus einer Seitentasche seiner Kombination hervor und hätte es beinahe verloren. Er war Ortungstechniker, kein Soldat und schon gar nicht der Typ, der Auseinandersetzungen brauchte, um sich zu beweisen. Trotzdem ...
Viel zu lange dauerte es, bis das Magazin endlich einrastete.
Für Sekunden war er abgelenkt gewesen.
Als er den Blick wieder hob, sah er vor sich ein Heer von Mor'Daer, das jeden Widerstand niederwalzte. „Verdammt sollt ihr sein!" Die Panik ließ seine Stimme beben. Zugleich löste er den Nadler wieder aus - Dauerfeuer diesmal, alle hundert Explosivgeschosse...
Grelle Helligkeit und eine mörderische Hitze schlugen über ihm zusammen und raubten ihm den Atem, während die Glut seine Kleidung zerfallen ließ und sich tief in seinen Körper hineinfraß.
Mit schwindenden Sinnen begriff er, dass ein Geschütz des Traitanks das Feuer eröffnet hatte. Ohne Rücksicht auf die eigene Truppe.
*
„Die Sequenz wird unvollendet abgebrochen!", flüsterte eine angenehm akzentuierte Kunststimme. „Steuerung des Aufwachens mit bewusster Verzögerung, um der Gefahr eines destabilisierenden Schocks entgegenzuwirken. Die Abkopplung aus dem Programm beginnt - jetzt!" Stille.
Vorübergehend war da nichts anderes mehr als ein heilloses Durcheinander in seinen Gedanken. Ashtai wollte alle Überlegungen zugleich zu Ende bringen, konnte sich aber nicht auf eine einzige davon konzentrieren.
Die aufkommende Übelkeit quälte ihn und machte es ihm unmöglich, sich gegen die Verzögerung zu behaupten. „Du musst versuchen, ruhig zu bleiben!", wisperte die Stimme.
Ich kann es nicht! Ich will...
Sein gedanklicher Widerstand provozierte einen Schwall positronischer Impulse, das wurde ihm gleichzeitig bewusst. Während er versuchte, Fiktion und Realität voneinander zu trennen, spürte er eine vage Berührung am Hals und gleich darauf das kühle Prickeln eines injizierten Medikaments. Es half ihm, sich zu entspannen. „Noch drei hundertstel Tontas, dann kannst du dich aus dem Sessel erheben und ..."
Im Hintergrund vernahm er Stimmen.
Bislang verschwammen sie für ihn zu einem dumpfen Rauschen, das sich mit dem Pochen in seinen Schläfen mischte. „Die Rekonvaleszenzphase geht zu Ende, Ashtai. Deine Körperfunktionen erreichen Normalwerte. Tiga Ranton Animas hofft, dass dein mentaler Ausflug die erwünschte Entspannung brachte ..."
Das klang nach Ironie, obwohl es nicht so gemeint sein konnte. Ashtai hörte nicht mehr hin. Mit beiden Händen griff er sich in den Nacken und löste die letzten Sensoranschlüsse. „Was ist geschehen?"
Schwankend kam er aus dem Sessel hoch, und nach wenigen Schritten hatte er seine Körperbeherrschung zurück. Gehetzt schaute er sich um in dem Meer von Holos und Datenschirmen, in dem seine Mitarbeiter kantig wie Puppen agierten.
Zum ersten Mal fiel ihm ihre Blässe auf, diese unwirklich zerbrechliche Transparenz, die von den einander überlagernden Lichtreflexen und Projektionen verursacht wurde. Es schien, als bewegten sich seine Leute in einer anderen Welt, sichtbar zwar, aber trotzdem durch viele Barrieren von ihm getrennt.
Nur für einen Moment schloss er die Lider und massierte sich die Schläfen. Danach war alles ein wenig besser.
Garba da Miondal blickte ihm entgegen.
Funkelnd umfloss ihr Silberhaar das Gesicht mit den ausgeprägten
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